Kapitel 16

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Es ist Alice, meine alte beste Freundin in San Diego. Nein, so etwas kann nicht sein. Es ist einfach unmöglich. Aber es stimmt. Sie ist in meine Wohnung eingebrochen. Sie hat mir die SMS geschrieben. Sie hat das alles getan. Ich verstehe nur nicht, warum...

"Was ist los?" 

Ich zucke vor Schreck zusammen und blicke auf. Henry steht im Tührramen und schaut mich ausdruckslos an. Ich gebe ihm das Handy. 

"Sie war meine beste Freundin in San Diego. Ich verstehe nicht, warum sie das tut", schluchze ich. Ich habe gar nicht gemerkt, dass ich weine. Er setzt sich neben mich und schließt mich in seine Arme. 

"Sie ist gerade in der Befragung bei der Polizei. Wenn du möchtest können wir dorthin fahren und du kannst sie selbst fragen, warum sie das getan hat." 

"Ich weiß nicht..."

"Du wirst dich danach besser fühlen." 

Ich überlege einen Moment, dann stimme ich ihm zu. Vielleicht wäre es wirklich besser, wenn ich es erfahre. Sonst bleibt es meinen Leben lang ein Geheimnis.

Ich sitze ihr nun gegenüber. Sie hat sich verändert. Ihre langen blonden Haare sind jetzt kurz und braun und hängen ihr fransig über die Stirn. Sie ist viel magerer als vorher. Ihr Style hat sich auch verändert. Von schlicht und erwachsen zu düster und langweilig. Früher trug sie High-Heels, Jeans, Schmuck und all das, was Damen mögen. Nun erkenne ich sie kaum wieder. Sie trägt einen schwarzen Hoodie, zerissene Leggins, Converse-Schuhe und trägt schwarzes Make-Up. Ihre Augen starren mich leer an. Eine angespannte Stille liegt zwischen uns in der Luft. Die Stille macht mich wahnsinnig also beginne ich zu erst zu sprechen.

"Du hast dich verändert", sage ich leise. Ich spüre einen Klos im Hals.

"Du hast dich nicht einmal bei mir gemeldet. Mein Mann hat mich verlassen. Ich wurde rausgeschmissen. Meine Eltern wollen mich nicht mehr, sie sind zu sehr mit meinem Bruder beschäftigt. Dann erfahre ich, dass du mit einem Milliardär zusammen bist. Du trägst andere Klamotten, hast deinen Abschluss. Ich denke du bist diejenige, die sich verändert hat."

Eine Träne fließt meine Wange runter. Ich habe Mitleid mit ihr und verstehe auch, warum sie das getan hat.

"Alice, ich..."

"Du musst mir nichts erklären. Schade, dass dein Freund, diese Männer geschickt hat um mich zu suchen. Hätten sie mich nicht gefunden, schwöre ich dir, würdest du jetzt in der Hölle leben." Sie zuckt mit den Achseln, als ob es ganz normal wäre, jemandem das Leben zu versauen. Mein Mitleid schwindet langsam.

"Er ist nicht mein Freund", sage ich und balle meine Hände zu Fäusten. "Was habe ich dir angetan? Du könntest auch zu mir kommen, nachdem du verlassen wurdest, anstatt mich zu schikanieren", sage ich laut. Nicht die Beherrschung verlieren. Sie schaut zuerst erschorcken und scheint Sprachlos zu sein. Ich sitze wie angewurzelt da und warte auf eine Antwort. Ich blicke zu der Spiegelwand und weiß, dass Henry und drei Polizisten uns beobachten.

Ich höre, wie Alice von ihrem Stuhl springt. Im nächsten Moment fühle ich kalte Hände an meinem Hals. Ich ringe nach Luft und versuche mich aus ihrem Griff zu befreien. Es klappt nicht. Ich vergrabe meine Nägel so fest ich kann in ihr Haut und sie lässt los. Ich stehe auf und gehe zur Tür, aber ich werde von meinen Füßen gerissen und falle hin. Ein stechender Schmerz entsteht in meinem Hinterkopf, in meinen Ohren dröhnt es. Sie setzt sich auf mich und versucht mich wieder zu erwürgen. Mir wird schwarz vor den Augen. Ich höre wie die Tür aufgeht und jemand hinein kommt. Es sind zwei Polizisten. Sie zerren Alice von mir weg und legen ihr Handschellen ein. Henry hebt mich hoch und streicht mir die Haare vom Gesicht.

Secret DesireWo Geschichten leben. Entdecke jetzt