Das siebte Schwert und der Nebel

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Wir folgten Lilliandil aus der Halle raus und zu einem Abgrund. Dort erklärte sie: ,,Wie ihr schon wisst, müssen die sieben Schwerter auf den steinernen Tisch niedergelegt werden, nur dann kann das Böse entgültig besiegt werden." ,,Doch wir haben nur sechs gefunden", meinte Kaspian dann, ,,Wisst ihr, wo das siebte ist?" ,,Ja", antwortete der Stern und zeigte auf die dunkle Insel, ,,Dort! Auf der dunklen Insel!" Nur kurze Zeit später waren wir alle wieder auf der Morgenröte und segelten auf die Insel zu. Ich verkroch mich wieder auf den Mast, um nichts zu spoilern, was den Verlauf der Geschichte ändern könnte und summte ganz leise vor mich hin. Mal wieder das Henkerslied aus Fluch der Karibik. Alle machten sich für die Insel kampfbereit. Ich auch. Ich schnallte mir wieder meinen Dolch um die Hüfte und dazu noch das Kurzschwert, welches ich auch schon im Kampf gegen Miraz getragen hatte. Als ich in den Spiegel sah, erkannte ich mich selbst kaum wieder. Im Spiegel sah ich eine Kriegerin, die wild entschlossen war, das Böse für immer zu besiegen, da war nichts von der ängstlichen Schülerin aus England zu sehen, die mies in Sozialkunde und Mathe war. Reflexartig fasste ich mir an den Hals, wo immer noch die Mondalinkette von Edmund war. ,,Hey, alles okay?", fragte Edmund mich plötzlich von hinten. Ich drehte mich um und ließ mich von ihm in den Arm nehmen. ,,Ich hab tierische Angst, euch irgendwas zu verraten, was den gesamten Lauf der Geschichte verändern kann! Wenn irgendwas falsches sage, dann werden wir den grünen Nebel vielleicht nie besiegen und dann könnte Lynn nie wieder zu mum und dad und..." ,,Emberly", unterbrach mich Edmund, ,,Du wirst uns schon nichts gefährliches verraten, es wird alles gut, ich versprech es dir! Und ich liebe dich!" ,,Ich liebe dich auch!", murmelte ich und küsste ihn sanft. Er erwiderte den Kuss und für diesen einen Moment waren wir nicht mehr auf der Morgenröte, sondern hoch über den Wolken. Niemand war da, nur wir. Nur Edmund, der mich küsste und dabei sanft durch meine Haare strich. Doch natürlich war auch dieser perfekte Moment vorbei, denn jemand riss ohne Vorwarnung die Tür auf und ich hörte die kräftige Stimme eines Minotaurus sagen: ,,Oh, verzeiht bitte eure Majestäten, ich wollte keines Falls stören!" Wir fuhren auseinander und ich stammelte nur während ich rot wurde: ,,Nein, alles gut!" Wir schlenderten gemütlich wieder nach draußen, wo ich zurück auf den Mast kletterte und Edmund sich neben Kaspian stellte. ,,Ganz egal was uns da drin auch erwartet", fing Kaspian mit seiner Rede an, ,,Jeder hier hat sich seinen Platz in der Mannschaft der Morgenröte verdient. Gemeinsam standen wir Widrigkeiten durch und gemeinsam schaffen wir das auch nochmal! Denkt an die Seelen, die zu retten wir hier sind, denkt an Aslan! Denkt an Narnia." Das letzte flüsterte er fast. Dann rief der Minotaurus von vorhin aus der Menge: ,,Für Narnia!" Und wir anderen taten es ihm alle gleich, woraufhin Kaspian schon ein ganzes Stück zuversichtlicher aussah. 

