Tief in den Wäldern, abgeschnitten von jeglicher Zivilisation irrte ich herum, ohne Orientierungssinn und ohne den blassesten Schimmer wo ich war. Ich kannte die Wälder, ich war in ihnen zuhause, ich lebte in ihnen und fühlte mich geborgen in ihnen, doch dieses Waldstück kannte ich nicht. Die Bäume waren zerbrochen und herausgerissen, als hätte ein Riese einen Wutanfall gehabt. Der schneebedeckte Boden war voller Blut, wo man auch hinschaute war Blut, doch genau wie bei der einzigen Blutspur damals, waren keine Leichen zu sehen, keine toten Tiere oder irgendein Anzeichen von Leben. Kein einziger Vogel war zu hören, kein Windstoß zu spüren, nur das Knistern der Füße wie sie den Schnee unter sich platt drückten. Eine grausame Kälte lag in der Luft und der gesamte Ort versprühte eine trostlose Stimmung. Der Himmel war bedeckt von Wolken, kein Stern kam hindurch, nur der Mond schaffte es ein paar unheimliche Lichtstreifen durch die dicke schwarze Wolkendecke zu schicken.
Ich lief weiter und weiter, schaute mich immer wieder um und blieb hin und wieder stehen und versuchte ein Geräusch zu vernehmen, doch da war nicht ein einziges. Ich machte meine Augen zu und atmete die kühle Luft in meine Lungen, ich versuchte einen klaren Kopf zu bekommen und suchte angestrengt nach einem Ausweg oder einer Lösung. Ich machte meine Augen wieder auf ein eiskalter Schock fuhr durch all meine Glieder. Keine zwanzig Meter von mir entfernt stand eine schwarze Person. Ohne sich zu rühren starrte sie mich an, nur ihre Augen schimmerten silbern durch die Nacht, als hätten sie das Mondlicht eingefangen. Plötzlich ging sie einen Schritt auf mich zu, steckte die Hände aus und ließ ein widerwärtiges Geräusch ertönen. Es hörte sich an wie ein Hund der gerade im Stande war den Knochen in seinem Mund zu zerkauen und ihn in zwei Teile zu zerbrechen. Das berstende Geräusch drang mir durch Mark und Bein und ließ meinen gesamten Rücken eiskalt werden. Ich sprang zurück und fiel in den Schnee, vergebens versuchte ich mich irgendwo festzuhalten und weiter wegzukriechen doch ich hatte keine Wahl, die Person kam immer näher und immer schneller auf mich zu. Ich stand auf, drehte mich um und rannte um mein Leben. Ohne mich umzudrehen sprintete ich durch den Wald, zerfetze meine Kleider an Ästen und herausgerissenen Wurzeln, zerschrammte mein Gesicht und stolperte über Steine. Langsam wurde mir schlecht und ich bleib stehen und übergab mich in den Schnee. Mein Herz raste und mein gesamter Körper zitterte wie Espenlaub. Ohne groß nachzudenken rappelte ich mich wieder auf und rannte weiter, doch sobald ich meinen Kopf hob und zu meinem zweiten Sprint ansetzte, stand die Person ganz dicht vor mir, packte meinen Hals und hob mich hoch. Die langen Fingernägel bohrten sich in mein Fleisch und ließen das Blut aus der Halsschlagader spritzen. Ich war machtlos, die Kreatur war zu stark und zu schnell für mich. Ich zappelte um mein Leben, ich versuchte zu schreien, versuchte mich loszureißen, doch das Wesen neigte nur seinen Kopf nach rechts und fing an laut zu lachen und meinen Hals umso fester zusammen zu quetschen. Ich fühlte wie ich keine Luft mehr bekam, wie all meine Glieder schlaffer wurden und das Leben langsam meinen Körper verließ. Im letzten Moment ließ die Person von mir ab und ließ mich in den Schnee fallen, der in Sekunden schnelle von meinem Blut getränkt wurde. Langsam lehnte sich die Kreatur zu mit herunter und fuhr ganz sanft mit seiner Hand über mein Gesicht, als würde es mich beruhigen wollen und dann sagte es etwas zu mir und die Stimme ließ mich noch einmal mehr dem Tod entgegen kommen. Es war die Stimme von Morris, die einfach nur ein Wort zu mir sagte, ständig wiederholend und jedes Mal grausamer.
"Verflucht!"
"Verflucht!"
"Verflucht!"
Mit einem Schrei riss es mich aus meinem Traum. Mein ganzer Körper war Schweiß gebadet und zitterte bis zu den Zehen runter. Ein paar Sekunden später wurde meine Tür aufgerissen und meine Mutter rannte in mein Zimmer.
"Liebling was ist denn? Was hast du?"
Ich legte mich in ihre Arme und fing an bitterlich zu weinen, meine Hände klammerten sich an ihre Arme und mein Gesicht vergrub sich in ihren Hals.
Wieder fühlte ich die Blessuren an meinem Hals, ich fühlte immer noch das Blut aus meinem Hals spritzen aber als ich hinlangte war kein Blut zu spüren und auch keine Wunden. Ich war einfach nur froh, dass meine Mutter da war, dass sie mich fest hielt und mir den Halt gab, den ich dringend brauchte. Ich konnte nicht reden, nicht denken und nicht fühlen, mein Gehirn war wie ausgelöscht und mein Körper wie leer gesaugt. Ich kann nicht sagen wie lange wir so da saßen, aber jede Sekunde länger beruhigte mich mehr und mehr bis ich irgendwann wieder einschlief und in Dunkelheit versank.
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Kill me!
FantasyWas mir widerfahren ist kann ich nicht beschreiben, ich kann nicht dran denken ohne Angst zu bekommen und dem Drang zu unterliegen mehr darüber zu erfahren. Irgendetwas hat mein Leben verändert und ich weis nicht ob ich glücklich darüber sein, ode...