CHAPTER 6

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Wie erstarrt bleibe ich liegen. Wer ist da? Wie viel Uhr ist es? Verdammt, ich kann mich nicht bewegen... Wieso überhaupt? Ich meine, wenn man jemanden beraubt guckt man doch erstmal ob derjenige irgendwas Wertvolles hat, und das wertvollste in diesem Haus ist meine Playstation. Ich versuche so ruhig wie möglich zu bleiben, halte meine Augen geschlossen. Ich höre schwere Schritte die langsam auf mein Bett zu kommen. Wenn ich mich nicht irre kniet derjenige gerade neben mir nieder. Eine große, raue Hand packt mich an der Schulter und dreht mich auf den Rücken. Ich tue immer noch so als würde ich schlafen, obwohl meine Atmung etwas anderes verrät. Besagte Person nimmt mein Handgelenk. Moment... Ich kenne diesen Griff. Ich kenne diese Hände.
Ich öffne meine Augen, lehne mich auf und bin nur noch wenige Zentimeter von Damons Gesicht entfernt. Eine kurze Weile ist es ruhig, dann weicht er zurück und setzt sich auf den Boden. Ich sehe ihn nur verwirrt an.
"Was... War das denn?", frage ich, immer noch etwas perplex. Er sieht mich nur ernst an.
"Gar nichts." Er steht auf und sucht den Ausgang. Dann komme ich erst richtig zu Bewusstsein.
"Hey, warte!" Ich springe auf und halte ihn am Handgelenk fest. Er dreht sich zu mir um. Schnell lasse ich los. "Was machst du hier?"
"Gar nichts.", wiederholt er sich.
"Das glaube ich dir nicht."
"Man ist doch egal." Damon findet meine Tür und zack, ist er weg. Ich bleibe einfach nur da stehen.
Ich schüttele mich kurz und setze mich dann in mein Bett. Einschlafen kann ich nicht. Danke Damon. Wieder mal. Ich lege mich hin und sehe auf mein Handy. In einer halben Stunde klingelt mein Wecker. Ich seufze und stehe auf. Ich gehe an mein, jetzt kaputtes, Fenster. Ich sollte heute Nachmittag mal jemanden anrufen um das zu reparieren. Heute kann man sogar die Sterne sehen. Da ist Orion. Hi.
Als mein Wecker mich aus meinem 'Tagtraum' reißt gehe ich ins Badezimmer und wasche mein Gesicht. Da fällt mir mein Handgelenk auf. Es ist rot angeschwollen und hat Bisspuren. Etwas beängstigt sehe ich mich um, dann wieder auf mein Handgelenk. War er hier? War er vorher hier? Was zur Hölle ist passiert in dieser Nacht? Und wenn er schon getrunken hat, was hat er dann gerade gemacht? Als ich in den Spiegel sehe bemerke ich, dass mir schwindelig ist und stütze mich am Becken ab. Verdammt Damon! Halb bei Bewusstsein ziehe ich mich um und mache Frühstück. Eine halbe Stunde später sitze ich im Bus. Draußen ist es eiskalt. Und das im April. Ich schlafe fast ein. An der Schule stubst mich jemand an und ich gehe nach draußen.
Maria erwartet mich wie gewöhnlich am Spind und schließt mich in ihre Arme.
"Jessie! Ich hab mich so sehr gefreut dich zu sehen! Lisa kommt bald!" Ach ja... Das habe ich ganz vergessen.
"Das habe ich dir doch gestern selber gesagt.", erkläre ich ihr mit einem sanften Lächeln. Sie streift mir eine Strähne aus dem Gesicht. Sie sieht besorgt aus.
"Oh je, Süße, was ist denn mit dir passiert? Hast du schlecht geträumt? Du bist ja ganz blass!" Aus Reflex umschließe ich das angeschwollene Handgelenk mit meiner Hand. Ich schüttele den Kopf.
"Ja... Nein... Wahrscheinlich... Irgendwie sowas." Ich öffne meinen Spind und packe meine Tasche.
Sie lacht leicht. "Was jetzt?"
"Ich hatte einfach eine unruhige Nacht." Sie nickt einverstanden.
"Wie auch immer. Hast du Mathe gemacht?" Ich nicke, noch im Halbschlaf. Mathe... Verdammt, da sitzt Damon neben uns. Maria nimmt mich an die Hand und zusammen gehen wir zu den Matheräumen. Wiedermal fällt mir auf wie groß unsere Schule eigentlich ist. Beim Raum angekommen sehe ich mich unsicher nach Damon um. Und da ist er. Umringt von vielen Mädchen. Lachend. So ein scheinheiliger Freak.
Maria kommt mir etwas näher. "Weißt du, er hat mir erzählt das er bei dir so sein kann wie er wirklich ist. Ist das nicht romantisch?" Ich kann meinen Blick von Damon nicht lösen. Verdammt. Der Typ macht mir Angst. "Jessie?" Diesmal klingt sie etwas besorgt. "Hey Jessie, alles in Ordnung?"
Ich sehe zu ihr. Naja eher an ihr vorbei. "Hm? Ja... Alles klar."
"Das war nicht wirklich überzeugend." Ich nicke nur. "Ist dir kalt, Jes?"
Jetzt schaffe ich es ihr in die Augen zu sehen. Maria macht sich wohl echt Sorgen. "Wieso?"
"Na du zitterst!" Ich sehe an mir herunter.
"Ich... Ich fühle mich auch nicht wirklich gut... Kannst du mich bitte einfach weg von hier schaffen?"
"Natürlich." Maria hält mich ganz fest und begleitet mich zum Treppenhaus. Dort setze ich mich auf eine Stufe. "Ach Süße, was ist denn mit dir passiert?"
Ich höre wie die Tür hinter uns sich öffnet. Maria dreht sich um. Ihr erst etwas angespannter Körper beruhigt sich jetzt. "Ah, hey Damon. Alles in Ordnung?" Ich erstarre. Nein... Nicht Damon! Ich krümme mich zusammen und suche Schutz bei Maria.
"Was hat sie?" Ich zucke zusammen als er spricht.
"Ich weiß es auch nicht. Bei den Spinten wirkte sie noch relativ normal, aber jetzt kann sie sich kaum noch bewegen." Sanft streichelt sie meinen Rücken. Dadurch schaffe ich es mich ein bisschen zu beruhigen. Ich starre auf das angeschwollene Handgelenk. Dann fange ich an zu weinen. Damon kommt angerannt und drückt auf die Schwellung. Au... Das tut weh Damon... Wo... Wo bin ich?

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