Kapitel 8

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Am nächsten Morgen erwachte ich wie ein Kind am Weihnachtsmorgen. Ich rannte ins Bad und duschte mich, zog mich in einem unvorstellbar schnellen Tempo an und nahm immer fünf Stufen die Treppe hinunter. Ich hatte keinen Hunger, keinen Durst, ich wollte nicht reden, niemanden sehen außer Morris. Ich war wie bekifft und flog förmlich durch das gesamte Haus. Ich packte einen Rucksack mit ein bisschen was zu Essen und zu Trinken da ich das Gefühl hatte, also würde das ein sehr langes Gespräch werden.
"Schatz, deine Lehrerin hat mich angerufen und hat gesagt, dass du dich übergeben hast?" Meine Mutter saß in der Küche und hatte einen besorgten Gesichtsausdruck aufgesetzt. Ohne viel zu erklären lief ich an ihr vorbei und brachte nur ein "alles gut mom!" heraus. Ich hatte keine Ahnung wie sie das immer schaffte, aber plötzlich stand sie einfach vor mir und verriegelte die Haustür.
"Mein lieber Freund! Du wirst mir jetzt erzählen was vorgefallen is und wo du um Himmels Willen um die Zeit hin willst, wenn nicht in die Schule und ich weis dass du nicht in die Schule gehst!" Ihr Gesicht war zornig aber beherrscht und ich wusste, dass wenn ich nichts sagte, dass ich, wenn nötig, an mein Bett gefesselt wurde.
"Mir geht es schon viel besser! Anscheinend hatte ich die Kotzerei mal bitter nötig! Ich werde ein bisschen in den Wald gehen und ein bisschen frische Luft schnappen! Ich weis noch nicht wann ich genau zurück komme deswegen habe ich mir essen und trinken mitgenommen! Ist das ok für dich?" Ich kam anscheinend sehr überzeugend rüber, denn sobald ich geendet hatte öffnete sie die Tür und sagte nur noch mit einem Lächeln "erhol dich gut mein Schatz!"
Ich fühlte mich sonst immer ein bisschen schuldig, wenn ich meine Mutter anlog, aber mir war klar, dass ich nicht gelogen hatte sondern nur ein Detail weggelassen hatte, was sie mir ja sowieso nicht geglaubt hätte, so gesehen fühlte ich mich weder schuldig noch verpflichtet ihr etwas Gutes zur Beruhigung zu tun.
Ich bemühte mich dennoch nich allzu gut gelaunt aus der Tür raus zu hüpfen, da ich ja ihrer Meinung nach nicht ganz auf der Höhe war.
Sobald ich um die nächste Ecke in Richtung Wald gebogen war rannte ich so schnell meine Beine mich tragen konnten los und versuchte dank meiner Gedanken den Weg wieder zu finden.
Stark keuchend und mit wackelnden Knien erreichte ich den Felsvorsprung. Ich war viel zu früh! Die Uhr zeigte 6:00 an.
Ich setzte mich an den Rand des Felsens und schaute in die Tiefe. Mit Höhe hatte ich noch nie ein Problem im Gegenteil ich genoss es, da ich mich jedes Mal unglaublich frei fühlte und mir immer vorstellte ich wäre ein Vogel der seine Flügel ausbreitete und davon flog. Meine Mutter erzählte mir einst als ich klein war, dass sie mich einmal davon abhalten musste von einer Klippe zu springen, da ich dachte ich wäre ein Vogel. Sie sagte manchmal zu mir, dass ich ein kleines Suizid gefährdetes Kind war, was einfach nicht wusste was es tat und immer, wenn ich mich fast umgebracht hatte, kam ein "entschuldige Mama" und riesige Rehaugen zurück und diesem Blick konnte man nicht böse sein.
Ich packte meine Brotzeit aus und fing an ein bisschen was zu essen, da mich das Rennen über eine halbe Stunde komplett erschöpft hatte. Ich genoss die Sonne, legte meinen Kopf zurück und schloss meine Augen.
Eine ganze Zeit saß ich nur so da und wartete eigentlich nur darauf dass gleich eine Hand nach mir griff um mich zu erschrecken.
Plötzlich raschelte es und ich drehte mich um. Aus dem Wald kamen vier Männer, drei von ihnen waren sehr muskulös, der letzte eher schmächtig aber sehr groß gewachsen.
"Hi Leute schaut mal wer da ist!" Lachte der eine. Er hatte einen sehr akkurat geschnittenen Vollbart, trug ein eng anliegendes Shirt durch welches man sehr deutlich jeden Muskel sehen konnte.
Die anderen lachten und musterten mich mit bohrendem Blick.
"Wer seit ihr?" Fragte ich und stelle mich hin.
Im selben Moment wurde mein Haar zurück gerissen und mein gesamter Körper wurde nach hinten gebogen, sodass ich in die Luft und in die komplett schwarzen Augen von dem, wie ich vermutete, Anführer schaute. Es war der selbe Typ der eben noch bei den anderen stand und die anderen zum Lachen angestiftet hatte.
"Wer wir sind? Glaub mir das wirst du noch sehr bald herausfinden!" Antwortete er mit einer sehr dunklen und einschüchternden Stimme zu mir.
Die anderen lachten umso mehr und es fielen Sätze wie "schaut euch seinen hässlichen Gesichtsausdruck an!" und "sooooo schwach! Kann sich nich wehren!"
Langsam bekam ich es mit der Angst zu tun und versuchte mich zu wehren, doch es war vergebens, der große bullige Typ hatte mich komplett im Griff und jedes Mal, wenn ich mich bewegte zog er mich weiter nach hingen bis es schmerzte und ich wieder aufgab.
"Was machen wir jetzt mit ihm?" Fragte der eine der bis jetzt nich nichts gesagt hatte. Ein stolzer Mann mit ganz reinem Gesicht, welches ganz kantig war und seine Kieferknochen betonte. Er hatte ganz rote Lippen und sah aus wie ein künstlich erschaffenes Idealmodell.
"Oh wir werden einfach nur ein kleines bisschen Spaß mit ihm haben!" Brummte der muskulöse Kerl der mich festhielt und seinem Satz folgte ein schönes aber beängstigendes Lachen.
"Die Frage ist eher, wie er diesen Platz hier finden konnte!? Ihr wisst, dass sterbliche diesen Platz nicht auffinden können!" Sagte der wunderschöne Mann zu den anderen und musterte mich mit mörderischem Gesichtsausdruck. Die anderen überlegten kurz und verdunkelten ihre Mienen alle auf den selben bösen Ausdruck.
"Wo kommst du her? Und was bist du?" Knurrte der starke Typ hinter mir und zog meine Haare weiter nach hinten. Mein Rücken verbog sich und ich fühlte wie sich meine Wirbelsäule stark in meinen Körper hinein presste.
"I i ich bin ein Mensch! Ich hab diesen Platz durch Zufall gefunden!" Jammerte ich und versuchte nicht zu kindisch zu klingen, aber der Schmerz wurde immer größer. Ich war zwar sportlich und weite Strecken waren für mich nie ein Problem, aber dehnbar war ich hingegen umso weniger.
"LÜG NICHT!" Schrie einer der anderen, packte mich am Kragen und riss mich nach oben. Auch wenn es nicht unbedingt gemütlich war, war es doch komfortabler als zu spüren wie die Wirbelsäule Stück für Stück zerbrach. Ich hielt mich an seinem Arm fest und schnappte nach Luft, da er mir meine Luftröhre zusammenpresste.
"Ich Lüge nicht! Ich schwöre! Bitte!" Stammelte ich und spürte wie meinem Gehirn langsam der Sauerstoff ausging. Mit einem Schwung ließ er mich los und ich schlug auf dem Boden auf. Tief atmend versuchte ich so viel Luft wie möglich einzuatmen und schnappte und würgte.
"Dann wollen wir mal sehen ob du ein Mensch bist!" Sagte der Schönling und stellte sich bedrohlich über mich. Dann geschah es, wieder breitete sich in mir eine Eiseskälte aus und mein Atem wurde schneller. Ich sah wie sich seine Augen golden färbten, sein gesamtes Gesicht kreidebleich wurde und sich über und über mit schwarzen Adern überzog. Jede Ader pumpte die schwarze Flüssigkeit sichtbar durch den Körper und wurden immer mal wieder größen und wieder kleiner. Das wunderschöne Gesicht verzog sich zu einer furchteinflößenden Fratze die alles andere als Freude versprühte. Keine Sekunde später verspürte ich einen zerrenden Schmerz an meinem Handgelenk und sah wie er seine Zähne tief in mein Fleisch gefetzt hatte und mein Blut saugte. Kurz danach ließ er wieder locker, leckte sich über die Lippen, schmatzte leise, sah mich an und grinste schelmisch.
"Er sagt die Wahrheit! Er ist ein Mensch!" Sagte er zu den anderen und ließ von mir ab.
"War ein Mensch, wolltest du sagen!" Lachte ein anderer und schaute mich aufgesetzt mitleidig an.
"Was soll das heißen?" Fragte ich schmerzerfüllt, während ich mein Handgelenk zusammendrückte um das Blut zu stoppen. Wieder lehnte sich der eine Mann nach unten, der sich wieder zu seinem schönen Gesicht zurück verwandelt hatte und schaute mich mit seinen nur noch leicht goldenen Augen an.
"Du wirst sterben! Aber davor wirst du Schmerzen haben die du dir nicht vorstellen kannst! Du wirst spüren wie sich all deine Innereien, jeder einzelne Muskel und jeder deiner Knochen auflösen, es frisst sich bis zu deiner Haut heraus und alles löst sich auf als würdest du verbrennen! Aber erst als letztes kommt dein Herz dran und erst dann wirst du sterben! Nichts von dir wird übrig bleiben, du wirst verschwinden, dich in Luft auflösen, und niemand wird dich finden, weil es dich nicht mehr geben wird! Und das alles nur wegen einem Biss!"
Sobald er geendet hatte, spürte ich wie sich irgendetwas in mit verteilte und anfing an mir zu nagen. Zuerst kitzelte es, dann drückte es und langsam aber sicher wurde es zu einem unvorstellbaren Schmerz. Mein gesamter Körper zuckte und ich krümmte mich zusammen und schrie so laut ich konnte. Es zerriss mich von innen und von außen, meine Gedanken lösten sich auf und wurden komplett von dem Schmerz übermannt.
Wieder lehnte er sich hinunter und strich mir sanft über die Backe, dann hob er mich hoch und trug mich zu dem Felsvorsprung.
"Ich werde dir deinen Abgang ein kleines bisschen erleichtern!" Sagte er und ehe ich mich versah fiel ich den Felsen hinunter.
Ich war froh darüber, dass er mich hinunter warf, denn die Schmerzen wurden immer stärker, und alles Leben entwich aus meinem Körper.
Der Sturz tat gut, die warme Luft wehte um meinen Körper und zum ersten Mal wusste ich wie es ist ein Vogel zu ein.

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⏰ Letzte Aktualisierung: May 03, 2017 ⏰

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