Die Dunkelheit beginnt

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Lucifer
"Gabriel ist derzeit noch geschwächt und angreifbar. Er hat seine Wut nicht unter Kontrolle, was ihn angreifbar macht."
"Und unkontrolliert! Was ihn gefährlich macht! Und wir wissen ja auch nicht welcher deiner Brüder ihm hilft. Oder wen dein Vater noch hergeschickt hat zur Unterstützung gegen dich."
Ich sah aus dem Augenwinkel zu Dolor der neben mir herging. Ich musste zugeben das sein jetziger Körper weitaus ansehnlicher war wie der den ich für ihn hatte. Nicht so alt und langweilig. Dolor bemerkte meinen Blick nicht, sondern starrte weiterhin nachdenklich nach vorn. Plötzlich blieb er apprubt stehen.
"Wir müssen jemanden zu ihm schicken um die Lage zu kontrollieren. Wir brauchen einen Vorteil. Und ich weiß wer perfekt dafür ist. Sie sind klein, unscheinbar und ersetzbar."
"Pech und Schwefel!"
Ich warf Dolor ein gewinnendes Lächeln zu.
"Wir schicken die beiden Nervensägen zu Gabriel um Informationen zu beschaffen. Wenn sie etwas nützliches herausfinden, verzeih ich ihnen ihre Fehler. Wenn erwas schief geht... naja, ich werde um die beiden nicht trauern, ich kann jederzeit andere Dämonen holen die meine Drecksarbeit erledigen. Das sollte kein Problem sein!"
Dolor klatschte in die Hände.
"Sieht du! Das ist ein Plan! Der ist weitaus effektiver als deine Idee, sich völlig überstürzt in einen Kampf zu stürzen und zu improvisieren!"
Ich warf ihm einen vorwurfsvollen Blick zu, aber er hatte Recht. Ich hätte möglicherweise wirklich etwas übereilt gehandelt, hätte Dolor mich nicht aufgehalten und mir eine Alternative geboten. Aber jetzt konnte ich endlich wieder einen klaren Gedanken fassen. Ich wusste das die Ermordung meines Bruders gut geplant werden musste, ansonsten endet sie in einem Desaster. Und ich konnte keinen Masterplan entwickeln, ohne jedes kleinste Detail zu kennen.
"Also gut Dolor, wo meinst du ist die beste Stelle um ein Portal zu öffnen?"
"Ein Portal? Warte mal Lucifer, ich dachte du willst bloß Pech und Schwefel in einem menschlichen Körper herholen! Von einem Portal war nie die Rede!"
Ich verdrehte die Augen.
"Ach Dolor, du bist so kleinsichtig. Betrachte das große Ganze! Ein Portal zur Unterwelt ist doch weitaus effektiver bei der Vernichtung meines Bruders!"
"Wollten wir nicht diskret sein?"
"Das wolltest du! Ich halte nichts von Diskretion!"
"Aber ein Portal zu öffnen ist gefährlich. Vor allem eins in die Hölle!"
"Tatsächlich...? Darauf wäre ich nie gekommen!"
"Deinen Sarkasmus kannst du dir sparen, Lucifer. Was wenn es außer Kontrolle gerät? Es könnte Menschen töten. Es könnte ganze Städte zerstören!"
"Kolletaralschäden!"
Ich brauchte mich gar nicht umdrehen, ich konnte mir Dolors entsetzten Blick gerdezu vorstellen, doch das war mir egal. Ich hatte meine Entscheidung gefällt, und ich werde sie nicht ändern.

Ein Blitz erleuchtete die Dunkelheit. Durch die dichte Regenwolkendecke drang kein Licht der Sterne oder des Mondes durch und der Regen prasselte herab. Kurz gesagt, ein scheiß Wetter. Perfekt für mich. Ich stand mit Dolor am "The Reservoir". Der See kräuselte sich unruhig während des Gewitters. Ich mochte die Ironie die dahintersteckte das ich genau hier das Portal öffne, wo vor vielen Wochen Raphael mit den Worten: "Du wirst es bereuen die Hölle verlassen zu haben!", den Stein ins Wasser geworfen hatte.
"Na Raphael, wer bereut jetzt das ich hier bin?"
Flüsterte ich mit einem leichten Lächeln bevor ich die Hand hob um das Portal zu öffnen.
"Lucifer, hör auf!"
Ich drehte mich um und sah Michael und Raphael hinter mir stehen. Zum Schutz gegen Regen und Wind hatten sie ihre Hände vorm Gesicht. Langsam kamen sie auf mich zu.
"Mach dass nicht, bitte! Es wird katastrophale Folgen haben!"
Ich zuckte nur mit den Schultern.
"Wenn es doch so katastrophal wird, warum ist Vater nicht hier um mich aufzuhalten?"
Michael seufzte und kam einen weiteren Schritt auf mich zu.
"Vater kann nicht weg! Er kann die Erde nicht sich selbst überlassen!"
"Die Welt wird nicht untergehen, nur weil er ein paar Minuten seiner ach so kostbaren Zeit seinem Sohn schenkt den er vor so vielen Jahren weggestoßen hat!"
Jetzt mischte sich auch Raphael ein.
"Ich versteh dich Lucifer. Jetzt wo alles ans Licht gekommen ist, können wir dich wirklich verstehen! Vater bereut es nach wie vor, was damals geschehen ist. Doch er sah damals keinen anderen Ausweg!"
Ich ließ zögernd die Hand sinken. Was wenn sie Recht hatten. Von meinen Zögern angespornt wagten sich Michael und Raphael etwas weiter.
"Komm mit uns! Lass das alles hinter dir! Und kehr wieder zurück!"
"Zurück? Etwa zurück in die Hölle?"
Michael und Raphael schwiegen. Ich kniff wütend die Augen zusammen.
"Vater ändert seine Meinung niemals. Er wird mich erst wieder zurückschicken. Und ihr wollt ihm nur dabei helfen. Aber ich kehre nicht mehr zurück. Nie wieder!"
Mit diesen Worten wirbelte ich herum und beschwor das Portal herauf. Im See entstand ein gigantischer Wirbel der immer größer wurde. Dann schoss ein blendender Feuerstrahl heraus und das Portal war offen. Ich grinste triumphierend.
"Es ist offen!"
Gewinnend drehte ich mich um. Dolors Augen funkelten gewinnend während sich in den Augen meiner Brüder blankes Entsetzten spiegelte.
"Lucifer... was hast du getan?"

Highway to HellWo Geschichten leben. Entdecke jetzt