Kapitel 12

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Ich wache von dem Brutzeln des Fettes in der Pfanne und dem Geruch nach Ei und Speck auf. Die Couch neben mir ist kalt und ich liege kreuz und quer auf dem Möbelstück, sodass beinahe kein Platz mehr für eine zweite Person wäre, wenn die Couch nicht so riesig wäre. Damien muss schon lange zur Arbeit sein. Ich denke an letzte Nacht und blicke aus dem Fenster. London wirkt trübe. Der Sturm hat seine Spuren hinterlassen, aber die Stadt wird sich wieder erholen, da bin ich mir sicher. 

  Ich höre das Klirren der Teller und reibe meine Augen. Rosa wird Frühstück gemacht haben. Ich sollte mich zu ihr gesellen und fragen, ob sie bei irgendetwas Hilfe benötigen könnte. Ich stehe also auf und gehe zur Küche, doch als ich Damien mit den Rücken zu mir stehe sehe, verschlägt es mir die Sprache. Damit hätte ich nicht gerechnet. "Damien?", rutscht es aus mir heraus und ich umwandere die Kücheninsel, um zu ihm zu gelangen. 

 "Aus den Träumen erwacht?", fragt er mich und ich muss schmunzeln.

 "Konntest du nicht schlafen?"

 Er blickt zu mir rüber, während er die Eier in der Pfanne wendet. "O doch, sogar sehr gut." Er grinst breit. 

 "Warum bist du dann schon wach?" Ich lege meine Stirn in Falten und lehne mich gegen den Tresen, während sich meine Arme vor der Brust verschränken. 

 "Ich lebe gerne nach dem Motto 'Der frühe Vogel fängt den Wurm'." Damien schenkt mir ein verschmitztes Lächeln. Ich erinnere mich daran, wie meine Mutter diesen Spruch immer gesagt hatte, bevor sie mich und meinen Bruder morgens allein ließ, um Geld schnorren zu gehen. An diesen Tagen nahm sie so gut wie das Doppelte ein. "Hast du schon mal auf die Uhr geschaut?" Ich schrecke aus meinen Gedanken.

 O nein! Wie spät ist es?! Hektisch sehe ich mich nach einer Uhr um, bevor Damien mit dem Finger auf die Anzeige neben dem Herd zeigt. 15:20 Uhr. "Wie lange bist du schon wach?", frage ich ihn vorsichtig, während meine Augen ihn erschrocken anstarren. Er hebt die Pfanne an und platziert die Eier und den Speck sorgfältig auf den beiden Tellern. Ich frage mich, ob Sebastian schon wach ist und spähe zum Gästezimmer mit verschlossener Tür.

 "Der hat noch nie einen Wurm gefangen.", lacht Damien und ich kann nicht anders, als mit ihm mitzumachen. "Aber heute hatte ich auch kein Glück." beichtet er mir und ich schaue zu ihm auf. Mit den Tellern setzen wir uns an die Bar. 

 "Sieht sehr lecker aus.", sage ich und stürze mich auf den saftigen Speck. Ich höre Damiens Schmunzeln. 

 "Warum wird hier gefrühstückt, ohne mir Bescheid zu geben?" Ich drehe mich um. Sebastian steht in der Tür zum Gästezimmer und seine Stimme hallt durch das Apartment. Nun wendet auch Damien seinem kleinen Bruder den Blick zu.

 "Frühstück? Weißt du wie spät es ist?" Sebastians Haare sind so zerzaust, dass ein Vogel in ihnen nisten könnte. Die Schatten unter seinen Augen sind der Beweis für seine schlaflosen Nächte. Ich frage mich, was er die ganze Zeit anstellen mag. Ich würde wahrscheinlich über Damiens Frage lachen, würde ich nicht selbst noch dabei sein, mir den Schlaf aus dein Augen zu reiben. 

 "Na ja, deine Flamme ist doch auch erst gerade -- nach einer heißen Nacht auf der Couch -- aufgewacht. Ihr könnt mich nicht verarschen." Ein arroganter Ton schwingt in seiner Stimme mit, und mit diesem Ton die bloße Ironie. Ich werde rot. Wir hatten keine "heiße Nacht" auf der Couch. Ich weiß, worauf Sebastian hinaus will, aber das ist weit von der Wahrheit entfernt. 

 "Halt den Mund, Bastian, und hol' dir einen Teller. Du kannst ein Ei von mir abbekommen." Damien schaut zu mir rüber und grinst mich an. "Ich habe sowieso keinen großen Hunger...", flüstert er mir zu und ich muss an unser letztes Frühstück denken. Damien lernt schnell.





The Rain Upon Us (Damien & Birdie - Trilogie #2)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt