Ankunft [KAPITEL 6]

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“Wir sind da! Wir sind da, Mara!“, aufgeregt sprang mein Bruder vorm Fenster auf und ab, wobei sein schwarzer Umhang um ihn herum flatterte. “Ja, ich habs bemerkt.“, antwortete ich ihm ruhig, während ich versuchte unsere Koffer auf den Boden zu bekommen ohne unter diesen begraben zu werden.

Als ich es schließlich geschafft hatte, strich ich meine ebenfalls schwarze Robe glatt, welche mein Bruder und ich kurz vor Sonnenuntergang angezogen hatten. Inzwischen war es schon dunkel und der Mond schien hell am Himmel.

“Komm schon, sonst fahren sie ohne uns weiter.“, fügte ich hinzu, nahm meinen Koffer und trat aus unserem Abteil auf den Gang, mein Bruder direkt hinter mir. Überall waren Schüler, die ebenfalls ihre Koffer hinter sich herzogen und den Zug verließen. Ich seufzte auf und folgte ihnen.

Draußen haben sich schon einige Gruppen gebildet, die alle nach Jahrgang sortiert waren soweit ich das wusste. Ich blickte umher. Wo musste ich hin? Und wo mein Bruder? “Bleib dicht bei mir.“, flüsterte ich ihm zu und ging auf einen großen Mann zu, der die Erstklässler um sich sammelte.

“Entschuldigen Sie!“, rief ich ihm entgegen und lächelte leicht als er zu mir sah. “Mein Bruder und ich sind neu hier und ich wollte fragen wohin wir müssen.“

“Ihr könnt einfach in eine der Kutschen steigen und dann mit den Erstklässlern mitgehen.“, erklärte er, bevor er sich wieder den zu letzt genannten zuwandte. Sehr hilfreich …
Ich drehte mich zu meinen Bruder ... jedenfalls dachte ich, dass er direkt hinter mir stehen würde, doch da hatte ich mich wohl geirrt.

“Emilio? Milo!?“, rief ich nach ihm, doch durch das Getuschel der ganzen Schüler bezweifelte ich, dass er mich hören konnte. “Verdammt wo bist du?!“, murmelte ich zu mir selbst und begann im Gedränge herum zu irren, doch ich konnte ihn nicht finden.

Verdammt. Verdammt. Verdammt. Verdammt.

Ich drehte mich einmal im Kreis, meinen Koffer fest im Griff und machte dann einen Schritt nach vorne, als ich gegen jemanden stieß …

Und das war der Moment,
an dem ich ihn das
erste Mal sah …

Erschrocken schrie ich kurz auf, ließ meinen Koffer fallen und landete unsanft auf dem Boden. Wütend funkelte ich mein Gegenüber an, während ich mir meine Haare aus dem Gesicht strich.

“Kannst du nicht aufpassen wo du hingehst?!“, schnaubte ich aufgebracht und betrachtete den Jungen, der dämlich grinsend vor mir stand. Ich würde ihn vielleicht ein bis zwei Jahre älter als mich schätzen, war mir dabei aber nicht wirklich sicher. Seine langen, lockigen dunkelbraunen Haare hingen ihm teilweise ins Gesicht. Nebem ihn standen drei weitere Jungen, die verwirrt zu mir sahen.

“Genau genommen bist du in mich rein gerannt.“, verbessert er mich und hielt mir seine Hand hin, die ich gekonnt ignorierte und alleine aufstand. Nachdem ich mir den Staub von der Kleidung geklopft habe sah ich wieder zu den Vieren, die mich allesamt aus großen Augen ansahen. “Was? Noch nie ein Mädchen gesehen?“, fragte ich genervt, packte meinen Koffer und drehte mich auf dem Absatz um, um weiter nach meinen Bruder zu suchen, doch soweit kam ich nicht mehr, da die letzten Kutschen angekommen waren. Ich hatte gar nicht bemerkt, dass bereits so viele zur Schule weitergefahren sind.

“Ich hoffe Milo ist bereits mit einer Kutsche weitergefahren …“, murmelte ich und begab mich zu einer von ihnen. Und wie das Schicksal es so wollte, setzten sich vier bestimmt Jungs zu mir. Ich verdrehte zwar die Augen, blieb aber still.

“Du bist neu hier oder?“, fragte der, gegen den ich zuvor gelaufen bin und nun gegenüber von mir saß. “Und wenn es so wäre?“, beantworte ich seine Frage mit einer Gegenfrage. Er zuckte nur mit seinen Schultern und lehnte sich zurück.

†Ich war's nicht† - [Sirius Black FF]Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt