Schuldzuweisungen

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Lucifer
"Wie hast du dir das vorgestellt? Du kannst doch nicht einfach so in seine Wohnung stürmen und ihm dein Schwert in die Brust rammen. Er ist ein Erzengel, ihn zu töten wird nicht so einfach sein, wie es bei seiner Menschenfreundin war."
Gerade noch rechtzeitig konnte Dolor den Kopf einziehen, bevor er von dem Glas getroffen wurde das ich nach ihm schmiss. Es zerbrach hinter ihm an der Wand und die Scherben vermischten sich mit den anderen zerbrochenen Gläsern die bereits am Boden lagen. Nachdem mein altes Penthouse abgefackelt war, darauf wollte ich lieber nicht weiter eingehen, haben wir zwei Zimmer im The Mark gebucht. In der einen saßen wir jetzt, jedenfalls saß Dolor, ich stand bei der Bar und schmiss mit Gläsern. Das war ein wunderbarer Stressreduzierer. Außerdem half es mir, meine Wut auf Gabriel und generell auf die ganze Welt auf etwas zu konzentrieren.
"Mir ist klar das es nicht einfach sein wird ihn loszuwerden, aber irgendwas muss ich tun! Das ständige herumsitzen und warten mach mich wahnsinnig!"
Und schon segelte das nächste Glas durch das Zimmer und landete klirrend am Boden.
"Wenn du so weiter machst, gehn uns die Gläser aus!"
"Wofür gibt es einen Zimmerservice?"
Dolor seufzte resigniert und zog schützend den Kopf ein. Ich hielt das Glas kurz zögernd in der Hand, bevor ich beschloss es nicht zu zertrümmern. Also stellte ich es hin und goss mir ein Glas Scotch ein mit dem ich zu Dolor ging und mich ihm gegenüber auf dem Sofasessel niederließ. Das war auch ein guter Stressreduzierer. Alkohol. Es wäre natürlich noch effektiver wenn ich betrunken werden könnte, aber bekanntlicherweise ist doch der Weg selbst das Ziel. Außer man will jemanden töten. Dann zählt nur das Ergebnis. Ich sah Dolor erwartungsvoll an. Er richtete sich wieder auf und sah schweigend zurück. Genervt verdrehte ich die Augen.
"Was schlägst du vor?"
"Ich? Wieso ich?"
"Nun, du bist doch derjenige der an meinen Plänen die ganze Zeit was aussettzt!"
"Ja weil deine Pläne übereilt und unüberlegt sind!"
"Eben! Meine passen dir nicht, dann schlag du mal was vor!"
"Naja... wir könnten vielleicht.... oder wie wäre es wenn... ok na gut ich hab keine Ahnung was wir machen können. Ich hab noch nie einen Erzengel getötet!"
"Das ist auch gut so."
Überrascht drehten Dolor und ich uns um. Hinter uns war Raphael aufgetaucht. Ich schickte Dolor mit einer Handbewegung weg während ich Raphael nicht aus den Augen ließ. Der verfolgte mit seinen Augen Dolor der ihn finster anstarrte während er rückwärts aus dem Raum ging. Als sich die Tür hinter ihm schloss, richtete sich Raphaels Blick wieder auf mich.
"Mein Beileid, Bruder."
"Oh bitte, tu nicht so als ob es dich kümmern würde was mit John passiert."
"Natürlich kümmert es mich! Er war dein Freund und du bist mein Bruder!"
"Oh bitte, jetzt auf einmal tust du auf großer Bruder. Steck dir dein Mitleid sonst wo hin, ich will es nicht!"
"Keine Sorge ich bin nicht hier weil ich dich mit Mitleid überschütten will. Ich will dich davon abhalten einen Kampf zu beginnen, der nicht nur dich zerstören wird."
"Du hast Recht!"
"Echt jetzt? Keine Wiederrede?"
"Warum sollte ich wiedersprechen wenn du Recht hast. Dieser Kampf wird mich vielleicht zerstören, aber genau so gut kann er Gabriel ebenfalls zerstören. Und dafür nehm ich von mir aus den Weltuntergang in Kauf!"
"Das meinst du nicht Ernst!"
"Du kennst mich gut genug um zu wissen das ich es ernst meine. Außerdem, genau genommen ist es auch deine Schuld."
"Meine Schuld? Warum das?"
"Weil es dein verdammter Kieselstein war der das alles ausgelöst hat. Damals sagtest du ich werde es bereuen hier geblieben zu sein, und jetzt, Überraschung, jetzt bereuen es auf einmal alle! Du hast tolle Arbeit geleistet!"
"Der Stein hat doch nichts damit zu tun! Das einzige wofür er gesorgt hat war, dass Dolor dich verlassen hat. Mehr war da nicht."
"Tatsächlich...?!"
Raphael zögerte kurz. Ich grinste triumphierend. Er war unsicher. Das konnte ich ausnutzen.
"Woher willst du wissen dass nicht du daran Schuld bist, dass John herausgefunden hat wer ich bin. Oder das es nicht dein Stein war der ihn dazu gebracht hat genau in diesem Moment den Raum zu betreten in dem Gabriel einen Strahl abschoss. Woher willst du wissen, dass all das hier nicht eigentlich deine Schuld ist?"
"Weil... das kann... niemals... Gott! Was hab ich getan?"
Er ließ sich völlig verwirrt aufs Sofa fallen. Ich goss mir mit einem triumphierenden Grinsen einen Scotch ein.
"Ich bin mir sicher Dad kann dir darauf keine Antwort geben."

Highway to HellWo Geschichten leben. Entdecke jetzt