Nachdem Nele ein paar Mal ihre Kissen vor Wut und Depression vom Sofa geworfen hatte, hatten sie es tatsächlich geschafft ihre Hausaufgaben fertig zu machen und sogar noch zu lernen. In der Zwischenzeit war es draußen dunkel geworden, doch sie hatten tatsächlich noch Zeit für eine Reitstunde. "Ich hasse Schule." Knurrte Nele, als sie sich ihre Reithose anzog. Felix lag auf Neles Bett, sah auf sein Handy und lachte. "Ich weiß. Aber jetzt sind wir fertig und vor uns liegen zwei Schulfreie Tage." Nele seufzte erneut. "Endlich. Kaum zu glauben, dass Diablo morgen schon eine Woche hier ist. Es kommt mir so vor, als wäre er schon viel länger hier." Felix setzte sich auf und lächelte sie an. "Ihr zwei seid ein tolles Team. Fast so gut wie Nutmeg und du." Nele schluckte kurz, doch sie hatte es geschafft ihre Gefühle zu kontrollieren. Es hatte ihr wirklich sehr geholfen mit Patrick über den braunen Hengst zu reden und das hatte ihr mehr denn je geholfen den Schmerz zu überwinden und mit einem lächeln an die vergangene Zeit zu denken. "Genauso wie Ma Belle und du." Felix grinste. "Hoffentlich." Erwiderte er.
Wenig später saß Felix auf der Schimmelstute und Nele stand am Hallenrand, während Felix und Ma Belle ihre Runden drehten. Es klappte an diesem Tag viel besser als beim ersten Versuch und Nele war stolz auf die beiden. Vor allem war sie stolz auf Felix, der sich trotz aller Zweifel noch einmal auf die Stute gesetzt hatte. Ma Belle arbeitete wirklich gut mit, trabte auf den Punkt an und parierte durch, sobald Felix es wollte. Und sie ging super am Zügel, beugte den Hals und kaute auf dem Gebiss. Das war der große Fortschritt, der Felix gebraucht hatte um sicherer mit Ma Belle zu werden. Nele wusste, dass Ma Belle wirklich lieb war und dass sie das tat, was der Reiter wollte, obwohl sie noch nicht so lang im Reitschulbetrieb ging und auch nur von wenigen geritten wurde. Man musste sich bei ihr nur durchsetzen und durfte keinen Augenblick träumen. Und das tat Felix. Seine Hilfen kamen energisch und immer wenn die Stute Anstalten machte etwas anderes zu machen, als sie sollte, war Felix schneller und lenkte sie wieder auf den richtigen Weg.
"Dann kannst du mal bei A auf den Zirkel gehen, eine Runde aussitzen und dann bei X angaloppieren." Hörte Nele ihren Vater rufen. Felix nickte. An seinem entschlossenen Blick sah man, dass Felix das unbedingt schaffen wollte. Das wäre dann die letzte Probe für Felix zu beweisen, dass Ma Belle und er sich verstanden. Bevor Felix bei Punkt A ankam nahm er die Stute im Tempo etwas zurück, sodass er bei A entspannt aussitzen konnte ohne zu sehr rum zu hoppeln. Sein Blick galt immer dem Punkt, zu dem er hin reiten wollte und Ma Belles Kopf war nach innen gerichtet. Nele sah, wie Felix das äußere Bein nach hinten nahm und der weißen Stute die Galopphilfe gab. Ma Belle schnaufte und galoppierte auf den Punkt an. Nele musste einen erfreuten Aufschrei unterdrücken. Auch Felix's Mundwinkel gingen augenblicklich nach oben. Er war glücklich, dass es gleich beim ersten Mal geklappt hatte und Nele gönnte ihm diesen Erfolg. Nun würde er ein für alle Mal wissen, dass er und Ma Belle zusammen gehörten."Nele?" Das Mädchen auf der Tribüne wand ihren Kopf in Richtung der Stimme und sah Patrick vor der Halle stehen. "Papa ich geh mal Diablo fertig machen." Ihr Vater nickte, den Blick weiterhin auf Felix. Daraufhin verließ Nele die Halle und fand sich kurz darauf vor Patrick wieder. "Hey. Was machst du hier?" Nele sah Patrick an, der kaum einen halben Kopf größer war als sie und sah, wie er grinste. "Arbeiten." Nele rollte gespielt die Augen und boxte ihm sanft gegen die Brust. "Ach ne. Das ist mir klar. Aber was wolltest du gerade von mir?" Der Brünette zuckte die Schultern. "Hatte eben nichts zu tun und wollte wissen, ob ich dir bei Diablo helfen kann." Nele zog die Augenbraue zusammen. Das war alles, was Patrick wollte? Ihr bei Diablo helfen, obwohl es bestimmt noch Arbeit gab. Auf einem Gestüt gab es immer Arbeit, doch sie fragte nicht weiter nach. "Hm ja. Er hat sich ziemlich schmutzig gemacht." Erwiderte sie nach kurzem Nachdenken. "Ich glaube das Putzen kann ein wenig dauern. Da könntest du mir helfen." Sie lächelte Patrick an, welcher ihr Lächeln erwiderte. "Natürlich gerne."
