"Ok, das war knapp", Andrea grinste mich schief an.
"Knapp! Knapp!?! Ich dachte das wäre unser Todesurteil!", entgegnete ich.
Sie lachte los. Wie konnte meine beste Freundin in so einer Situation bloß lachen...
Gemeinsam schritten wir den Flur entlang. Die Decke war mindestens zehn Meter hoch und mit Fresken verziert. Zu unserer rechten und linken befanden sich abwechselnd Spiegel und Bilder mit anscheinend wichtigen Persönlichkeiten, die alle höchst mächtig aussahen. Wenn ich mich dagegen im Spiegel sah, konnte ich nur ein eingeschüchtertes Mädchen erkennen, welche wahrscheinlich bald draufgehen wird.
Andrea hingegen versprühte geradezu eine königliche Aura. Ihre Haltung war perfekt, ihre Mimik unter der Maske freundlich aber doch abweisend, so, dass man ihr gegenüber zwar positiv gesinnt war aber sie trotzdem nicht ansprechen wollte und wie gut sie auf diesen verdammten Schuhen laufen konnte...
Sie tippte mich kurz an und wies mit ihrem Gesicht nach vorne. Erst jetzt bemerkte ich, dass ich sie angestarrt hatte und wir gleich da waren.
Vor uns teilte sich der Flur ach rechts und links auf. Genau wie der Weg vor uns führten sie zu einer riesigen mit Gold verzierten Tür an der Bedienstete im dunkelblauen Anzug standen. Der Diener unserer Tür war ungefähr in meinem Alter hatte schwarze gegelte Haare, dunkle Augen und ein zurückhaltendes Lächeln. Ich wollte schon an ihm vorbeigehen als er mich freundlich zurückhielt.
"Name?", fragte er.
"Ähm, wie bitte?"
"Ihr Name, Miss. Ich bin dafür verantwortlich Sie hier anzukündigen."
"Ach... Ja... Ach so."
"Keine Sorge, für viele ist das hier heute der erste Ball. Da ist man natürlich ein bisschen unsicher. Und dann sucht ihre königliche Hoheit Prinz Tobias sogar noch eine Frau! Ihren Namen bräuchte ich aber trotzdem."
"Natürlich... Ich heiße... Ähm..."
Scheiße! Wie hieß ich denn nochmal?!? Eveline? Estelle? Ella?!?
Zum Glück war Andrea besser vorbereitet als ich: "Dies ist Miss Eleonora von Arktur, Tochter von Castor von Arktur."
"Und Sie sind?"
"Ihre Hofdame Aledrina Scuti"
"Na dann. Miss Eleonora von Arktur, Tochter von Castor von Arktur und ihre Hofdame Aledrina Scuti!", schrie er.
Vereinzelt waren Leute zu sehen, die sich nach mir umsahen aber der Großteil von ihnen (darunter auch die königliche Familie) war in Gespräche oder ihr Essen versunken.
"Mach dir nichts draus. Du wirst sie noch alle umhauen", flüsterte er mir zu, "ich bin übrigens Nicolas, du kannst mich aber Nico nennen."
Ich lächelte ihn an und er nickte mir zu. Sollte ich es wirklich schaffen mich hier einzuschleusen, könnte Nico vielleicht ein Freund für mich sein. Doch jetzt musste ich mich leider auf wichtigere Dinge konzentrieren. Zum Beispiel darauf diese endlose Treppe vor mir nicht herunterzufallen.
Irgendwie schaffte ich es dann doch nach knapp 394 vermeintlichen Stürzen nach unten.
Der Ballsaal war riesig und wunderschön. Rechts waren einige Sitzmöglichkeiten und hinten in der Mitte saßen auf einem Podest mit Thronen der König, die Königin und Prinz Tobias. Daneben führten große vergläserte Türen auf einen Balkon.
Der König diskutierte gerade mit seiner Frau wobei sie abwechselnd auf einige Mädchen zeigten und entweder kräftig nickten oder mit dem Kopf schüttelten. Tobias hatte den Kopf auf den Arm gestützt und massierte seine Schläfen.
Bei seinem Anblick musste ich augenblicklich schmunzeln. Es war sicher nicht einfach seinen Eltern dabei zuzuhören wie sie über die perfekte Frau für einen reden.
Plötzlich blickte Tobias auf und starrte mich leicht verstört an, weshalb ich schnell einen Lachanfall unterdrücken musste. Andrea war inzwischen in der Menschenmenge untergetaucht. Ich wollte sie schon suchen gehen doch dann sah ich es...
...meterlange Tafeln voll mit ESSEN!
Ja, ich weiß ich hätte mich darauf konzentrieren müssen mit dem Prinzen zu flirten, aber geht ihr doch erstmal an Bergen von gratis Essen vorbei ohne euch zu bedienen. Ja, genau, das geht nicht.
