Kapitel 21

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Clarise P.O.V

Alles war weiß.
Die Wände: Weiß.
Die Möbel: Weiß.
Die Kleidung: Weiß.
Einzig und allein der rote Lippenstift von Ava Paige bildete einen stechenden Kontrast zu alle dem hygienisch wirkenden grell um mich herum, wie ein Blutstropfen im frischen Schnee. Sie sah auf ihr Unterlagen, die vor ihr auf dem weißen Tisch lagen. Als plötzlich Ich durch die Tür kam sah sie erschrocken auf. Es war, als würde ich es aus einem Film betrachten. Ich selbst steckte nicht in meinem Körper, der plötzlich eine Waffe zog und sie auf Ava Paige richtete. „Clarise, was machst du da?", fragte sie und Unsicherheit schwang in ihrer Stimme mit. Mein Traum-ich fing an zu sprechen, ohne eine Miene zu verziehen. „Wegen ihnen sind so viele Menschen gestorben. Sie sind schuld am Tod von unschuldigen! Was sie tun ist unmenschlich und dem werde ich endlich ein Ende verpassen." Meine Stimme klang kalt und sie wanderte mit zitternder Hand zu einem Schalter, doch bevor sie ihn erreichen konnte befahl ich laut: „Finger weg vom Alarm oder sie sind tot!" Langsam ließ sie ihre Hand wieder zurückwandern und sah mich an. „Das alles hat einen Zweck, Clarise. WICKED ist gut. Sieh es doch endlich ein.", sagte sie und stand auf. „Einen Schritt weiter und ich schieße!", drohte ich und hielt die Waffe auf ihren Kopf gerichtet. „Werd doch endlich vernünftig! Das hat doch alles keinen Sinn. Gib mir die Waffe und geh zurück an deine Arbeit, Clarise.", sagte sie und mich machte der ruhige Unterton in ihrer Stimme immer wütender. „Nein. Sie werden niemandem mehr etwas antun. Dafür sorge ich!", fauchte ich und drückte den Abzug. Ein lauter Knall ertönte und ich sah die Kugel durch die Luft flitzen. Direkt auf Ava Paige zu. Bevor die Kugel sie aber erreichte prallte sie an einer unsichtbaren Wand ab. Ein siegessicheres Grinsen breitete sich auf Avas Gesicht aus. Ungläubig starrte ich an die Stelle, wo die Kugel abgeprallt war. Sie hatten mich reingelegt! „Clarise, hättest du das nur nicht getan. Denkst du etwa, dass ich nicht merke, wie du dich gegen uns stellst? Du wurdest dauerhaft bewacht!", sagte sie und lächelte. Wäre dort nicht die unsichtbare Wand wäre ich auf sie zu gerannt und hätte sie erwürgt. Als ich schwere Schritte hörte drehte ich mich um. Bewaffnete Männer standen da und richteten ihre Waffen auf mich, während einige andere zu mir kamen und mich am Arm mitzogen. Ich wehrte mich, aber es klappte nicht. Gnadenlos schleiften sie mich durch die Gänge, bis sie mich in einen Raum sperrten. Frustriert schrie ich auf und hämmerte mit den Fäusten gegen die Tür.

Im Nächsten Moment befand ich mich in einem dunklen Raum und eine Person stand vor mir. Es war Thomas, mein Bruder. „WICKED ist nicht gut, Clare.", sagte er eindringlich und ich nickte. „Tommy, es ist zu spät.", sagte ich leise und er trat erschrocken einen Schritt zurück. „Was hast du getan?", fragte er fassungslos und ich sah ihn traurig an. „Es hat nicht geklappt. Sie hatten es gewusst. Von Anfang an. Sie haben mich überwachen lassen. Ich bitte dich, sei vorsichtig!", antwortete ich und er wiederholte fast tonlos: „Was hast du getan?!" „Ich musste es tun. Siehst du nicht, wie grausam das ist?! Wir sehen schon zu lange zu, jetzt wird es Zeit, dass wir etwas unternehmen. Und damit meine ich etwas Ausschlaggebendes.", erklärte ich und er schüttelte fassungslos den Kopf. „Ist dir bewusst in was für eine Lage du dich gebracht hast?" Trauer und Entsetzten schwang in seiner Stimme mit. „Es tut mir leid, Tommy.", flüsterte ich und als wir laute Schritte hörten zuckten wir zusammen. „Dir werden sie nichts tun, nur mir. Du hast nichts getan.", sagte ich zuversichtlich und wir sahen erschrocken auf, als das Licht anging und einige Männer in den Raum kamen. „Tommy, ich hab dich lieb.", sagte ich noch und umarmte ihn schnell. „Pass auf dich auf.", flüsterte er mir ins Ohr und ich nickte, bevor wir auseinandergerissen wurden und ich davongezerrt wurde. Weg von Tommy, meinem Bruder.

Als ich wieder erwachte spürte ich, dass ich auf einer Liege lag. Neben mir atmete jemand gleichmäßig und ich sah, dass es Newt war, der zu schlafen schien. Ich bewegte mich leicht und plötzlich schreckte Newt hoch. Seine blonden Haare waren durcheinander und seine Augen sahen schnell hin und her, bis er mich erblickte und jede Müdigkeit von ihm abfiel. Er stand auf und sah mich mit weichen Gesichtszügen an. „Du bist wach. Endlich!", murmelte er leise und ich versuchte zu sprechen, was mir nur schwer gelang. „Newt...", hauchte ich und brach ab, denn mein Hals tat weh. „Alles ist gut. Ich bin bei dir. Alles wurd gut.", flüsterte er beruhigend und beugte sich über mich. „Ich habe es geschafft, ich habe das Labyrinth überlebt!", krächzte ich und musste leicht lächeln. Ja, ich hatte überlebt.
„Ich dachte, du würdest sterben. Ich dachte, ich hätte dich verloren.", murmelte er mit Trauer in der Stimme und ich versank in seinen Augen, die mich liebevoll und besorgt musterten. Er strich mir eine Strähne aus dem Gesicht und fuhr mit einem verträumten Blick durch meine Haare. Ein angenehmer Schauer überkam mich. „Newt...?", fragte ich vorsichtig und er sah wieder zu mir. „Sorry, ich... ich wollte das nur schon soo lange machen... Und dann dachte ich du bist tot und... Einfach sorry...", nuschelte er und sah kurz weg.
„Darf ich auch etwas machen, das ich schon ewig machen wollte?", fragte ich leise und er nickte. Ich richtete mich auf und kam mit meinem Kopf näher zu seinem. Kurz legte ich meine Lippen auf seine und er erstarrte. Ich löste mich wieder von ihm und lächelte leicht. „Ich...ich dachte nur, dass...", fing ich an und plötzlich wurde ich unterbrochen, da Newt seine Lippen auf meine presste. Noch nie hatte ich so empfunden wie jetzt. Es war, als hätte er ein Feuer in mir entfacht, dass mich von innen heraus verbrannte. All die Gefühle, die ich ewig unterdrückt hatte, drohten mich zu überwältigen. Der Kuss wurde inniger und ich spürte seine starken Arme, die mich näher an ihn drückten. Ich verschränkte meine Arme hinter seinem Kopf und fuhr ihm durch die Haare. Ich konnte nicht anders, als zu lächeln, als er mich zurück auf die Liege drückte, ohne sich von mir zu lösen und den Druck von seinen Lippen auf meinen verstärkte. „Hey, Newt, ich habe mit Gally gesprochen und...WHOAA!!", ertönte plötzlich Minhos Stimme und wir schreckten auseinander. Minho stand breit grinsend am Eingang und musterte uns amüsiert. Musste auch sehr merkwürdig aussehen, wie Newt halb über mir lag und wir wild rumknutschten. „Leute, wenn ihr noch ne Minute braucht, dann hättet ihr das nur sagen sollen. Ich hätte gewartet.", meinte er dann lässig und ich wurde rot. „schön, dass es dir besser geht.", sagte er dann und lächelte mich an. „Ebenso schön, dass ihr es endlich gewagt habt. Ich dachte schon das wird nichts... Aber ich denke das hat doch jetzt gut geklappt.", meinte er dann lachend und ich sah ihn böse an, weshalb er nur noch mehr lachte. Grinsend sah ich zu Newt, der ihn ebenfalls vernichtend ansah und schwang die Beine von der Liege. „Was hast du mit Gally denn besprochen?", fragte ich um das Thema zu wechseln und er lachte erneut auf. „Keine Sorge, ich erzähl schon nicht jedem, dass du gleich nach dem Aufwachen mit Newt rumgemacht hast.", versicherte er und grinste wieder schadenfroh. „Ich habe nicht mit ihm rumgemacht!", protestierte ich, aber winkte nur lachend ab. „Wenn du meinst... Newt, wir müssen langsam zur Versammlung." Newt nickte nur und ich sah ihn verwirrt an. „Was für eine Verrammlung denn?", wollte ich wissen und Newt antwortete: „Thomas hat gegen die Regel verstoßen und jetzt muss entschieden werden, was mit ihm passiert."
Ich schluckte. „Er wird doch nicht etwa verbannt?!" Beide schüttelten den Kopf und ich atmete erleichtert aus. „kommt ihr mal?", fragte Minho dann und ich stand auf.

Wildest Dreams (Newt ff)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt