Kapitel 3

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Alle Mädchen schauten ihn an wie einen zweiten Channing Tatum und vergötterten ihn wie die Griechen Zeus höchstpersönlich und irgendwie ärgerte es mich. Ich erkannte mich nicht wieder, jeden Morgen sprang ich aus meinem Bett und zog mich an, aber nicht irgendwas, ich versuchte mich modisch anzuziehen und auffälliger zu kleiden und jedes Mal bevor ich in das Klassenzimmer ging richtete ich noch einmal meine Sachen, drückte meinen Brustkorb etwas nach vorne und versuchte aufrecht und stolz zu gehen. Zugegeben ich fühlte mich sehr peinlich dabei und irgendwie nicht mehr nach mir selbst, aber anscheinend wirkte es, ich fühlte mich selbstbewusster und wurde von manchen aus der Klasse beachtet und fand zu allem Überfluss noch ein paar Freunde, die mich eingeladen hatten mit ihnen Bowling spielen zu gehen und das jede Woche einmal. Mein Leben und mein Verhältnis mit der Klasse wendete sich zum Besseren. Was Morris anging, war ich immer noch genau so verklemmt wie davor, ich setzte mich neben ihn und hielt meine Klappe, versuchte ihn nicht anzuschauen und sobald er anfing mit mir zu reden bekam ich Angst und mein Atem wurde schneller. Immer öfter stellte ich mir die Frage, ob ich schwul bin, aber sobald ich versuchte mir vorzustellen ihn zu küssen, bekam ich einen Würgereiz, also konnte ich diese Art von Gefühl schon einmal ausschließen. Schon alleine ihm zu nahe zu kommen, hieß für mich Angst und schrecken, irgendetwas war mit ihm was ich nicht erklären konnte, ich wusste nicht ob die anderen Schüler es auch so sahen, aber anscheinend nicht, sonst würden sie so reagieren wie ich. Das schlimmste Gefühl war aber, dass ich mit niemanden darüber reden konnte, dass ich keinem diese Art von
Gefühl erklären konnte, denn wenn ich das tat, wäre ich der durchgeknallte Psycho der Schule, also hielt ich meine Klappe, behielt ich es für mich, ließ es sich in mich hinein fressen und mich zerstören.
Ich setzte mich auf den Pausenhof und schaute in die Gegend. Wieder einmal nach Wochen, versuchte ich meine Gedanken zu bündeln und in eine Geschichte zu verpacken, doch dieses Mal gelang es mir nicht so wie sonst immer, meine Fantasien sprangen viel zu hektisch und veränderten sich so ruckartig, dass ich nicht hinterher kam.
"Was machst du?"
Die Stimme riss mich auch meinen Gedanke. Ich sah zu meiner Rechten und sah Morris wie er mich fragend und leicht belustig ansah. Wieder fing mein Körper an zu zittern und meine Worte kamen nur bruchstückhaft über meine Lippen.
"I i ich hab nur nachgedacht" sagte ich leicht verdattert und schaute auf den Boden. Ich konnte ihn nicht ansehen, denn wenn ich das tat war sofort wieder das Bild aus meinem Traum da, die silbernen Augen und die Blutspur im Schnee.
"Du wirkst irgendwie sehr verwirrt und eingeschnappt!" Sagte er immer noch belustig.
Ich wusste nicht was ich sagen sollte. Ich konnte ihm ja  nicht einfach sagen was ich dachte und was für ein komisches Gefühl er in mir erweckte, denn das wäre mein Tod gewesen. Also gab ich nur ein "hmmm" zurück und schaute wieder auf den Boden. 
"Ich finde solche Leute wie dich immer sehr interessant, weil man nie weis was in den Köpfen von euch vorgeht!" Sagte er und lachte leise los.
"Musst du nicht zurück zu deinen Bewunderern?" Sagte ich leicht schnippisch, obwohl ich das nicht wollte, aber es war für mich die einzige Lösung ihn von mir weg zu bringen. Doch er blieb sitzen, schaute zu den Mädels rüber,  schüttelte nur den Kopf und sagte, "Sowas hasse ich! Ich kann mit so etwas nichts anfangen! Ich bin lieber für mich und unterhalte mich über wichtigere Ding!"
Das war sehr informativ für mich, da ich immer der Auffassung war, dass er den ganzen Trubel um sich herum genoss aber anscheinend war er ein bisschen so wie ich.
"Warum redest du dann mit mir, wenn du lieber alleine bist?" Fragte ich verwundert und das erste mal schaute ich ihn an um eine Reaktion aus seinem Gesicht zu lesen, doch da war keine, stattdessen wurde er ernst und sah mich durchdringend an.
"Weil ich finde, dass du Gesellschaft brauchen kannst und weil ich das Gefühl haben, dass wenn wir schon neben einander sitzen, dass sich unser Verhältnis ein bisschen mehr aus der Versteifung lösen muss! Ich meine ich hab von dir noch nicht einmal deinen Namen erfahren, obwohl ich ihn natürlich kenne, aber trotzdem!"
Ich schaute ihn an und musste ein kleines bisschen lächeln, er war garnicht mal so schlimm, auch wenn mir seine Gegenwart immer noch die Kante gab, aber langsam besserte es sich.
"Ich heiße Scott Coleman"
Er lachte herzhaft los und sofort musste ich auch schmunzeln.
"Ok machen wir ein bisschen small talk" sagte er und grinste, seine weißen Zähne kamen zum Vorschein und blendeten mich förmlich in den Augen.
"Ok als ich heiße Scott Coleman, bin 18 Jahre alt und bin hier geboren. Meine Hobbys sind joggen, laufen und Musik machen, ich spiele Gitarre." Begann ich und lockerte so für mich uns sichtlich auch für ihn die Stimmung etwas auf.
Als nächstes begann er. Ich war wirklich gespannt was er so sagte auch wenn ich nicht wirklich viel erwartete aber ich hoffte trotzdem auf ein paar Einblicke in sein Leben. "Ich heiße Morris Harper, bin 19 Jahre alt und komme aus Washington DC. Meine Hobbys wechseln je nachdem wo ich gerade bin und was mir so gefällt."
Wie erwartet, hatte ich nichts über ihn erfahren, aber jetzt wo das Verhältnis etwas besser geworden war, war es eventuell möglich mehr über ihn zu heraus zu finden.
Ich redete noch eine ganze Weile mit ihm über die Schule und was es hier in Duncan so zu unternehmen gab. Ich fragte ihn über seinen Umzug nach Vancouver Island aus und warum er ausgerechnet hier her gekommen ist. Denn hier in Duncan gab es wirklich nicht viel zu unternehmen außer essen, baden, bowlen und kiffen.
Nach unserem Gespräch ging ich nach hause und legte mich in mein Bett, ich wusste nicht was ich von ihm halten sollte und ich bekam das Gefühl nicht los, das irgendetwas mit ihm nicht stimmte. Irgendetwas hatte er an sich was er allen verschwieg und ich war mehr als entschlossen diesem Geheimnis auf den Grund zu gehen.

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