Also beschloss ich den Flirt mit dem Prinzen zu verschieben und mich erstmal dem Flirt mit meinem zukünftigen Essen zuzuwenden.
Schnell schnappte ich mir ein Teller und belud ihn mit allem was es überhaupt gab. Gerade als ich mir mein viertes Macaron auswählte, wurde ich von hinten angesprochen:
"Denken Sie nicht, dass das ein bisschen viel für eine Person ist?"
"Ich weiß ja nicht wann ich das nächste Mal etwas so köstliches zu essen bekomme. Also nein, nein das ist nicht zu viel für mich."
Dies entgegnete er bloß mit einem Lachen. Gerade als ich meinen vollbeladenen Teller hochheben wollte, stieß ich mit meiner Hand ein Törtchen um was natürlich auf den Boden viel. Ich fuhr herum, kniete mich hin und wollte schon nach dem Törtchen greifen, doch leider hatte der Typ dasselbe vor, weshalb ich voll mit seinem Kopf zusammenstieß und wenig grazil auf den Hintern knallte.
"Zwei dumme, ein Gedanke, was?" Er stellte das Törtchen zurück auf seinen Platz und half mir auf während wir uns beide die Stirn rieben. Und dann erkannte ich mit wem ich da gerade zusammengestoßen war.
Prinz Tobias. Natürlich.
Mist.
"Ihre königliche Hoheit... es tut mir leid... ich wollte nicht... hätte ich gewusst, dass..." Toll, jetzt konnte ich nichtmal mehr richtig reden.
"Kein Problem, ist ja nicht so, dass man jeden Tag mit einer hübschen Dame zusammenstößt. Aber wenn Sie erlauben würde ich Ihnen nun doch lieber den Teller zu einem der Tische bringen, damit wir nicht noch mehr Törtchen verunstalten."
Ok Elena, ihr redet. Bitte vermassel es nicht.
"Ich würde Sie natürlich sehr gerne meinen Teller tragen lassen, aber ist es einem Prinzen überhaupt erlaubt eine so schwere Last zu tragen. Nicht, dass Sie sich einen Muskelkater holen!"
Er lachte los und antwortete mir: "Wenn es bedeutet, dass ich mich auch nur fünf Minuten mit Ihnen unterhalten kann, nehme ich den Muskelkater gerne in Kauf."
Urplötzlich musste ich lächeln. Wir brachten den restlichen Weg zu einem freien Tisch hinter uns und setzen uns hin. Er saß mir gegenüber, sodass wir uns hätten sehen können, stände nicht ein Berg von Essen zwischen uns. Ich fing an zu essen.
Das erste Törtchen hatte einen süßen schokoladigen Teig mit einer Erdbeerfüllung, das zweite schmeckte leicht sauer nach Zitrone und das dritte schmeckte wundervoll nach Himbeere. Sie alle waren so köstlich, dass ich den Prinzen irgendwie vergaß. Naja, bis er sich beim elften dann doch mal zu Wort meldete.
"Ich kann selbstverständlich noch bis morgen früh hier sitzen, und glauben sie mir ich gucke wirklich gerne schönen Damen beim Essen zu, Ihnen ganz besonders, aber ich würde es trotzdem vorziehen mich mit Ihnen zu unterhalten. Meine Eltern schauen eh schon die ganze Zeit zu uns hinüber und wenn ich ihnen erzähle, dass ich sie die ganze Zeit nur beobachtet habe, würden sie mich wahrscheinlich in den Kerker werfen."
Elena, erst flirten dann essen.
"Oh, nein, dass will ich ganz bestimmt nicht. Ein Kronprinz im Kerker, und dann auch noch wegen mir, ist absolut inakzeptabel. Dagegen müssen wir sofort etwas unternehmen!"
"Der selben Meinung bin ich auch. Was halten Sie von einem Tanz? Ich verspreche auch Ihnen nicht auf die Füße zu treten!"
"Wenn ich auch nur ansatzweise gut tanzen könnte, würde ich das selbe tun. Aber gern, lassen Sie es uns probieren."
Der Kronprinz stand auf, hielt mir seine Hand hin und grinste mich schief an. Ich ergriff sie und gemeinsam stürzten wir uns ins Getümmel.
Hi. Wie geht's euch gerade so? Ich hoffe euch gefällt das Kapitel;D
Liebe Grüße
Eure Maro04.
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Behind the mask
RomanceEs gibt Momente, die ein Leben für immer verändern können... Für Elena war der Tod ihrer Eltern ein solcher Moment. Gezwungen sich das Nötigste zu stehlen und ohne jegliche Zukunftsaussichten lebt sie mit ihrer einzigen Freundin Andrea in einem alte...