Kapitel 11

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Von wem die wohl ist? Die Nummer ist unterdrückt. Ich öffne die Nachricht.

Du wirst es bereuen.

Ich starre das Display nur an und lese mir die Nachricht immer und immer wieder durch. Du wirst es bereuen. Was werde ich bereuen? Ich habe doch niemandem etwas getan. Ich tue keiner Fliege was. Ich bin verwirrt, aber Angst habe ich nicht. Kann doch auch ein Scherz sein, damit ich vor Angst wieder von Los Angeles verschwinde... Jedenfalls, stelle ich den Wecker ein und lege das Handy beiseite. Dann falle ich auch schon in einen verrückten Traum.

Ich befinde mich in einem Labor. Ich weiß nicht, wie ich hierher komme. Ich bin allein. Langsam gehe ich zu den Regalen und schaue mir alles an. Es gibt grüne, rote, gelbe, blaue Flüssigkeiten in Reagenzgläsern. Plötzlich ertönt ein Lauter knall hinter mir und ich zucke zusammen. Langsam drehe ich mich um und entdecke... Loki vor mir. Was tut denn der hier? Er schaut mich an und kommt auf mich zu. Ich weiche zurück und stoße mit dem Rücken gegen das Regal. Seine Hand wandert hinter seinem Rücken und als er sie wieder zurückzieht, steht ein kleiner blauer Vogel auf seiner Hand.

"Iss", befiehlt er.

"Nein."

"Iss, oder ich töte deine Mutter."

"Nein!", schreie ich.

Ich erwache aus dem Traum. Was war denn das? So etwas Merkwürdiges habe ich noch nie geträumt. Was solls. Ich stehe auf und ziehe mich an. Ich wecke Mici und gehe dann ins Bad. Ich sehe schrecklich aus. Meine Augen haben Tränensäcke. Meine Haare sind zersaust. Ich bürste meine Zähne und binde meine Haare zu einem zersausten Dutt zusammen. Ich schminke mich schnell und gehe in die Küche. Ich warte auf Mici, bis sie fertig ist. Als sie wieder zurückkommt, schaut sie wie immer perfekt aus.

"Ich habe für uns ein Taxi gerufen, ist das in Ordnung?" Ich nicke und zwinge mich zu einem Lächeln. "Ist etwas passiert, du schaust heute fertig aus."

"Nein, ich hatte nur einen verrückten Traum", sage ich und nehme die Hausschlüssel vom Küchentisch. "Wollen wir?"

"Klar. Was hast du denn geträumt?", fragt sie neugierig.

"Loki..."

"Der von Thor?", unterbricht sie mich.

"Ja. Er befahl mir, einen blauen Vogel zu essen, wenn nicht würde er meine Mutter töten."

Sie lacht. Sie lacht so stark, dass sie sich den Bauch halten muss.

"Das ist nicht witzig! Es war so real."

"Klar..." Sie versucht nicht mehr zu lachen.

Das Taxi ist schon vor der Tür. Ein alter Mann fährt uns zur Uni. Wir bezahlen und steigen aus. Die Uni ist mal wie immer voll. Wir gehen in die Klasse und setzen uns hin. Professor Beckingham kommt herein, gefolgt von Henry. Er starrt mich an und zwinkert mir zu. Dann setzt er sich neben mich.

"Hey."

"Hey", sage ich knapp und schaue wieder auf die Tafel. Ich gebe meine Aufmerksamkeit dem Unterricht. Professor Beckingham scheint müde zu sein, denn sie vergisst ab und zu mal etwas und redet sehr langsam. Jede zweite Minute muss sie gähnen.

"Wie geht es dir?", flüstert er.

"Gut, danke. Dir?"

"Besser, als je zuvor." Ich werfe einen kurzen Blick auf ihn. Er grinst so breit, als ob er einen Schatz gefunden hätte.

"Warum das?"

"Ich habe heute etwas gefunden. Etwas, das dir auch gefallen wird." Ich runzle die Stirn.

Secret DesireWo Geschichten leben. Entdecke jetzt