Kapitel 4.

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Ich spürte das Blut durch meine Venen jagen, meinen Herzschlag in meinen Ohren und den Schauer, der mir über den Rücken lief. Kennt ihr diese Momente in denen man zu geschockt ist, um auch nur ein vernünftiges Wort rauszubringen? Meistens bemerke ich genau in diesen Augenblicken Dinge, die mir normalerweise nie aufgefallen wären. Wie zum Beispiel den kleine, seesternförmigen Fleck auf dem Boden. Ich weiß nicht, ob er schon immer da war und er mir erst heute aufgefallen ist oder ob einer von uns beiden für diesen einzelnen Fleck verantwortlich ist. Feststeht, dass ich meinen Blick nicht von ihm abwenden konnte. Sogar jetzt muss ich, wenn ich zurückdenke immer noch an diesen Fleck erinnern, der für einen winzigen Augenblick meine Gedanken auf etwas anderes als Andrea lenkte.

Doch der Moment verflog und ich musste mich den Tatsachen stellen.

"Elena, bitte sag etwa." Meine Freundin schaute mich mit scheuen Reh Augen an. Ihrer Wut war wieder Besorgnis gewissen. Wie würde ich wohl reagieren? Ehrlich ist wusste selbst nicht, was um alles in der Welt ich auf die Ankündigung: Hey, mein Vater ist übrigens der König und hat früher mal meine Mutter vergewaltigt und dann versucht uns beide umzubringen. Was sagst du dazu? erwidern sollte. Deshalb fiel mir auch nur eine eher unbefriedigende Antwort für sie ein. "Andrea, wir kennen uns seit sechs Jahren. Wieso dachtest du ausgerechnet heute wäre ein guter Tag deine komplette Lebensgeschichte zu offenbaren?"

Daraufhin wurde sie still und blickte selbst zu Boden. Doch ich konnte hinter ihre Fassade schauen, merkte förmlich, wie die Rädchen in ihrem Kopf sich anfingen zu drehen. Sie wägte genau ab, was sie am besten als nächstes sagt und vor allem wie sie es sagt. Schon bevor Andrea anfing zu sprechen, wusste ich sie wollte etwas von mir. Etwas Bedeutendes, um das sie nicht einfach so bitten konnte. Deshalb auch der Kaffee und deshalb auch ihre Geschichte. Was hatte sie bloß vor? Schon bald sollte ich meine Antwort erhalten.

"Ich habe einen Plan. Einen der deine kühnsten Vorstellungen übertrifft. Er wird nicht nur Andromeda, sondern die Welt verändern. Jedoch brauche ich deine Hilfe, Elena." Für mich hörte sich das alles im ersten Moment gar nicht so schlecht an. Veränderungen waren meist gut, teils sogar notwendig. Dennoch brauchte ich mehr Informationen zu ihrem weltverändernden Plan. "Schon lange läuft vieles in unserer Gesellschaft falsch. Arme werden immer ärmer und Reiche immer reicher. Auf Dauer kann so eine Gemeinschaft nicht funktionieren. Deshalb will ich etwas verändern und das nicht nur für einzelne, sondern für alle! Leider funktioniert kein Plan ohne Risiken. Opfer müssen gemacht werden, zum Wohle des großen Ganzen."

"Halt, halt, halt. Was für Opfer?" Eine berechtigte Frage, wenn es nach mir ginge. Als ich jedoch Andreas Begeisterung in Zorn umschwenken sah, wünschte ich nicht gefragt zu haben. "Ist es dir immer noch nicht klar? War ich etwa nicht deutlich genug? Wer ist den für die Leiden des gesamten Volkes verantwortlich? Wer sitzt den seinen Lebtag lang nur faul auf seinem Thron und schmeißt Feste, während die eine Hälfte seiner Bürger verhungert?" Andrea war nun aufgesprungen und starrte mich mit feurigen Augen nieder. Doch langsam verlor auch ich die Beherrschung. Wütend über ihren Vorschlag, der im Raum stand, schrie ich sie an: "Und du erwartest nun was von mir? Soll ich ihn einfach kaltblütig ermorden?"

Langsam gewann sie ihre Fassung zurück und setzt sich wieder. Dennoch kam ihre nächste Bemerkung herrischer als wahrscheinlich gedacht heraus: "Manche Opfer müssen nun mal gemacht werde. Denk an deinen Vater, der alles im Krieg für sein Land und seinen König gegeben hat. Wer kam ihm beim Brand eures Hauses zu Hilfe? Oder deine Mutter, die treue Ehefrau, starb genau wie ihr Gatte, um dich zu beschützen. Habt ihr jemals Hilfe nach dem Tod deines Vaters vom König bekommen? Und dann bin da ich. Das uneheliche Kind, welches diese Welt von diesem Abschaum befreien will und du, die endlich Frieden mit den Geistern ihrer Vergangenheit machen könnte."

"Aber. Ich. Bin. Keine. Mörderin! Und wie stellst du dir das vor? Soll Tobias regieren oder will ihre königliche Majestät nur selbst auf den Thron?", erwiderte ich bestimmend. "Ich weiß, dass du nicht fähig bist einen Menschen umzubringen, ich aber schon. Und was die Thronfolge betrifft, werde ich mich nicht einmischen. Tobias soll seine Chance haben. Nur Eltanin, dieser Bastard, muss verschwinden." "Moment mal," ich hatte mich wieder einigermaßen beruhigt, dennoch blieb ich stehen, "wenn du den König selbst umbringen willst, wofür brauchst du mich dann?"

Andrea lächelte. "In die Nähe von Eltanin zu kommen ist, wie du dir vielleicht vorstellen kannst, kein Kinderspiel. Zum Glück spielt uns ein morgen stattfindendes Ereignis in die Karten. In Andromedas Gesetz steht schon ewig geschrieben, dass der künftige Thronfolger nur verheiratet den Thron besteigen darf. Und da hat sich der liebe Eltanin gedacht: besser früh als spät drum kümmern. Aus diesem Grund wird morgen ein Ball veranstaltet. Hier kommst du ins Spiel. Ich war noch nie sonderlich gut, wenn es um Männer geht. Liegt vielleicht an meinen... frühkindlichen Ereignissen. Du hingegen hast schon einige Erfahrungen mit Interaktionen mit Männern." Ich hoffte inständig sie falsch verstanden zu haben. "Andrea, ich fasse hier kurz zusammen was ich zwischen deinen Sätzen verstanden habe. Du willst uns bei diesem Ball einschleusen, dann soll uns die königliche Familie auf Grund eines Abends bei sich aufnehmen, damit du Eltanin umbringen kannst?" "So in etwa, ja." Andrea schaute mich erwartungsvoll an.

Wahrscheinlich hätte ich damals nicht auf Grund dieses kurzen Gesprächs eine so wichtige Entscheidung treffen sollen, aber wenn man es von meiner Seite aus betrachtet, dann wird man feststellen, dass sich ihr Vorschlag gar nicht so schlimm anhörte. Naja, die Vorteile überboten die Nachteile. Was meine Eltern betraf, hatte sie leider Recht. Als unser Haus abbrannte, kam uns niemand zu Hilfe und nachdem mein Vater gestorben war auch nicht. Andreas Geschichte ließ mich auch nicht vollkommen kalt. Ich gewann an Hoffnung. Unter der Herrschaft von Eltanin hatte sich nichts für die ärmere Bevölkerung verbessert, sonst wäre ich sicherlich keine Diebin geworden. Vielleicht würde Tobias die Veränderungen bringen, die wir brauchten. Viel schlechter konnte es ja nicht werden. Deshalb war meine Entscheidung klar.

"Ich werde dir helfen Andrea. Ich will genau wie du eine bessere Welt für alle. Sag mir einfach was ich tun muss."

Da war es wieder. Das Feuer in ihren Augen. Die Begeisterung, welche bei ihr entflammt wurde. Ich hatte ja gar keine Ahnung.


Ja gut hab ich gesagt bis zum nächsten Kapitel dauert es nicht so lange ;D. Und ich weiß auch, dass es extrem kurz ist aber der Schluss hat grade so gut gepasst. Werde mich heute noch an ein paar minimale Veränderungen in den einzelnen Kapiteln setzen (also nicht wundern)
Wünsche euch noch einen schönen Samstag
Eure 0maro4 

Behind the mask Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt