Trauerphase [KAPITEL 12]

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Am nächsten Morgen, als ich mich alleine auf den Weg zum Unterricht machte, bekam ich nicht einmal mit, als ich gegen irgendwelche Schüler stieß. Zu sehr war ich wieder einmal in meinen Gedanken versunken. Selbst als sie sich lautstark beschwerten drehte ich mich weder zu ihnen um, noch entschuldigte ich mich bei ihnen.

Im Klassenraum angekommen setzte ich mich als eine der ersten an meinen Platz und wartete, bis alle da waren und der Unterricht beginnen würde. Mein einziges Ziel im Augenblick war diesen Tag einfach hinter mich zu bringen.

Nach einigen Minuten, die sich wie eine Ewigkeit angefühlt hatten, waren schließlich alle Schüler und unser Lehrer für Verwandlung da. Lily, die sich neben mich setzte, sah mich besorgt an, da ich nicht zum Frühstück erschienen war, doch ich ignorierte ihren Blick, genauso wie die Blicke der Rumtreiber und auch der aller anderen im Raum.

Als der Professor von uns irgendetwas verlangte, schwang ich lustlos meinen Zauberstab umher und sagte den Zauberspruch ebenso betrübt und monoton auf. Und wie zu erwarten war passierte nichts. Seufzend setzte ich mich gerade hin und versuchte erneut. Wieder nichts … die ganze Stunde lang …

Der darauffolgende Unterricht war nicht unbedingt erfolgreich, wobei ich sagen muss, dass ich es wenigstens in Zauberkunst am Ende der Stunde irgendwie geschafft habe die Kerze gleichzeitig zum Schweben sowie zum Brennen zu bringen …

Während des Mittagessens saß ich nur neben Lily, hörte ihr mit halben Ohr zu, wie sie etwas über mein Benehmen sagte und stocherte sonst nur in meinem Essen herum … Hunger hatte ich eigentlich keinen ich war nur hier hergegangen, da Lily mich mitgeschleift hatte. Sie war der Meinung ich müsste mich wieder mehr in der Nähe von Menschen aufhalten …

Wahrscheinlich wollte sie zu dieser Zeit einfach nur versuchen mich wieder zum “leben“ zu bringen, doch ich hatte keine Energie dafür … und das verstand sie, sowie alle anderen zu dieser Zeit nicht …

So lief das dann die nächsten Tage weiter …

Ich wachte auf, begab mich gleich zum Unterricht, machte danach meine Hausaufgaben und legte mich wieder schlafen. Ab und zu aß ich dann doch was, aber nur, weil Lily mich dazu zwang.

Zwischendurch versuchten auch die Rumtreiber mich zu “erreichen“, doch wie auch bei Lilys Versuchen blockte ich ab. Warum sie sich überhaupt die Mühe machten, verstand ich nicht.

Tag für Tag das selbe Theater ... und nach den Weihnachtsferien würden wir unsere ZAG-Prüfungen schreiben … apropos Weihnachten … wie es wohl dieses Jahr sein wird?

Wahrscheinlich das traurigste Weihnachten, dass ich bis jetzt erlebt hatte …

«»

Nach einigen weiteren Tagen, ich saß gerade im Gemeinschaftsraum im Gryffindorturm, kamen die Rumtreiber zusammen mit Lily auf mich zu und setzten sich neben mich. Ich verzog keine Mine und sah sie einen nach den anderen an. Was sie jetzt wohl wieder wollen?

“Mara … so kann das nicht weiter gehen! Du machst dich noch selbst kaputt!“, fing das Mädchen mit den rotbraunen Haaren an. Immer noch stumm saß ich da und wartete auf weitere Vorwürfe von ihr, sowie von den anderen.

“Deine Mutter hätte das sicher nicht gewollt!“

Plötzlich packte mich die Wut. Sie kannte meine Mutter nicht. Woher sollte sie dann wissen was sie gewollt hätte und was nicht! Sie hatte nicht das Recht dazu mir dies vorzuwerfen!

