"James?", die Stimme war schwach und klang ganz anders als vor einigen Tagen, "James, ich habe so Hunger! Bitte James, hilf mir."
Der Angesprochene schloss die Augen. "Bitte, verlang das nicht von mir. Toby, du weisst, dass es dann noch schlimmer werden wird!", flehte er.
"Aber ich habe so Hunger, bitte ich weiss nicht wie lange ich das noch durchhalte. Ich habe dir doch auch geholfen, wir sind doch befreundet. Willst du mich einfach so aufgeben? Willst du einfach aufgeben?"
James verzweifelte langsam. "Du weisst, dass ich das nicht will, aber manchmal ist es die beste Lösung einfach nichts zu tun und abzuwarten. Du bist zu wertvoll für sie, sie werden dich nicht sterben lassen."
"Bist du dir da so sicher?"
Nein, er war sich ganz und gar nicht sicher. Im Gegenteil, manchmal hatte er sogar das Gefühl, dass Toby, also das Projekt X100, nur dazu da war zu sterben, sobald er irgendeinen Fehler machte. Es würde Hydra ähnlich sehen. Aus genau diesem Grund war er auch fest dazu entschlossen, genau dies nicht geschehen zu lassen. Wenn es nicht bereits zu spät war.
Doch Toby wollte nicht aufhören zu flehen. Auch wenn er für alles andere scheinbar keine Kraft mehr hatte, das konnte er. Und er war ausdauernd. Viel ausdauernder als James Barnes, der sonst schon an seinem Entschluss zweifelte. Und als er dann schliesslich sein Essen bekam, gab er nach. Zwischen ihren Zimmern gab es eine massive Verbindungstür aus Stahl. Sie hatte einen Schlitz unten, durch den der Teller mit dem Essen genau passte. Ob das wirklich ein glücklicher Zufall war, wagte James zu bezweifeln, aber es war schon zu spät.
Er konnte hören, wie Toby das Mahl regelrecht verschlang und horchte ängstlich auf irgendwelche Schritte. Sie durften einfach nicht erwischt werden. Ein einziges Mal durften sie doch Glück haben.
Doch nicht bei Hydra. Bei Hydra gab es kein Glück. Es gab nur Schmerz.
Und so wurden sie natürlich erwischt. Ein Soldat entdeckte sie und holte sofort Arnim Zola. Dieser verlor keine Zeit und ordnete eine Bestrafung an. Für beide!
James und Toby wurden aus ihren Zellen gezerrt und konnten sich zum ersten Mal wirklich sehen. Toby war vollkommen ausgemergelt, doch trotz allem leuchteten seine blauen Augen noch schwach und waren nicht vollkommen abgestumpft wie James'. Seine mittelblonden Haare standen in alle Richtungen ab und er hatte Lachfalten um den Mund. Die Wangenknochen stachen deutlich aus seinem ovalen Gesicht hervor. Früher einmal musste er ein Mädchenschwarm gewesen sein. James spürte einen Stich in seinem Herzen, Toby erinnerte ihn viel zu sehr an Steve und vielleicht würde er ihn jetzt genau wie Steve verlieren.
Die beiden wurden in einen Raum gebracht und der ehemalige Soldat erschrak, als er den Kryosthasestuhl in der Mitte erkannte. Hydra wusste, dass er vor nichts mehr Angst hatte und sie nutzte es leider viel zu oft aus.
Doch anders als die letzten Male wurde nicht er selbst sondern Toby zu dem Stuhl gezerrt. Entsetzt musste er mitansehen, wie dieser festgeschnallt wurde. Erst dann erwachte er aus seiner Starre und begann sich zu wehren. Er setzte mehrere Soldaten ausser Gefecht, aber sie waren einfach zu viele und hielten ihn wieder fest, bevor er überhaupt ansatzweise zu Toby gelangt war. Er schrie immer wieder, sie sollten ihn nehmen und nicht Toby und er hörte nicht auf sich zu wehren, doch nichts half. Er wurde aus dem Raum gebracht und zu der Glasscheibe gezerrt, von der aus er eine perfekte Sicht auf den Kryosthasestuhl hatte. Er wurde gezwungen zuzusehen wie die Wissenschaftler die Prozedur starteten.
Fast sofort begann Toby zu schreien. Er schrie so laut, dass man es sogar durch die Glasscheibe hören konnte und er wand sich in seinem Stuhl, in der vergeblichen Hoffnung ihm zu entkommen. Genau wie James es bisher jedes Mal getan hatte. Seine Gegenwehr wurde schwächer, da er sich nur noch auf Toby konzentrieren konnte. Der Schmerz war ihm immer noch präsent und er konnte es einfach nicht ertragen, dass sein einziger Freund hier in Sibirien ebenjene Schmerzen erleiden musste. Er litt mit ihm und zuckte bei jedem weiteren Schrei zusammen. Oh wie er es hasste, wenn andere wegen ihm leiden mussten. Es war für ihn das schlimmste Gefühl, das es gab, noch viel schlimmer als wenn er selber auf dem Kryosthasestuhl gesessen wäre.
Auf einmal bemerkte er, dass die Schreie schwächer wurden. Mit jedem Mal wurden sie leiser und Toby selber bewegte sich immer weniger. Seine Brust hob und senkte sich nur noch schwach und er schien zu schwitzen. "Nein!", murmelte James entsetzt, "Nein, bitte nicht!" Er begann unkontrolliert zu zittern. "Lasst ihn gehen! Bitte! Er stirbt! So helft ihm doch", er schrie so laut er konnte und begann sich wieder zu wehren, noch verbissener als zuvor. Tobys Schreie hatten inzwischen aufgehört und er atmete fast gar nicht mehr, doch niemand machte Anstalten ihm zu helfen. James schrie und schlug wie wild um sich, doch es waren einfach zu viele, die ihn festhielten. Und so musste er hilflos mit ansehen wie Toby aufhörte zu atmen und wie er zusammensackte. "NEEEEEIIIIIIIIN", schluchzend brach er zusammen, "nein, nein, nein, nein, nein, nein, nein!"
Er wusste genau, was passieren würde und er wusste auch, dass er es nicht würde aufhalten können. Von einem Moment zum anderen, verstummte er und wurde ganz ruhig, dann stand er mit kalten Augen auf und drehte sich zu den Soldaten um. Der Winter Soldier war zurückgekehrt!
Ohne zu zögern ging er auf die anderen los. Emotionslos tötete er ausnahmslos alle Soldaten im Raum, gegen die er zuvor keine Chance gehabt hatte und verliess dann den Raum. Mit schnellen Schritten, bewegte er sich auf den Raum mit dem Kryosthasestuhl zu und stiess die Tür auf. Die Blicke aller Ärzte schnellten zu ihm und die Angst war ihnen deutlich ins Gesicht geschrieben. Doch der Winter Soldier kannte keine Gnade, er tötete wieder jeden im Raum, bis er sich schliesslich neben Toby niederliess.
Erst bei seinem Anblick, drängten sich alle Emotionen wieder in den Vordergrund und James nahm ihn weinend in den Arm. "Toby wach auf!", verzweifelt schüttelte er ihn, "Bitte Toby, du musst aufwachen, bitte lass mich nicht allein", seine Stimme erstarb. Doch Toby machte keine Anstalten sich zu bewegen und als die Soldaten James von ihm wegzogen, hatte er keine Kraft mehr sich zu wehren. Doch ein Teil war bei seinem Freund geblieben und würde wohl nie mehr zu ihm zurückkehren.
"Projekt X100 ist tot und ebenfalls alle Ärzte und Soldaten, die an der Bestrafung beteiligt waren"
"Und der Winter Soldier?"
"Wieder zurück in seiner Zelle"
Zola lächelte. "Sie können gehen", dann drehte er sich um und starrte nachdenklich nach draussen. "Gütig wird das nächste Wort sein, denn das ist es, was du nun wohl nie mehr sein wirst"
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*Schüchtern hinter der Ecke hervorseh* Hallo miteinander *vergeblich versuch zu lächeln* Ich weiss, ich weiss, ich bin viel zu spät! Und ich könnt euch hier wieder tausende Entschuldigungen bringen und euch versprachen, dass ich mich bessern werde, aber ich denke ihr kennt das ja schon *seufz*.
Eigentlich bin ich überhaupt nicht zufrieden mit diesem Kapitel, da ich in der Mitte eine totale Schreibblockade hatte, aber ich wollte euch nicht noch länger warten lassen.
Wie auch immer, ich hoffe es hat euch gefallen und bis zum nächsten Mal
Arabella out
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Lost hope (Winter Soldier ff)
FanfictionSehnsucht, Verrostet, Siebzehn, Tagesanbruch, Schmelzofen, Neun, Gütig, Heimkehr, Eins, Güterwagen Erwarte Befehle! Eine Geschichte von Hoffnung die immer mehr verloren geht. Eine Geschichte von Widerstand, der schlussendlich doch nur Verderben bra...