"Soldat?" Der Angesprochene sah auf und beobachtete regungslos wie Arnim Zola in seine Zelle trat. Wie immer flammte Wut in ihm auf, doch er beherrschte sich. Seine Zeit würde kommen, doch solange er alleine war, konnte er Zola nicht verletzen. In diesem Fall war es besser sein Vertrauen zu bekommen, was er jetzt auch schon mehrere Monate versucht hatte. Natürlich hatte er zuerst gekämpft! Er hatte den Erfinder mehrmals angegriffen. Erfolglos! Er hatte ihn beleidigt. Erfolglos! Er hatte alles in seiner Macht Stehende getan. Erfolglos! Schnell hatte er gemerkt, dass Gehorsam die wirksamste Methode war, aber leider auch die Anstrengendste.
"Ich habe einen Auftrag für dich. Du sollst für uns jemanden", der Doktor stockte, "beseitigen! Er befindet sich zurzeit in Brooklyn. Wir erwarten, dass die Befehle umgehend ausführst und danach wieder zu uns zurückkehrst."
Nur mit Mühe konnte der Soldat ein Lächeln zurückhalten. Er würde nach Hause zurückkehren! Er könnte Steve wiedersehen. Er könnte Hydra vielleicht sogar entkommen! Sehnsüchtig dachte er an die alten Zeiten zurück. Würde es wieder so wie früher werden?
"Soldat?" James sah erschrocken zu einem unbekannten Mann auf. Zola war nirgends zu sehen. "Hier sind die Informationen. Ausserdem muss ich ihnen noch kurz eine Spritze geben. Dort draussen gibt es momentan eine gefährliche Krankheit und der Chef wünscht, dass sie dagegen geimpft werden" Bucky nickte abweisend und ein Doktor trat vor. Die Spritze spürte er fast nicht, er hatte schon schlimmere Schmerzen ertragen müssen. "Wir erwarten sie in zehn Minuten beim Eingang" Wieder nickte Bucky abweisend und begann die Informationen zu lesen.
Exakt zehn Minuten später stand er voll ausgerüstet am Eingang. Unpünktlichkeit wurde hier nämlich gar nicht gerne gesehen, das wusste er. "Soldat", begrüsste ihn ein ziemlich junger Mann. Wortlos sah der Winter Soldier ihn an. Sie führten ihm zu einem Flugzeug, welches genau so aussah wie alle anderen Flugzeuge aussah, die für diese Zeit typisch waren. Hydra setzte also auf Unauffälligkeit. Ihm sollte es recht sein, auffallen wollte er wirklich nicht.
Nach einem langen und ziemlich wortlosen Flug landeten sie schliesslich ganz in der Nähe von Brooklyn. Ihm wurde ein Motorrad zugewiesen, in dem er den restlichen Weg zurücklegen sollte. Noch wusste er schliesslich nicht, dass dies nicht für den ganzen Weg möglich war. Ohne zu zögern fuhr er los. Die Agenten sahen ihm zwar nach, machten jedoch keine Anstalten ihm zu folgen. Er lächelte zufrieden. Diese ganze Aktion war ja leichter als gedacht!
Er fuhr los und sah sich neugierig um. Die Gegend war ihm bekannt und wie sie ihm bekannt war. Wäre er Steve gewesen hätte er jetzt auf alle Orte gezeigt, in denen er verprügelt worden war. Bucky lächelte beim Gedanken an Steve und wurde dann traurig. Wie ihm wohl ging? War er sehr traurig gewesen? Wusste er überhaupt, dass James noch lebte und wenn ja, hatte er versucht diesen zu befreien? Wollte er ihn überhaupt noch sehen? Fast unmerklich beschleunigte der Soldat. Seit er bei Hydra war, hatte er viel an Selbstbewusstsein verloren, was unter anderem dazu führte, dass er begann zu zweifeln, ob seine Freunde ihn überhaupt noch mögen.
Plötzlich stoppte er. Vor ihm befand sich ein riesiges Loch, dass wohl von einer Bombe stammte. Sie ganze Gegend war zerstört! Er begann zu zittern. Stand sein Haus überhaupt noch? Und Steve, lebte er noch? Er stieg vom Motorrad ab und begann zu rennen, denn fahren konnte er auf dieser Strasse nicht. Er beschleunigte und rannte noch schneller. Die Gegend flitzte regelrecht an ihm vorbei, doch er hatte keine Augen mehr für sie. Ihn beherrschte nur noch ein Gedanke: Steve!
Die Strasse hatte nun fast nur noch Ruinen um sie herum und Bucky stolperte ständig, manchmal fiel er sogar. Doch er rappelte sich immer wieder auf, ignorierte die Wunden, ignorierte den Schmerz und sprintete weiter. Ohne es zu merken waren ihm Tränen in die Augen gestiegen. All dies hatte er gekannt und geliebt und jetzt war es zerstört! Nichts mehr würde so sein wie früher!
Er sprintete um eine Ecke, stolperte, fiel und blieb liegen: denn was er gesehen hatte, nahm ihm alle Kraft. Die Tränen flossen ihm nun stetig über die Wangen und er weinte ungehalten. Er liess seiner Trauer freien Lauf, denn wer sollte ihn hier schon sehen? In dieser Ruinenstadt lebte niemand mehr. Höchstens noch einige Ratten, doch auch diese würden nichts mehr finden. Wie denn? Hier gab es nichts mehr.
Bucky sah hoch und betrachtete die Mauern, die einmal der Grundriss seines Zuhauses gewesen waren. Viel stand nicht mehr. Keine einzige Stelle war höher als seine Hüfte! Doch das schlimmste lag darin. Ein Schild, welches noch intakt war und dort lag wie bestellt und nicht abgeholt. Vibranium! Er wusste was das bedeutete und es zerriss ihm das Herz. Steve, sein kleiner Stevie, sein bester Freund, war tot und nichts würde ihn zurückholen! Nun war James endgültig alleine auf dieser Welt, hier hielt ihn nichts mehr! Alle, die er liebte waren fort und zurück blieb nur seine leere Hülle und ein zerfetztes Herz, welches immer noch schlug, weshalb er es tagtäglich verfluchte. Von ihm waren nur noch Scherben übrig und Scherben konnte man nicht mehr zu einem Ganzen zusammensetzten.
Wieder sackte er in sich zusammen, sah weg von dem zerstörten Haus und starrte dumpf ins Leere. Er hatte keine Tränen mehr und es fühlte sich so an, als würde er nie mehr welche haben. Es gab ja nichts mehr worum er weinen konnte.
Wenn er bloss wüsste, dass dies erst der erste Schritt gewesen war. Der Anfang war getan, doch das Ende war noch längst nicht in Sicht. Und doch hatte sich ein kleiner Teil in ihm geändert. Ein kleiner Teil in ihm war gebrochen.
Emotionslos stand er auf und begab sich gemächlich zu seinem Motorrad. Er hatte einen Auftrag zu erledigen!
Zufrieden verliess Zola den Raum, indem er den Soldaten auf einem Monitor überwacht hatte. Dieser hatte seinen Auftrag schliesslich doch noch erledigt und war danach zurückgekehrt. Der gefühllose Soldat hatte sich endlich gezeigt! Zola lächelte. Dass das zerstörte Brooklyn nur in Buckys Kopf existierte wusste nur Hydra. Der Winter Soldier hatte keine Ahnung und das sollte auch so bleiben. "Sehnsucht", murmelte der Doktor, "Sehnsucht wird das erste Wort sein, denn es wird ihm zeigen, dass seine Sehnsucht nach Steve und seinem Zuhause niemals befriedigt werden kann."
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Lost hope (Winter Soldier ff)
FanfictionSehnsucht, Verrostet, Siebzehn, Tagesanbruch, Schmelzofen, Neun, Gütig, Heimkehr, Eins, Güterwagen Erwarte Befehle! Eine Geschichte von Hoffnung die immer mehr verloren geht. Eine Geschichte von Widerstand, der schlussendlich doch nur Verderben bra...