“Was weißt du schon, was meine Mutter gewollt hätte! Fragt sich den keiner was ich gewollt hätte?! Ich will das sie noch lebt! Ich will, dass sie durch die Tür schreitet und sagt, sie wäre nur irgendwo festgehalten worden! Ich will, dass sie mir wieder Geschichten erzählt, wie früher! Verdammt, warum könnt ihr das nicht verstehen?!“, schrie ich meine ganze zurückgehaltene Wut der letzten Wochen heraus. Wut auf Lily. Wut auf Sirius, James, Remus und Peter.

Selbst wenn sie nicht wirklich etwa getan haben, …. was damals vielleicht der Grund war.

Wut auf alle, die mich nicht verstehen können und, oder wollen! Wut auf die ganze Welt! Und Wut auf mich selbst…

Mit meinen zu Fäusten geballte Händen wischte ich mir Tränen aus dem Gesicht, stand auf und floh aus dem Turm. Weg, einfach nur weg. Ich hielt es keine Sekunde länger mehr hier aus. Ich wollte nach Hause … irgendwo hin, wo ich alleine sein konnte … am liebsten für immer …

Mitten in einem Gang blieb ich dann schließlich stehen und rutschte eine der Wände hinunter. Zusammengekauert saß ich da … den Kopf auf meine Knie gelegt und von meinen Armen vor neugierigen Blicken geschützt.

Wie lange ich dort schluchzend saß wusste ich nicht, es könnte sein, dass bereits der nächste Tag angebrochen war, oder dass doch nur wenige Minuten vergangen waren. Ich wusste es nicht und eigentlich hatte ich auch nicht vor dies herauszufinden.

Warum musste meine Mutter sterben?

Warum konnte sie nicht auch wie Emilio im Krankenhaus liegen?

Warum war die Welt so ungerecht zu mir?

Warum, warum, warum … ich hatte so viele Fragen, aber es gab niemanden, der sie mir beantworten könnte …

Von meiner Trauer abgelengt bemerkte ich überhaupt nicht, dass sich mir Schritte näherten. Vielleicht wäre alles anders gekommen, wenn ich die Schritte erkannt hätte … vielleicht aber auch nicht.

“Mara?“, fragte mich eine mir allzu bekannte Stimme, die ich allerdings in diesem Moment keiner Person zuordnen konnte, weshalb ich einfach zusammengekauert sitzen blieb. Ich rührte mich keinen Zentimeter, erst als die Person mich an der Schulter berührte blickte ich langsam und vorsichtig auf.

“Wir suchen dich schon seit einiger Ewigkeit!“, sprach er, seine Hand immer noch auf meiner Schulter ruhend. Warum war er hier? Ich hätte nicht erwartet, das er in (wie ich mir denken konnte) Lilys Suchtrupp mit machen würde.

“Und wenn schon …“, erwiderte ich betrübt und ließ meine Arme von meinen Knien auf den Boden rutschen. Meine Sicht war immer noch von meinen Tränen getrübt, auch wenn bereits keine mehr diese verließen.

“Ich möchte alleine sein …“, murmelte ich und drehte mich kurz weg, damit seine Hand von meiner Schulter glitt, doch er legte diese unbeeindruckt wieder darauf, wodurch Wut wieder anfing in mir zu brodeln. Warum wollte mich denn keiner verstehen?! Warum konnten sie mich nicht einmal in Ruhe lassen?!

“Ich weiß, dass du alleine sein willst, aber glaub mir, dass macht alles nur viel schlimmer für dich! Du brauchst Leute um dich herum, die dich aufmuntern und ablenken können. Leute, die dir helfen können damit abzuschließen.“, erklärte er und, während er die Haare, die meine Augen verdeckten, zur Seite strich.

Ich war gerade dabei, auf seine Predigt zu antworten, da zog er mich hoch und schloss mich in eine Umarmung. Zwar stand ich am Anfang vor Schreck erstarrt da, doch mit der Zeit entspannte ich mich und genoss die Wärme, die von dem Dunkelhaarigen ausging.

Vielleicht hatte er ja recht. Vielleicht brauchte ich Freunde, die mir durch diese Zeit halfen …

Damals so wie heute …

†Ich war's nicht† - [Sirius Black FF]Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt