ANTICIPATION

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Noch den einen Bindfaden mit der Pinnwandnadel befestigen und ich war fertig. Kurz ging ich zwei Schritte zurück und sah mit einem zufriedenen Lächeln auf den Lippen meine Wand an, an der jetzt hunderte Fotos von ihm klebten.

Ich hatte sie wie bei einem Polizeifall mit roten Fäden verbunden: Alle Fotos vom selben Konzert, vom selben Urlaub oder den selben Erlebnissen die er gehabt hatte.

Das Lächeln von ihm ließ mich sofort glücklich werden.

Und wenn ich von ihm sprach, meinte ich damit Shawn Peter Raul Mendes, mein größtes Idol.

Ich nickte noch zufrieden und ließ mich dann auf meine Couch fallen, wo ich nach meinem Handy griff und in den Tiefen Instagrams verschwand. Tausende Videos von Shawn wurden mir angezeigt, aber auch von Cam, der übrigens ebenfalls an meiner Wand hing, nur etwas dezenter.

Vieles ließ mich lächeln, manches brachte mich fast zum Weinen und anderes wiederum zum Lachen, wie Shawns Salsa.

Irgendwann entdeckte ich jemanden, der Karten von einem seiner Konzerte gepostet hatte, was sofort ein Kribbeln in meiner Magengegend auslöste.

Am Wochenende war der Tag endlich da, ich würde Shawn sehen!! Und nicht nur sehen, sondern auch treffen, umarmen, mit ihm Reden. Dafür liebte ich meinen Bruder mehr als alles andere, er hatte mir die Tickets geschenkt.

Voller Vorfreude sprang ich auf, scrollte durch mein Zimmer gehend weiter durch meine Timeline und wurde von einem Klopfen an meiner Tür aus meiner Fangirlphase geholt.

Sofort sperrte ich mein Handy und sah auf, meine Mutter guckte um den Türrahmen.

"In 5 Minuten gibt es Essen."

Ich nickte kurz wortlos und sie verschwand wieder. Um meine Wand nochmal anzugucken drehte ich mich um und schoss flüchtig ein Foto, damit ich es dann tweeten konnte.

Die Chancen, dass es Shawn sehen würde, waren gering. Allerdings ließ ich mich trotzdem nicht davon abhalten. Support blieb Support, egal ob er bemerkt wurde.

Die Idee kam bei den Followern meiner Fanpage gut an, einige haben sich gleich ran gemacht und gestalteten ihr eigenes "Shawn Mendes Police Board", jedenfalls war das mein Name dafür.

Kurz sah ich mir noch die Snaps von meiner Freundin an, die übrigens mit auf das Konzert kommen würde, ehe ich dann die Treppe runter eilte und mich sofort ein Duft nach Hähnchen im Esszimmer empfing.

Jetzt erst bemerkte ich, wie viel Hunger ich eigentlich hatte und ließ mich auf den Stuhl sinken.

Mein Bruder saß gegenüber von mir und ich lächelte ihn kurz an. Er wusste genau, wie dankbar ich ihm war.

Das Gespräch ging um die üblichen Themen: Schule, Arbeit, Noten.
Leider nicht um Shawn, denn außer mir interessierte sich niemand für ihn.
Schade eigentlich...

Aber dafür hatte ich meine Freundin, Madison. Sie liebte Shawn mindestens genau so sehr wie ich, vielleicht auch etwas weniger. Niemand liebte ihn so sehr wie meine Wenigkeit, aber es war schön jemanden zu haben, den man nicht mit seinem Fangirl Gequatsche nervt, sondern der auch noch so tickt wie man selbst.

Nach dem Essen verschwand ich relativ schnell wieder nach oben in mein Zimmer und verbrachte den Rest des Abends auf meiner Couch, sah Chasing Cameron jetzt schon zum tausendsten Mal, während ich mit Maddie schrieb. Das ist übrigens mein Spitzname für Madison.

Chatverlauf:
M: Noch 2 Tage!!
A: Ich weiß omg!! Ich bin so aufgeregt jdjfjejw.
M: Ich auch! Ich kann es einfach nicht fassen!

Und genau so ging das eigentlich die ganze Zeit. Seit den letzten drei Tagen bestand unser ganzer Verlauf nur aus Zählen, Vorfreude und Fangirlanfällen.

Leider war Maddie noch bis Freitag im Urlaub, bevor sie dann direkt zu mir kommen und bei mir übernachten würde, ehe wir zusammen zum Konzert nach Toronto fahren würden.

Ja, wir lebten in Kanada. Und das war echt ein Segen. Alleine in der gleichen Zeitzone wie Shawn zu wohnen, machte einem das Leben definitiv um einiges leichter.

Mittlerweile war ich bei der letzten Folge von Chasing Cameron angekommen, zum Glück hatte ich mich nicht auf die Folge mit Jake konzentriert, sonst hätte ich wie immer angefangen zu weinen.

Es war knapp halb drei als ich beschloss schlafen zu gehen. Bei jedem Blick an die Wand mit Shawns Fotos kam die Vorfreude wieder hoch und ließ mich kaum schlafen, irgendwann war ich jedoch zu müde und versank im dunklen Land der Träume.

Does it work? ; s.m.Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt