Kapitel 22

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Ich sitze in meinem Büro und erledige meine Arbeit. Ich kann mich überraschend gut konzentrieren. Und kann mir das Grinsen nicht unterdrücken, dass ich seit heute Morgen trage.
Nach einer halben Stunde ist die Arbeit endlich fertig und ich kann meine E-Mails checken.
Keine E-Mails.
Na gut. Sie haben ihre E-Mails bestimmt noch nicht überprüft. Noch zwei Stunden, bis die Arbeit fertig ist und ich habe nichts zu tun und sterbe vor Langeweile. Hmm... ich gehe mal aufs Klo.
Ich wasche meine Hände und betrachte mich im Spiegel. Auch wenn meine Haare jetzt gleichlang sind und nicht so schlimm aussehen, vermisse ich meine langen Haare. Ich kann mich nicht mehr erinnern, wie ich diesen Haarschnitt bekommen habe. Den schönen Haarschnitt meine ich, nicht den von dem... ja, wie auch immer.
Ich würde gerne nach Henry sehen, aber er hat gerade eine Besprechung mit irgendeinem Geschäftsführer aus Japan. Also bleibt mir nichts anderes übrig, als wieder zurück in mein Büro zu gehen.

Nach der Arbeit fahren wir irgendwo hin. Henry wollte mir nicht sagen wohin, also muss ich abwarten. Die Stille macht mich verrückt, also schalte ich das Radio an. Es läuft Arabella von Arctic Monkeys.
"Ich liebe dieses Lied", sage ich lächelnd und fange an mitzusingen.
Überraschenderweise fängt Henry auch an zu singen. Ich habe ihn noch nie singen gehört, also verstumme ich und höre ihm aufmerksam zu. Seine Stimme ist der Wahnsinn! So wunderschön...
Als das Lied endet, schalte ich das Radio aus und beginne mein Gespräch mit ihm.
"Warum hast du noch nie vorher gesungen?"
"Ich-"
"Warum erst jetzt?"
"Weil-"
"Warum tust du mir das an?"
"Entschul-"
"Weißt du wie wunderschön deine Stimme ist?!", rufe ich und versuche mich zu beruhigen. Er lacht herzhaft.
"Danke", lächelt er.
"Sing doch bitte nochmal", bettle ich.
"Was soll ich singen?", fragt er erstaunt.
"Was du möchtest. Los!"
Er überlegt kurz, sein Blick auf die Straße gerichtet.
Danach erfüllt er das Auto wieder mit seiner unglaublichen Stimme. Er singt Say Something. Ich bin wie erstarrt, singe aber danach mit. So fahren wir beide, singend, irgendwo hin.
Wir sind schon auf einem Parkplatz, von einem riesigen Gebäude, als das Lied fertig ist.
"Das sollten wir wiederholen", sagt Henry und steigt aus.
"Warum bist du eigentlich nicht Sänger geworden?", frage ich und knalle die Tür hinter mir zu.
"Nicht so mein Ding, ich hobby- singe nur", meint er achselzuckend.
Ich hebe die Augenbrauen und lächle. "Wie du meinst. Wo sind wir hier?"
"Eine Überraschung. Komm." Er nimmt meine Hand und führt mich in das Gebäude. Wir befinden uns in eine kleine Halle mit zwei Aufzügen. Er drückt den Knopf und der rechte Aufzug macht mit einem DING seine Tür auf. Wir gehen in die kleine Kabine. Er gibt irgendeinen Code ein und der Aufzug setzt sich in Bewegung.
"Möchtest du mir endlich sagen, was wir hier machen?", frage ich aufgeregt. Aber anstatt mir zu antworten küsst er mich. Seufzend erwidere ich seinen Kuss. Er drückt mich gegen die Wand und wir küssen uns bis die Tür endlich aufgeht und den Blick in einen dunklen Raum freigibt. Es brennen bloß ein paar Kerzen.
"Ich muss dir jetzt die Augen zubinden."
"Aber es ist schon dunkel", protestiere ich.
"Ich muss", sagt er und tritt hinter mich um mir die Augen zuzubinden.
Er nimmt meinen Arm und führt mich durch den Raum. Nach einer kurzen Weile fühle ich frische Luft auf meinem Gesicht. Er wird mich doch nicht von der Gebäude runter schubsen? Kurze Panik steigt in mir auf, aber ich beruhige mich schnell wieder. Was für ein dummer Gedanke. Er nimmt mir die Augenbinde ab.
Wir befinden uns auf einer großen Terrasse. Eine Matratze mit zwei Decken und viele Kissen befindet sich auf dem Boden, beleuchtet von vielen kleinen Teelichtern, welche drumherum auf dem Boden stehen. Ein kleines Tablett mit 2 Weingläsern und einer Flasche Wein steht neben der Matratze. Der Rest von dem Boden wird von roten Rosenblättern verdeckt. Wir befinden uns auf dem höchsten Punkt der Gebäude, die Stadt liegt uns zu Füßen.
Mir kommen die Tränen hoch.
Er nimmt meine Hände.
"Das ist so lieb und wunderschön! Aber wofür?", frage ich.
Mein Herz stoppt als er sich vor mir in die Knie geht und ein kleines rotes Kästchen aus seiner Jackentasche holt. Ich träume, das kann nicht wahr sein, ich muss träumen... Ich kann die Tränen nicht länger zurückhalten. Er öffnet das kleine Kästchen und ein strahlend weißer Diamant kommt zum Vorschein. Ich träume...
"Chloe Varens, du bist die Einzige, die ich jemals geliebt habe und für immer lieben werde. Ich habe gemerkt, dass ich ohne dich nicht leben kann. Du bist mein Sonnenschein an dunklen Tagen, du bist meine Welt." Er sagt das nicht wirklich, ich träume nur... "Willst du meine Frau werden?"
Das ist kein Traum. Ansonsten würde ich die klebrig-nassen Tränen und die kühle Luft und vor allem mein stark pochendes Herz in meinem Brustkorb nicht fühlen können. Das ist real.
Da ich vor lauter Schock und Tränen nichts sagen kann, nicke ich heftig.
Er steckt mir den Ring an den Finger und erhebt sich. Ich schließe ihn so fest ich kann in die Arme, und küsse ihn.
"Ich kann es nicht glauben", sage ich, als wir uns von dem Kuss lösen.
Er führt mich zu der Matratze und wir setzen uns.
"Warum nicht?", fragt er grinsend.
Ich betrachte den wunderschönen Ring und zucke mit den Achseln.
"Ich weiß nicht..."
Er lächelt breit und schenkt uns Wein ein. Ich trinke alles in einem Zug aus.
"Wow, nicht so schnell, Mrs Blackthorn", sagt er und gibt mir einen Kuss auf die Stirn.
"Tut mir Leid, Mr. Blackthorn."
Ich lege mich hin und beobachte die Stadt durch die Glasgeländer.
Er legt sich neben mich hin und wir kuscheln uns unter der Decke eng aneinander.
Wir reden für eine Weile nicht und genießen den Moment.
Auch wenn es real ist, kann ich es nicht glauben.
"Ich hatte Angst, du würdest nein sagen", gibt er zu.
"Warum sollte ich denn? Ich liebe dich, Henry."
"Ich weiß es nicht. Hatte bloß dieses nervige Gefühl. Ich bin so glücklich, wie noch nie zuvor. Zum ersten Mal, wenn ich ehrlich bin."
"Du bist zum ersten Mal glücklich?", frage ich erstaunt.
"Natürlich gab es Momente, an dem ich mich freute. Aber so richtig glücklich... ja, bin ich zum ersten Mal."
Ich kichere.
Was werden wohl meine Eltern sagen?

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