2. Oktober 1921
Wien an der DonauDer Himmel legte sich wolkenverhangen über sie.
Dabei störte sie das nicht einmal, denn auch wenn das Wetter triest und unliebenswürdig zu sein schien, hatte es immer noch einen Charakter. Das dachte sie. Denn was Charakter hatte, das hatte seinen Charme und was Charme hatte, das war ihr immer lieb.Sie lächelte in den Tag hinein, während sie den Vögeln, die über ihr flogen, beim Zwitschern lauschte und über den Schotterweg, direkt neben der Donau, streifte. Der kalte Nordwind beirrte sie dabei genauso wenig wie die in Grau getauchten Landschaftszüge, denn sie hatten immerhin Charakter... Wieder zierte ein ehrliches Lächeln ihre Lippen und sie fühlte eine, ihr nicht allzu fremde, innere Ruhe aufkeimen.Rings um hörte sie die Wiener, die in ihrem typischen Dialekt sprachen, über alles Mögliche tratschen. Drei Frauen kicherten beispielsweise hinter ihr und unterhielten sich über den begehrtesten Junggesellen der ganzen Stadt, welcher, wie sie es formulierten, sowohl von hohem Stand war, als auch vorzüglich aussehe.
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So wie die Wolken
Short StorySie wusste nicht wie wunderschön sie in diesem Moment ausgesehen hatte, so perfekt in ihrer Menschlichkeit und so ehrlich, wie sie da saß, mit ihrem Lederblock in der Hand. -Weil ich dich mit meinem Gebrabbel über den Charakter der Wolken langweil...