Kapitel 5

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~ Vielleicht ist jeder in seinem Leben nur einmal wirklich glücklich und wird hinterher dafür bestraft , indem er diesen Moment nie wieder vergessen kann ~

Grace P.O.V.

...und ich falle hart mit dem Gesicht voraus hin....

Ich bewege mich gar nicht mehr , nicht weil ich nicht will , sondern weil ich es schlicht und einfach nicht kann. Alles schmerzt. Die Person die ich vor meinem Sturz gesehen habe , ist immer noch vor meinem inneren Auge und lacht mich aus. Sie lacht weil ich nichts in meinem Leben hinbekomme , weil ich schon wieder versagt habe. Ich kann noch nicht mal gerade aus laufen. Diese Person verfolgt mich schon seit Jahren , seit Willow weg ist. Auch wenn ich es jetzt nicht zugeben möchte , macht sie mir angst. Diese Person lässt mich bis auf die Knochen erschaudern. Sie zerrt an mir und möchte mich am Boden sehen , sie möchte dass ich tot bin. Der Tod war immer das , was mir am meisten angst gemacht hat , auf einmal soll alles vorbei sein. Ich sehe meine Eltern nicht mehr , ich kann ihr Lachen nicht mehr hören. Und ich werde ihnen nie wieder sagen können wie lieb ich sie habe , aber hier kann es noch nicht zu ende sein , das kann es einfach noch nicht gewesen sein. Nicht hier und nicht heute. Mit meiner ganzen Willenskraft versuche ich auf zu stehen , ich versuche mich mit meinen Armen auf zu stützen. Es kostet mich sehr viel Kraft , doch ich kann nicht aufgeben. Ich möchte nicht aufgeben. Nun knie ich zitternd auf dem harten Boden , meine Knie tun höllisch weh. Es brennt und ich muss die Zähne zusammen beißen um nicht laut auf zuschreien. Auch wenn ich noch so stark versuche den Schmerz aus zu blenden , funktioniert es nicht. Es geht einfach nicht. Langsam setze ich mich auf meinen Hintern und schaue mit weit aufgerissen Augen auf meine Kniescheiben. Vereinzelte Hautfetzen stehen von ihnen weg und Unmengen von Blut fließt aus den zwei großen Wunden raus. Schnell schaue ich weg , bevor ich Ohnmächtig werde. Ich konnte noch nie Blut sehen und schon gar nicht in solchen Mengen. Ich zittere noch stärker als zuvor am ganzen Leib. Kleine schwarze Punkte tanzen vor meinen Augen , ich versuche sie durch mehrfaches Blinzeln verschwinden zu lassen. Doch es funktioniert nicht. In meinem Inneren dreht sich alles und die Punkte vermehren sich und bedecken meine ganzes Sichtfeld. Es fühlt sich so an als würde mein Magen die schlimmste Achterbahn der Welt im dreifachen Tempo fahren. Ich fühle mich benebelt und kann nichts mehr machen. Das Einzige was ich als letztes sehe ist der Schatten einer Person neben mir. Auch wenn ich es noch so sehr will , reicht meine Kraft nicht mehr dafür die Person neben mir auszumachen. Ich falle schlaff in mich zusammen.

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*Flashback* "Schlimmster Tag meines Lebens" #1

Grace P.O.V.

Ich sitze an meinem Lieblingsplatz und beobachte des Sonnenaufgang. Ich lasse die strahlende Sonne auf mich wirken und atme tief die kalte Herbstluft ein. Meine Lungen füllen sich langsam damit , auch wenn es eiskalt ist hat dieser Ort zu jeder Jahreszeit eine beruhigende Wirkung auf mich. Ich habe diese Stelle entdeckt als ich mit fünf Jahren , aus Neugier quer durch den Wald gelaufen bin. Meine Eltern haben mit Willow und mir einen schönen Ausflug geplant. Wir alle lieben die Natur , die Ruhe die in ihr liegt , die Unbeschwertheit. Das wollen wir für kurze Momente auch erleben und spüren , um von dem fürchterlichen Alltag zu entkommen. Auch wenn ich damals erst fünf war , wusste ich schon immer das die Menschen grausam sind und sich mit der Zeit alleine zum Aussterben verurteilen. Vor mir konnte man noch nie lange etwas geheim halten. Meine Großmutter hat mal gesagt ich hätte eine besondere Gabe. Früher fand ich das lustig , denn ich habe nicht ganz kapiert was sie damit gemeint hat. Bis heute verstehe ich nicht ganz was daran eine "besondere Gabe" , sein soll. Ich habe sie nie danach gefragt und jetzt habe ich die Chance dazu nicht mehr. Sie ist tot und wird nie wieder zurück kommen. Ich vermisse sie immer noch schrecklich und würde alles dafür tun um die Zeit zurück zu drehen. Doch ich hab schon früh gelernt , dass so etwas nur in Filmen funktioniert. In Filmen ist alles leichter , alles hat einen Grund , warum es passiert. In der Realität bin ich mir bei so vielen Sachen nicht sicher , was der Grund für diese sein soll. Es sind schon so viele Sachen in meinem Leben passiert , dass ich daran zweifle , das es jemals ein schönes Leben für mich geben wird. Seit dem Tag nach meinem 14 Geburtstag läuft alles nur noch bergab. So viele liebe Menschen sind gestorben , Menschen die ich über alles geliebt habe und immer noch liebe. Ich werde sie nie vergessen können. Schnell wische ich mir meine Tränen mit meinem Ärmel aus dem Gesicht und schaue kurz auf mein Handy. 5:30 Uhr. Schnell greife ich nach meiner Tasche und laufe durch den Wald nach Hause. Ich muss rechtzeitig zu Hause sein , sonst merken meine Eltern , dass ich weg bin. In einem normalen Tempo brauche ich 15 Minuten zurück und meine Eltern stehen immer Punkt 5:40 Uhr auf. Sie haben noch nie verschlafen und haben es heute auch sicher nicht vor. So schnell wie es nur geht laufe ich quer an Gebüsch und Baum vorbei ohne auch nur einmal darauf zu achten , wie mich all diese Sport begeisterten Menschen anstarrten , die jeden Morgen durch den Wald joggen um ihre "Innere Mitte" zu finden. Ich verstehe solche Leute nicht. Ich bleibe bei dem Sprichwort ~Sport ist Mord~. Mein Blick ist schon so getrübt vor lauter Anstrengung , dass ich die Person direkt vor mir gar nicht bemerke. Selbst wenn ich sie jetzt bemerkt hätte , wäre es zu spät. Mit einem kurzen erschreckten Aufschrei knalle ich in die Person und falle unsanft auf den Boden. Das kann auch nur mir passieren. Ohne die Person zu beachten , stehe ich aus eigener Kraft auf und nuschle nur ein schnelles "Sorry" vor mich hin und laufe im selben Tempo wie zuvor an ihr vorbei. Auch ohne auf mein Handy zu schauen , weis ich , dass ich schon viel zu spät bin und meine Eltern sicher schon wach sind und bemerkt haben , dass ich weg bin. Und selbst wenn sie es noch nicht bemerkt haben , merken sie es wenn ich versuche "Leise" durch die Hintertür ins Haus zu gelangen. Jeder Vollidiot würde es bemerken. Gefasst darauf meinen wütenden Eltern zu begegnen drücke ich die schwere Tür auf und schaue mich im Hausgang um. Niemand zu sehen. Ich höre auch niemanden der mich wütend anschreit. Erleichtert atme ich aus und schließe die Tür so leise wie möglich. Auf Zehnspitzen schleiche ich den Flur entlang , husche um die Ecke , durch eine dunkelbraune Holztür , in mein Zimmer. Fast schon stolz auf mich lehne ich mich an die Tür und lächle wie eine Bekloppte. Es ist ja nicht so als wäre ich nur unbemerkt in mein Elternhaus gelangt. Nein! Ich fühle mich als wäre ich unbemerkt ins Weiße Haus eingebrochen. Nachdem ich lange genug vor mich hingelächelt habe , setze ich mich an meinen Schreibtisch und stelle dort meine Tasche ab. Aus einer Schublade hohle ich ein paar Blätter Papier und einen Bleistift. Ich liebe es zu zeichnen und der heutige Morgen hat mich inspiriert. Die Natur inspiriert mich. Ohne groß nach zu denken lege ich los. Ich lasse meiner Fantasie freien Lauf. Und für einen kurzen Moment vergesse ich all meine Sorgen und fühle mich völlig frei.

So das 5. Kapitel ist jetzt auch endlich da. Es wäre eigentlich schon früher fertig gewesen , doch mir hat der ganze Verlauf nicht gefallen und ich hab es dann kurzerhand umgeschrieben. Es wird demnächst wahrscheinlich kein Update geben da ich viele Prüfungen schreibe und noch gar nicht mit dem Lernen angefangen habe. Dafür ist dieses Kapitel länger als die Anderen. Gebt mir doch Feedback in den Kommentaren. Bis zum nächsten Mal.

Peace and out.... FreakySweety


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