"Hey großer." Sie strich Diablo bei der Box über die Stirn, welcher seinen Blick auf Patrick gerichtet hatte und schnaubte. Die Ohren hatte er ein wenig nach hinten gelegt. Nele schmunzelte. "Sieht aus, als wärst du zu nach an seinem Territorium." Sie hörte Patrick auch leise lachen. "Vielleicht ist er Eifersüchtig." Nele schnaubte belustigt. "Du brauchst doch nicht Eifersüchtig sein Dicker. Patrick ist doch nur der Stallbursche hier." Herausfordernd blickte sie Patrick an, welcher seine Unterlippe nach vorne schob. Nele wusste, dass er das Wort Stallbursche gar nicht leiden konnte. Eines der wenigen Dinge, die sie aus ihm raus quetschen konnte. Während Nele den Hengst zum Putzplatz führte, war Patrick zur Putzkammer aufgebrochen um Diablos Putzsachen zu holen. Gerade als sie den Knoten fest zog, tauchte er wieder auf und stellte den Koffer bei ihr ab.
Während Nele und Patrick den Hengst putzten, hing die Nase des Rappens die ganze Zeit an Patricks Arm. Der Hengst ließ den Jungen nicht einmal aus dem Augen. Nele schien er für den Moment vergessen zu haben. "Glaubt er wirklich, dass du seine Konkurrenz bist?" Nele schmunzelte. Diablo war und wird immer ihr erster Platz sein. Kein Junge der Welt würde das ändern können. "Wirklich freundlich sieht er dich nicht an." Nele hatte das ganze eine Zeit lang beobachtet und hatte gesehen, wie Diablo ein, zwei Mal nach Patrick schnappen wollte. "Ach das wird schon. Nicht wahr großer?" Er klopfte dem Pferd den Hals, welches sofort wieder seine Ohren anlegte und Patrick böse ansah. Nele musste bei diesem Anblick wieder einmal anfangen zu lachen. Es war zu ulkig, wie Diablo den Jungen ansah und es war witzig, wie Patrick es trotzdem versuchte sich mit dem Hengst anzufreunden, doch Nele sah dabei kein positives Ende. Einer von beiden würde nicht heil da raus kommen und Nele tippte auf Patrick. "Wir müssen erst miteinander warm werden." Erwiderte Patrick felsenfest davon überzeugt auf ihren Lachanfall. "Jaja glaub ich auch." Inzwischen hatte Nele sich bei Diablo abgestützt, welcher nun wieder zu bemerken schien, dass sie existierte, denn er wand den Kopf zu ihr und stupste sie sanft an. Das Mädchen strich ihr über die Stirn. "Ja. Ich hab dich ganz doll lieb. Du bist mein Platz eins. Versprochen." Sie gab dem Hengst einen Kuss auf seine Nüstern und spürte den warmen Pferdeatem in ihrem Gesicht.
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Jump for ME
JugendliteraturNachdem Neles langjähriger Freund und Begleiter, ihr Isländer Nutmeg, gestorben ist, hatte sie sich geweigert wieder den Stall zu betreten. Doch die Sehnsucht nach Pferden und der Turnierluft hatte sie letztendlich dazu gebracht wieder mit dem reite...