Kapitel 17

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Clarise P.O.V

Als ich aus der Ohnmacht erwachte spürte ich sofort den pochenden Schmerz an meinen Schläfen. Ich hörte leises Gemurmel und öffnet langsam meine Augen. Über mir erkannte ich Jeff, der ich mitleidig anlächelte.
,,Herzlichen Glückwunsch! Du hast ein eigenes Begrüßungskomitee.", sagte er  und ich richtete mich mühsam auf. Im Raum standen Newt und Mihno und in der Ecke saßen Chuck und Thomas. Sie sprangen auf und tummelten sich mit besorgten Gesichtern um die Krankenliege, auf der ich lag. Jeff entfernte sich und ließ uns allein. „Wie geht es dir?"
„Hast ganz schön was abbekommen."
„Geht es dir besser?" fragten sie gleich los und Jeff drängelte sich wieder dazu. „Ihr solltet erstmal leiser reden. Ich denke nicht, dass ihr Kopf so viel aushält. Und außerdem solltet ihr euch nicht so um sie drängen.", riet er und alle tragen einen Schritt zurück. „Trink das!" er hielt mir ein grünliches Gemisch hin.
„Was ist das?", fragte ich misstrauisch und er lachte.
„Als Sani weißt du echt wenig über die Kräuter und Mixturen.", meinte er lachend.
„Wenn du es mir nicht sagst!", meckerte ich und verdrehte die Augen. „Trink endlich!", trug er mir ungeduldig auf und ich nahm das Glas in die Hand. Mit einem letzten skeptischen Blick trank ich das Gemisch und musste würgen. Gallys Getränk war dagegen das reinste Honigschlecken.
„Weiter trinken!", befahl Jeff ohne eine Miene zu verziehen und ich würgte das Zeug runter. Als ich es leergetrunken hatte stellte ich es zurück auf die Ablage und er ging damit wieder davon. Sofort traten alle wieder näher zu mir und sahen mich fragend an.
„Mir geht es gut!", versicherte ich ihnen und Thomas ergriff das Wort: „Du hast uns einen gewaltigen Schrecken eingejagt, Clare. Mach das nicht nochmal. Erst sagst du es geht und dann kippst du wenig später um. Deinem Urteil traue ich nicht mehr!" Ich musste leicht lächelnd und antwortete: „Keine Sorge, ich habe nicht das Verlangen das in nächster Zeit zu wiederholen. Es ist nicht sehr angenehm mit dem Kopf auf einen Stein geschlagen werden, wenn ich zusätzlich noch erwürgt werde. An mir liegt es also nicht. Du musst nur Ben dazu überreden das nicht erneut zu tun." Anfangs hatten sie noch leicht gelächelt, doch jetzt sahen ihre Gesichter bedrückt aus.
„apropos: Wie geht es Ben?", fragte ich und Ich merkte, wie die Stimmung immer angespannter wurde.
„Was ist?", fragte ich verwirrt, als alle betreten zu Boden sahen. „Chuck, Thomas, was ist los?", fragte ich, aber der kleine Jungen schüttelte nur leicht den Kopf. Thomas schwieg ebenfalls betreten und spielte nervös mit seinen Fingern, während er etwas auf dem Boden fixierte. Auffordernd sah ich Newt und Minho an, aber sie schienen mit sich zu kämpfen. „wenn mir nicht gleich einer etwas sagt drehe ich noch durch! Ich gehe dann eigenhändig zu Alby oder direkt zu Ben.", beschwerte ich mich und sah alle nochmal auffordernd an.
„Er wird bestraft!", brach Minho endlich die Stille und ich gab einen verwirrten Laut von mir. „Er hat gegen die Regeln verstoßen. Deswegen wird er jetzt...", erklärte er und brach ab. „Er wird verbannt!", sagte Newt laut und sah mir fest in die Augen. Ich reagierte im ersten Moment nicht und starrte einfach nur auf Newt, dessen Worte nur sehr langsam in meinem Kopf ankamen. Als ich dann endgültig begriff, was er gerade gesagt hatte, wurde mir schlecht und ich musste mich zusammenreißen, nicht in Tränen auszubrechen. Es war meine Schuld! Wäre ich nicht ohnmächtig geworden und all das, würde er nicht verbannt werden!
„Nein, das kann nicht sein...", murmelte ich leise und Newt nickte langsam. Sein Blick war traurig.
„Warum?", fragte ich erneut. Meine Stimme war nicht mehr als ein Flüstern.
„Er hat gegen die Regel verstoßen!", erklärte Minho und ich schüttelte den Kopf.
„Nein, mir geht es gut. Ihr müsst ihn nicht verbannen...", murmelte ich und Newt trat auf mich zu. „Clary, er wurde gestochen! Wir können ihn nicht hierbehalten!" Ich schloss die Augen und atmete tief ein. Das war alles ein Traum. Ein sehr schlechter Traum.
„Er wird sterben...?", fragte ich fast tonlos, obwohl ich die Antwort längst wusste. Ich öffnete meine Augen und sah die Jungen bedrückt nicken. Ich konnte es dennoch kaum fassen. Wegen mir würde ein Junge sterben. Zugegeben, er wollte mich umbringen, aber er hat es nicht getan. Aufgelöst starrte ich an die Wand hinter den Jungen und bemerkte nur aus dem Augenwinkel, wie Newt Thomas und Chuck wegschickte. „Dein Mittagessen steht auf dem Tisch.", sagte Minho schließlich und zog Newt mit sich, der zuerst bei mir bleiben wollte. Tränen traten mir in die Augen und ich wischte sie schnell weg. Wie konnten sie nur damit leben? Seufzend legte ich mich wieder hin und hörte schon bald Clint durch den Eingang zu mir treten. „Clarise, du solltest etwas essen. Deiner Reaktion zufolge weißt du es schon. Dennoch...Bitte, es ist nicht deine schuld und außerdem bringt es nichts, wenn du nichts isst.", meinte er und hielt mir das Essen hin. „Iss etwas. Sonst hol ich Newt oder Minho und sie müssen es dir gewaltvoll einflößen!", drohte er schließlich und ich richtete mich langsam auf.
„Was sind das für regeln?", fragte ich und er seufzte. Natürlich wusste ich, wie die Regeln lauteten, aber es war eher ein Ausdruck von verabscheuen.
„Regeln, die das Zusammenleben möglich machen. Es ist besser, wenn du dich damit abfindest. Nicht oft passiert so etwas, also nimm es dir nicht zu Herzen.", riet er und hielt mir Besteck hin. „Aber es ist wegen mir!", sagte ich seufzend und er drückte mir das Besteck in die Hand.
„Er wurde gestochen. Und jetzt: iss!", sagte er und klopfte mir noch kurz beschwichtigend auf die Schulter, bevor er zu Jeff ging. Seufzend machte ich mich über das Essen her und merkte, dass ich mich danach ein wenig besser fühlte. Ich versuchte vorerst die Gedanken an Ben zu verdrängen und schaffte es erfolgreich.
Nachdem ich fertig war mit dem Essen kamen Newt und Thomas wieder zu mir und sahen mich besorgt an. Ich wollte nicht wieder auf das Thema Ben zu sprechen kommen, weswegen ich das nächstbeste Thema ansprach, das mir einfiel.
„Newt, ich möchte ein Läufer werden.", sagte ich und sein Mitleid wich Verärgerung. „Clary, nicht schon wieder dieses Thema.", seufzte er und Thomas lächelte leicht. „Ich brauche deine Zustimmung nicht. Ich will nur wissen, wo Alby ist.", sagte ich und kletterte von der Liege. ,,der ist im Versammlungsraum.", rief Jeff. 
„Warte, du kannst doch nicht jetzt gehen. Du musst dich ausruhen!", wiedersprach Newt, aber ich sah ihn kopfschüttelnd an.
„Mir geht es gut.", wehrte ich ab, aber dann meldete sich Thomas zu Wort: „Ich höre nicht mehr auf dein Urteil, Clare, also: Leg dich wieder hin."
„Ich bin ein Sani und ich denke, dass es mir bessergeht und ein kleiner Spaziergang mir nicht schadet.", sagte ich scharf und ging an ihnen vorbei.
Newt seufzte nur genervt und wollte mich nicht aufhalten. Er wusste, dass ich mich nicht umstimmen lassen würde. Ich lief zum Versammlungsraum und war erstaunt, dass die Lichter mich nicht ansahen, als wäre ich Abschaum.
Als ich die Tür zum Versammlungsraum aufriss sah ich mich um. Der Raum war leer. Genervt seufzte ich und lief durch die Gegend. Auf der Suche nach Alby traf ich auf Zart, der mich besorgt musterte. „Geht es dir besser?", fragte er und ich nickte lächelnd. „Weißt du, wo Alby ist?", fragte ich und er überlegte. „Ich denke bei Minho. Sie sind zusammen in den Wald gegangen.", antwortete er dann und ich lief zum Wald. Was auch immer Jeff mir verabreicht hatte, ich fühlte mich mittlerweile schon viel besser. Wenn Alby bei Minho im Wald war wusste ich, wo sie sich befanden. Ich lief den Weg entlang, den Minho mit mir gegangen war, als er mich zum Kartenraum geführt hatte.

Wildest Dreams (Newt ff)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt