Achtlos warf Nele ihren Rucksack in die Ecke. Sie hasste Schule und alles, was ihr den Tag versüßte war der Gedanke, dass sie heute nicht sofort mit Diablo trainieren würde, sondern erst einen langen Ausritt unternehmen würde. Kurz sah sie sich an, was sie für Hausaufgaben hatten, doch die konnte sie auch machen, wenn es zu dunkel zum reiten war, als zog sie sich um und rannte zum Stall, wo sie ihrem Pferd über die Stirn strich, ihm das Halfter über den Kopf zog und aus dem Stall führte um ihn für den Ausritt fertig zu machen. "Du hast es gut." Sprach sie, während der Striegel gleichmäßig über den Rücken des Rappens strich. Diablo dreht die Ohren in Neles Richtung. "Du musst keinen sinnlosen Mist wissen. Wen interessiert es denn, dass Mendel 1843 dem Augustinerorden beigetreten ist. Wichtig ist doch nur, dass der Typ die Krezungsregeln gemacht hat. Und das die Uniformitätsregel, Spaltungsregel und Unabhängigkeitsregel heißen interessiert doch auch niemanden. Wie das funktioniert ist ja easy." Nele klopfte den Striegel ab und kratzte dem Hengst die Hufe aus. "Ob deine Eltern jetzt reinerbig schwarz oder mischerbig schwarz waren und ob schwarz sich jetzt rezessiv oder dominant verbreitet interessiert mich doch auch nicht." Diablo schnaubte. "Da stimmst du mir zu was?" Nele lachte. Sogar das Pferd wusste, wie sinnlos Bio an manchen Stellen war.
Nele trieb Diablo im Galopp vorwärts. Sie spürte den Wind in in ihrem Gesicht und sie spürte, wie sich der Hengst unter ihr streckte. Die Bäume zu ihren Seiten fegten an ihr vorbei und die Hufe des Hengstes donnerten über den Waldboden. Eine entspannte Runde ausreiten. Das war alles, was Nele in diesem Moment gebraucht hatte. Die Schule hatte ihr gerade an diesem Tag den letzten Nerv geraubt und sie hatte kein Bock mehr darauf. Ständig musste sie Pferd und Schule unter einen Deckel bringen. Ständig musste sie lernen um gute Noten mit nach Hause zu bringen Ständig setzte sie sich unter Druck alles an einem Tag zu schaffen, doch sie merkte selber, dass sie Schule mehr und mehr schleifen ließ, doch das war in dem Moment egal. Jetzt gab es nur sie, Diablo und die Freiheit. Nichts anderes zählte. Der Ausritt sorgte dafür, dass sie, wenigstens für den Moment, alles vergessen konnte.
Die Kurve, vor der sie durchparieren musste kam immer näher, sodass Nele dem Hengst halbe Paraden gab und tief in den Sattel einsaß. Diablo drehte seine Ohren nach hinten und schnaubte, während er zum Trab durchparierte. Nele klopfte dem Rappen den Hals und spürte, wie der rappe atmete. Sie hatte nicht erwartet, dass er sofort langsamer wurde, sodass sie jetzt noch ein Stück traben konnte, ehe sie die Kurve erreichte, von wo sie auf den Weg kamen, der zurück zum Hof und ihrem zu Hause führte. Der Hengst kaute auf dem Gebiss, nachdem sie zum Schritt durchpariert hatte und streckte den Hals, als Nele ihm ein wenig Zügel gab.
Das Mädchen nahm seine Füße aus den Steigbügeln und lies sie entspannt baumeln. Das war ihre Vorstellung, wie man einen Nachmittag verbringen konnte und somit konnte sie zwei Fliegen mit einer Klappe schlagen. Ihre Probleme vergessen und Diablo ein wenig die Umgebung zeigen und zu schauen, wie er sich im Gelände verhielt. Sie war erstaunt gewesen, wie ruhig er sich verhalten hatte.
Am Anfang war er ein wenig nervös herumgetänzelt, doch Nele schien ihm Sicherheit und Ruhe rübergebracht haben, sodass der Hengst schon bald entspannt lief und nur ab und zu neugierig seine Umgebung beäugt hatte.
Nun war es Nele, die ihre Umgebung beäugte. Langsam begannen die Knospen zu sprießen und die Luft wurde spürbar wärmer. Der Frühling stand vor der Tür und das kam Nele nicht ungelegen, denn sie hasste den Winter. Zu kalt, zu weiß und zu glatt. Sie war froh, dass der Winter, der sie dieses Jahr heimgesucht hatte sich nicht bis zu ihnen ausgebreitete hatte, sodass sie nicht immer Angst haben musste immer und überall auszurutschen. Vor allem für die Pferde, die beschlagen waren, war der Winter eine Qual, denn mit den rutschigen Eisen war es schwer guten halt auf purem Eis finden zu können. Doch die Vögel und die Knospen kündigten den Frühling an, auf den Nele sich schon seit Silvester freute. Von weitem sah sie schon das Dach ihres Hauses zwischen den Skeletten der blattlosen Bäume auftauchen und seufzte. Der Ausritt war viel zu schnell zu Ende gegangen und ihre Hausaufgaben rückten mit jedem Schritt, den Diablo tat näher und näher, doch Nele wusste, dass sie unausweichlich waren und sie hätte den Ausritt auch nicht weiter in die Länge ziehen können, denn obwohl die Tage nun länger wurden sah sie, wie es von Minute zu Minuten dunkler wurde.
Am Putzplatz schwang ihr Bein über den alten Vielseitigkeitssattel. Mittlerweile hatte Diablo einen neuen Sattel, doch sie hatte sich dazu entschieden diesem zum ausreiten zu benutzen, da ihr der neue Springsattel dazu zu schade und zu unbequem war. Sie strich dem Hengst über den nun vom Schweiß etwas feuchten Hals und führte ihm zu seinem Strick und dem Halfter, wo sie ihm den Sattel und die Hufglocken abnahm und ihn dann in seine Box führte, wo er sofort zum Wasserspender ging um etwas zu saufen. Nachdem der Eimer nicht mehr da stand, hatte Diablo relativ schnell begriffen, dass er sich sein trinken nun wann immer er wollte selber holen konnte. Nele streichelte den Rappen noch einmal zwischen den Ohren, ehe sie seine Box verließ um das Gebiss auszuwaschen und die Ausrüstung zu verstauen. Nachdem das alles getan war wusste sie, dass nun kein Weg an den Hausaufgaben vorbei führte, denn das Abendessen für die Pferde würde es erst später geben und wenn sie jetzt das Frühstück vorbereiten würde, wäre es nicht mehr länger ruhig in den Ställen. Mit einem seufzten verließ sie den Stall um im Haus duschen zu gehen und sich dann an ihre mit so viel Glück aufgeschobenen Hausaufgaben zu setzen.
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Jump for ME
Novela JuvenilNachdem Neles langjähriger Freund und Begleiter, ihr Isländer Nutmeg, gestorben ist, hatte sie sich geweigert wieder den Stall zu betreten. Doch die Sehnsucht nach Pferden und der Turnierluft hatte sie letztendlich dazu gebracht wieder mit dem reite...