WEIRD

308 14 5
                                    

Irgendwann waren endlich alle mit Essen fertig und meine Mutter stand auf um abzuräumen. Shawn rückte sofort mit vom Tisch und bat seine Hilfe an.

"Warten Sie, ich helfe Ihnen eben.", sagte er charmant, ehe er ein paar Teller nahm und sie in die Küche trug.

Gentleman, wie immer.

Kurz schmunzelte ich.
Mit selbst was in der Hand ging ich dann zu ihm, legte meine freie Hand an seine eine Wange und gab ihm einen kurzen Kuss auf die andere.

Meine Liebe zu ihm würde ich meinem Dad und Noah nicht verheimlichen, sondern ihnen unter die Nase reiben.
Warum? Sie sollten sehen, dass ich mit ihm mehr als glücklich war. Vielleicht merkten sie ja dann, dass das ganze - meiner Meinung nach mehr als kindische - Theater keinen Sinn hatte.

Ich stellte das Geschirr auf die Arbeitsplatte und wies Shawn an, es mit dazu zu stellen.

Relativ schnell war alles weggeräumt und er musste langsam gehen. Meine Mum rief mich aber erst noch zu sich in die Küche und ich ließ Shawn kurz alleine.

"Er ist echt lieb, so gut erzogen. Ich mag ihn sehr.", meinte meine Mutter zu mir und ich lächelte nur. "Ich hätte nie gedacht, dass der Junge von den Postern Mal in unserem Haus steht."

Ja, das hätte ich definitiv auch nicht.

"Dass du ihn magst freut mich wirklich sehr, aber Dad und Noah sind so unterkühlt und abweisend.", sagte ich und meine Mum verstand. "Keine Sorge, sobald sie sehen wie nett er ist und wie glücklich ihr beiden seid, werden sie ihn akzeptieren. Mach dir darum keine Gedanken."
Dafür liebte ich meine Mutter über alles.
Sie ließ mich immer wieder positiv denken. "Danke Mum."

Kurz umarmte ich sie und ging dann wieder zurück zu Shawn. Allerdings war irgendwas an ihm anders. Er hatte es so eilig.

"Was ist los? Alles gut?", fragte ich sofort und sah ihn durchdringend an. Dann gingen seine Mundwinkel auf einmal nach oben, die Aufgescheuchtheit wechselte zu einem falschen Lächeln.
"Ja, alles in Ordnung. Warum?", antwortete er, aber der abwesende Blick vorhin verriet mir etwas anderes. "Na gut, wenn du meinst...", sagte ich nur und ging mit ihm zur Tür. Vielleicht sollte ich es dabei belassen, möglicherweise irrte ich mich nur und deutete seine Mimik falsch.

"Tut mir echt leid. Ich dachte sie benehmen sich besser..", murmelte ich dann und er nahm meine Hände in seine.
"Keine Sorge, so schlimm war es gar nicht.", widersprach er mir und in seinen Augen lag kein Leuchten, wie sonst immer.
"Doch, war es. Ich hoffe sie akzeptieren dich noch.", zweifelte ich und im nächsten Moment küsste er mich schon, um das Gespräch anscheinend zu beenden. Aber das war auch anders. Nicht so...Gefühlvoll.

"Mach dir nicht so viele Gedanken, ja? Ich muss jetzt los." Ich nickte bloß und war komplett verwirrt von seinem so komischen Verhalten, doch im nächsten Moment war er schon aus der Tür. Perplex da stehend sah ich ihm hinterher.
"Ich ruf dich an ok?", rief er mir noch zu, lächelte und wank zum Abschied, ehe er sich in den Jeep setzte und fuhr.

Ich wusste, dass irgendwas los war. Sein Lächeln vorhin war aufgesetzt. Um das nicht zu bemerken, kannte ich es schon zu gut und zu lange.

Nur zur Sicherheit ging ich zu Dad und fragte ihn, ob vorhin irgendwas passiert war, doch er stritt es ab. Und er lügte nicht, das sah ich. Dann lief ich nach oben zu Noah, klopfte an sein Zimmer und fragte auch ihn nochmal.

"Hast du zufällig mit Shawn geredet?", meinte ich und sah ihn ernst an.
"Nein hab ich nicht. Warum fragst du?"
Misstrauisch musterte ich seine Gesichtszüge, allerdings fiel es mir bei ihm schwer, Lüge von Wahrheit zu unterscheiden. Also nickte ich nur und schloss die Tür wieder, bevor ich selbst in meinem Zimmer verschwand.

Zuerst wollte ich raus aus den unbequemen Klamotten und schlüpfte dann in meine graue Jogginghose und ein weites, weißes basic T-Shirt.

Umgezogen, überfordert und erschöpft ließ ich mich auf mein Bett fallen und sah überlegend an die Decke. Irgendwas war passiert, ich bildete mir das nicht  ein.
Shawn verhielt sich nicht ohne Grund so komisch.

So abweisend.
So aufgeschreckt.
So unecht.

Besorgt dachte ich noch weiter über mögliche Gründe nach, ehe ich mich in meine Decke kuschelte, einschlief und in der Welt der Träume versank.

Does it work? ; s.m.Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt