Träume [KAPITEL 2]

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Ich hatte es die ersten paar Tage wirklich versucht. Habe versucht mich zu erholen, doch ich konnte nicht. Ich bekam einfach das Gefühl nicht los, dass ich damit Sirius im Stich ließ. Ich hatte mir versucht einzureden, dass ich dies nicht tuen würde, doch das Gefühl verfolgte mich selbst in der Nacht und spiegelte sich in meinen Träumen wieder…

Ich stand an einer Klippe … die Gischt der Wellen spritzte bis zu mir herauf, unterdessen verdunkelten Wolken den Himmel. Kein einziger Sonnenstrahl drang mehr durch die Wolkendecke, während der Wind an meinen Haaren und Klamotten zerrte, doch die ganze Zeit über war es still. Weder das Meer unter mir, noch der prasselnde Regen, der aus den Wolken fiel und mich bis auf die Knochen durchnässte, gab ein Geräusch von sich.

Die Hand vor meine Augen halten, versuchte ich durch den immer heftiger werdenden Regen etwas vor mir zu erkennen. Plötzlich trat eine Gestalt aus der Dunkelheit hervor. Stand einige Meter von mir entfernt und starrte mich an, währenddessen auch seine Haare vom Wind zerzaust wurden. Er war es … selbst nach so langer Zeit würde ich ihn selbst in völliger Finsternis erkennen … Sirius.

Wie versteinert stand ich da, blinzelte mehrmals um sicher zu gehen, dass er nicht sofort wieder verschwinden würde … nicht so wie in meinen anderen Träumen. Als ich mir relativ sicher war, dass er sich nicht gleich wieder in Luft auflösen würde, öffnete ich meinen Mund und wollte etwas zu ihm sagen, doch kein einziger Laut trat über meine Lippen. Ich konnte einfach nur da stehen und ihn ansehen.

Er blickte mich ebenfalls an. Sagte nichts. Tat nichts. Einzig sein anklagender Blick ruhte auf mir … sprach mehr als tausend Worte. Machte mich verrückt und ließ Schuldgefühle in mir hochsteigen. Schreckliche Schuldgefühle, die mir den Verstand raubten …

Diese waren auch einer der Gründe, warum ich, keine drei Tage später, beschlossen hatte weiter zu machen.

Während nun also Remus glaubte, ich mache Pause, suchte ich in Wahrheit weiter nach Sirius' Unschuld. Doch mit jedem Tag der verging, mit jeder Sekunde, in der ich nichts fand, wuchs meine Verzweiflung. Ich war schon einmal kurz davor aufzugeben und alles hinzu schmeißen, als ich mich daran erinnerte, dass es jemanden gab, der auf mich zählte.

Er war der einzige Grund, weshalb ich mich jeden Tag aus meinem Bett quälte. Er war der Grund, weshalb ich noch nicht aufgegeben hatte und das würde ich auch nicht tun.

Frustriert strich ich mir meine Haare aus dem Gesicht, stand auf und tappste ächzend in meine Küche und ließ mich auf einen Stuhl fallen. Müde vergrub ich meinen Kopf in meinen Händen und dachte über die neuste Spur nach, die ich gestern Abend entdeckt hatte. Es war nur ein kleiner Wink, aber es war mehr, als ich in den letzten paar Monaten zusammen gefunden habe.

Einige Augenblicke saß ich einfach nur da und verlor mich in meinen eigenen Gedankengänge.
Einige Augenblicke genoss ich einfach nur die Stille, in der mein Zuhause lag.
Einige Augenblicke vergas ich einfach alle meine Sorgen und Ängste und flüchtete in meine eigene kleine Welt, entfloh der Realität.

Nachdenklich stand ich nach einer halben Ewigkeit wieder auf und machte mich fertig … dass hieß ich kämmte mir einmal durch mein Haar und wusch mir mein Gesicht. Anschließend schnappte ich mir meine Schlüssel, zusammen mit etwas Geld und machte mich dann auf den Weg zu einem Cafe in der Stadtmitte. Einem Muggel Cafe, aber ich liebte den Kaffee dort einfach. Außerdem wollte ich so wenig Zauberern wie es nur irgendwie geht begegnen.

In dem kleinen Cafe angekommen setzte ich mich an einen freien Tisch und starrte nach draußen auf die Straße. Ich merkte nicht einmal wie mir mein Kaffee gebracht wurde, den ich zuvor bestehlt hatte. Erst als er schon kalt war bemerkte ich diesen und trank ihn nun enttäuscht dreinblickend. Eigentlich war es lächerlich, dass mich so etwas überhaupt interessierte, wenn ich doch so viele andere Dinge hatte, die mir durch den Kopf gingen und mich nachts nicht schlafen ließen.

Nachdem ich meinen Kaffee getrunken und bezahlt hatte verließ ich auch schon wieder den kleinen Laden und schlenderte, die Hände in den Taschen meines Mantels vergraben, durch die belebten Straßen Londons. Menschen, lachende, betrübte, gestresst und gehetzte liefen an mir vorbei und schienen mich nicht einmal zu bemerken, nahmen keine Notiz von mir. Ich war nur ein weiterer, kleiner Punkt in einem Meer aus Egoismus und Rücksichtslosigkeit. Unbeachtet und irrelevant. 

Und wenn ich genauer darüber nachdachte wollte ich auch gar kein Teil von ihnen sein, von diesem Meer. Lieber war ich in dieser grauen Welt für mich allein, schwamm in meiner eigenen winzigen Bucht mit dem einzig wichtigen vor meinen Augen. Sirius zu befreien!

Mit entschlossener Mine schlängelt ich mich weiter durch die Menschenmenge und blickte stur gerade aus, bis ein Schaufenster meine Aufmerksamkeit erregte. Vor der Eingangstür blieb ich stehen und starrte auf das Aushängeschild, schüttelte aber anschließend mit dem Kopf und ging weiter, ließ den Buchladen hinter mir und machte mich auf den Weg nach Hause. Schließlich fanden sich Beweise nicht von allein. Ich würde weiter suchen … egal wie lange es dauern sollte.

†Ich war's nicht† - [Sirius Black FF]Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt