Nele spürte die Muskeln des Rappens, als er in gemäßigten Tempo auf das Cavaletti zu galoppierte. Am Anfang war der Rappe etwas anstrengend gewesen und man hatte ihm ganz klar sein Temperament angemerkt, doch mit der Zeit war er ruhiger geworden und hatte sich gelöst. Nele ging in den leichten Sitz, als der Rappe kraftvoll vom Boden absprang. Sie klopfte ihm den Hals und staunte. "Da war locker ein halber Meter Platz." Hörte sie ihre Mutter sagen. Die Anzeige hatte Recht behalten, jedenfalls bis jetzt. Der Rappe war ein talentierter Springer. "Versuch es mal mit dem Steilsprung."
Nele legte ihren Blick auf die Stangen, die in der Länge der Bahn der großen Reithalle aufgebaut waren. Sie galoppierte den Hengst wieder an, den sie kurz nach dem Cavaletti zum Trab durchpariert hatte und ritt auf den Steilsprung zu. In diesem Moment gab es nur sie, den Rappen und das Hindernis. Nele spürte, wie der Hengst sein Tempo erhöhte und gab gleich darauf halbe Paraden, damit er nicht zu schnell und zu nah an den Steilsprung herankam.
Mit einem kraftvollen Sprung schoss der Rappe in die Höhe und setzte über das Hindernis hinweg um danach sanft auf der anderen Seite zu landen. Nele klopfte dem Hengst den Hals. Sie war überzeugt, dass er ein wirklich talentierter Springer war und das er mit dem richtigen Training sehr erfolgreich werden konnte.
"Könnt ihr den Sprung etwas höher machen?" Fragte sie, während sie den Hengst auf den Zirkel abwand und vorwärts trieb. Die Galoppsprünge des Pferdes waren kraftvoll und groß aber dabei sehr leicht auszusitzen. Aus dem Augenwinkel sah sie Elaine von der Ecke der Halle auf den Steilsprung zulaufen. Nele parierte den Hengst durch und trabte ihn einmal auf den Zirkel, ehe sie die Hand wechselte und erneut angaloppierte. Der Hengst schnaubte und machte den Hals rund. Das Mädchen auf seinem Rücken klopfte ihm den Hals. Das er so einfach zu reiten war, hatte sie nicht erwartet.
Als Elaine wieder in die Ecke zurück gekehrt war wechselte sie noch einmal die Hand. Auf Kommando sprang der Hengst im Galopp um und drehte ein Ohr zu Nele. "Dann zeig, was du kannst." Flüsterte sie und trieb das Pferd auf den Steilsprung zu, der mittlerweile A** Höhe hatte.
Vor dem Hindernis zog der schwarze Hengst noch einmal an und Nele musste ihm eine halbe Parade geben, damit er nicht zu nah an das Hindernis kam. Der Hengst schnaubte einmal, sprang ab und setzte sanft über das Hindernis. Nachdem er seine Hinterbeine aufgesetzt hatte buckelte er einmal fröhlich. Das Mädchen auf seinem Rücken klopfte ihm lachend den Hals.
"Das habt ihr beiden super gemacht." Rief ihr ihr Vater zu. Ihre Mutter, die neben ihm stand grinste breit. Nele nickte. Sie war glücklich und stolz. Stolz auf sich und stolz auf den Rappen, der in nur wenigen Minuten offiziell ihr gehören würde. Sie parierte ihn zum Trab durch und lies langsam die Zügel aus der Hand kauen.
Sie sah und spürte, wie der Hengst den Hals lang machte und sich streckte. Schließlich parierte sie ihn durch und ritt noch ein paar Runden ab. Elaine war schon aus der Halle verschwunden und stand nun bei ihren Eltern, die sich angeregt mit ihr unterhielten.Nele schloss die Riemen der Decke und gab dem Hengst ein Leckerli. Dieser schnaubte und winkelte entspannt sein Hinterbein an. Das Mädchen lächelte und schloss seine Boxentür um in das Wohnhaus zu gehen, wo ihre Eltern und Elaine schon auf sie warteten.
"Setz dich." Wies sie ihr Vater an. Nele setzte sich, während sie grinste wie ein Honigkuchenpferd. Sie sah zwischen ihren Eltern und Elaine hin und her und konzentrierte sich kaum auf das Gespräch. Viel wichtiger war ihr der Gedanke, dass der Rappe in wenigen Minuten offiziell ihr gehören würde.
Nach endlosen Minuten, in denen Nele sich immer mehr gelangweilt hatte, holte Elaine endlich die ersehnten Unterlagen hervor. Neles Eltern lasen sich den Vertrag durch und diskutierten etwas, ehe sowohl ihr Vater, als auch ihre Mutter ihre Unterschrift auf den Vertrag setzten. Auch Elaine unterschrieb. Nele grinste noch breiter. Nun war es offiziell. Der Hengst gehörte ab sofort zu ihr.
Elaine schüttelte Nele und ihren Eltern die Hand und sagte "Sie können ihn sofort mitnehmen, wenn sie wollen. Brauchen sie Ausrüstung?" Ihr Vater schüttelte den Kopf. "Darum kümmern wir uns." Nele nickte energisch. Sie hatten bisher jeden ihrer Sättel und Trensen anfertigen lassen, damit dieser so gut wie möglich saß und dem Pferd in keinster Weise weh tat.
Nele sprang auf, als ihre Eltern sich zur Tür wandten und stürzte vor ihnen aus dem Haus. So schnell, wie sie konnte lief sie in den Stall zu der Box des Rappens und öffnete die Tür.
"Nele hast du nicht etwas vergessen?" Sie drehte sich zu ihrem Vater, der ein Halfter und Transportgamaschen in die Luft hielt. Sie schüttelte den Kopf. "Die wollte ich gleich holen. Trotzdem danke." Sie nahm das braune Lederhalfter, was sie extra geholt hatten, falls sie den Hengst kaufen sollten und stellte es auf die richtige Größe ein. Sie schaute nach, dass es auch nirgends drückte oder rieb und nickte dann zufrieden. Das Halfter sah perfekt aus an dem Rappen.
Dann packte sie ihn in die Transportgamaschen und die Decke, die sie auch extra für ihn geholt hatten und führte ihn zum Wagen. Ihr Vater hatte schon die Klappe runter geklappt.
Im Anhänger sah sie den mit Stroh ausgepolsterten Boden und das Heunetz, was schon darin hing. Langsam ging sie auf den Anhänger zu. Der Rappe am anderen Ende des Stricks schnaubte, lief aber ohne zu zögern die Klappe hoch. Als seine Nase schon im Hänger war blieb er stehen und schnaubte. "Na komm schon." Redete Nele dem Pferd gut zu, da sie befürchtete, dass er den Rückwärtsgang einlegen würde. Dieser schnaubte noch einmal und nahm den Schweif hoch. Nele lachte, als der Rappe vor die Klappe äppelte. "Er will glaube ich noch etwas zur Erinnerung hier lassen." Lachte auch Elaine. Nachdem er fertig war ging er weiter brav Nele hinterher, die ihn im Hänger anband und dann durch die kleine Tür aus dem Hänger stieg um ihrem Vater zu helfen die Klappe zu zu machen.
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Jump for ME
Teen FictionNachdem Neles langjähriger Freund und Begleiter, ihr Isländer Nutmeg, gestorben ist, hatte sie sich geweigert wieder den Stall zu betreten. Doch die Sehnsucht nach Pferden und der Turnierluft hatte sie letztendlich dazu gebracht wieder mit dem reite...