Es war soweit. Wir segelten mitten in den Nebel. Die grünen Schwaden schlengelten sich über das Deck und spielten mit dem Verstand der Besatzung, doch ich hatte Glück und wurde wieder verschont. Ich verstand immer noch nicht, wieso der Nebel nur mich verschonte. Das war mir echt verdammt unheimlich! ,,Haltet euch fern!", waren plötzlich die Rufe des letzten Lords zu hören, ,,Haltet euch fern!" ,,Wer seid ihr?", rief Kaspian in die Dunkelheit, ,,Wir fürchten euch nicht!" ,,Ich euch auch nicht!", rief der Lord zurück. Edmund schaltete seine Taschenlampe an, beleuchtete damit den alten Mann und rief aus: ,,Kaspian, sein Schwert!" ,,Holt ihn an Bord!", befahl Kaspian. Doch bevor die Haken geworfen wurden, flog Eustachius los, schnappte sich den alten Knacker und setzte ihn auf der Morgenröte ab. ,,Hinfort mit dir Dämon!", rief der Lord. Und jetzt ratet mal, was dann passierte: Genau mein Handy klingelte! Und es war meine Mutter:

MUM: Emberly, bitte sag mir endlich, wo du steckst!

ICH: Mum, du hast dafür gerade echt den miesesten Zeitpunkt der Welt erwischt! Das muss ich schon sagen, denn ich hab jetzt absolut keine Zeit!

MUM: Oh, knutschst du etwa gerade mit einem Jungen rum?

ICH: NEIN! Dazu hab ich gerade nämlich auch keine Zeit! Und wenn du nicht gleich auflegst und mich in der nächsten Stunde nicht mehr anrufst, dann hab ich vielleicht eine etwas höhere Chance, zu überleben!

MUM: WAS?!

ICH: Ja, du hast richtig gehört und ich will jetzt endlich diesen bescheuerten Nebel platt...

Weiter kam ich nicht, denn das Schiff schwankte heftig und ich musste sehr darauf konzentrieren, nicht mein Handy fallen zu lassen. Das Seemonster war da. Ich legte auf und verstaute mein Handy wieder sicher in meiner Hosentasche. Dann schwankte das Schiff nochmal und noch wesentlich heftiger als das erste mal. Plötzlich ragte ein riesiger grüner Kopf direkt vor mir aus dem Wasser. Ich wich auf dem Mast soweit zurück, wie nur irgend möglich und warf mein Schwert nach dem Monster. Da es kein magisches Schwert war, konnte es dem Monster nichts anhaben, sondern machte es nur noch wütender. ,,Das hab ich ja mal wieder toll hingekriegt!", schiss ich mich selbst zusammen und war kurz davor, als Fleck auf dem Deck zu enden. Ich sah nur ganz kurz nach unten, dort rief Edmund mir zu: ,,Emberly! Hinter dir!" Das Schiff wackelte erneut und ich konnte mich nicht mehr festhalten. Ich stolperte den letzten Schritt rückwärts und stürzte Richtung Meer. Gerade noch rechtzeitig hielt ich die Luft an. Der Aufprall auf dem Wasser war hart und tat höllisch weh, doch ich zwang mich, meinen Mund geschlossen zu halten. Ich entdeckte einen tief ins Wasser ragenden Felsen. Ich drückte kurz meine Mondalinkette, dann tauchte ich zu einem geeigneten kleinen Vorsprung rüber, setzte meinen Fuß darauf, hielt mich mit meiner Hand weiter hoben fest und zog mich ein Stück nach oben. Als ich die Wasseroberfläche durchbrach, erkannte ich gerade noch so die Morgenröte und das leuchten von Edmunds Schwert und wie er kampfbereit vor dem Monster stand. Ich sprang wieder zurück ins Wasser und schwamm so schnell ich konnte auf die Morgenröte zu. Der Weg zog sich ewig dahin, während sich der Zauber und die Dunkelheit um mich rum verflüchtigten. Das Seeungeheuer und der Nebel waren besiegt. Ich nahm meinen Dolch und rammte ihn in die Bordwand des Schiffes. Ich zog mich daran hoch und ließ mich schnaufend aufs Deck fallen. ,,Emberly!", rief Edmunds Stimme irgendwo neben mir. Er zog mich auf die Füße und ließ meine Hände nicht los, während er flüsterte: ,,Ich dachte du wärst tot!" ,,Dachte ich auch für einen Moment!", gab ich zurück und grinste ihn an. Er grinste zurück und küsste mich. Die Mannschaft um uns rum fing auf Grund des Sieges an, zu jubeln. Als ich mich überrascht wieder von Edmund löste, fiel mir Linsey wieder ein. Sie musste immer noch gerettet werden. 

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