Kapitel 10

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Kreischend wich ich zurück. Die Hände hatte ich mir vor den Mund gepresst, sobald der Kopf von 817 mit einem hässlichen Schmatzen auf dem Boden gelandet war. Schwankend war ihr Körper ihm gefolgt.

Eine weitere Dienerin, ihre Augen und ihre schuppige Haut glichen der einer Python, reichte Moresion ein weißes Tuch, mit dem er sich das Blut von seinen Händen und seinem festlichen Umhang wischte, ab dem es merkwürdigerweise abgeperlt war.

Dann erblickte er mich. Sein Blick glitt an mir herunter.

Er pfiff anerkennend.
,,Du bist ja fast noch hübscher als ich erwartet habe!"
,,Du Scheusal",schrie ich.

Er sah mich fragend an.
,,Sorry, das sagt man doch so auf eurem Planeten, oder? Na ja egal. Was ich eigentlich sagen wollte war: Ich habe dich nicht verstanden. Du hast deine Hände vor dem Mund!"

Langsam ließ ich sie sinken, meine Augen begannen, sich mit Tränen zu füllen.

,,Du Scheusal!"
, schluchzte ich und machte auf dem Absatz kehrt, wollte nur noch weg von hier. Doch ich war keine zehn Meter weit gekommen, da packten mich auch schon Moresions heiße Hände und wirbelten mich herum.

,,Hör auf zu heulen wie ein kleines Mädchen, du Heulsuse!"
, befahl er mir.
Das brachte nur noch mehr Tränen zum Laufen.

,,Du abscheulicher, widerwärtiger, herzloser Mörder! Nimm deine Hände von mir! Fass mich nie wieder an!"
Beinahe meinte ich, Hilflosigkeit in seinen Augen erkennen zu können, als er jetzt seine Arme sinken ließ.

,,520!"
, rief er laut heraus.
,,Zu Befehl eure Hoheit, was kann ich tun?"
Die Schlangenfrau, übrigens im neongelben Kleid, dass ihr mal so gar nicht stand, war neben ihn getreten.

,,Sobald sie sich beruhigt, bringst du sie auf der Stelle zu mir nach draußen. Lass sie auf Vaneur reiten, wenn sie nicht in ihren Schuhen gehen kann."
,,Ihr wollt ihr -"
,,Hinterfrage nicht, mache einfach!"
, fuhr er sie an.
,,Wie ihr wünscht, eure Majestät."

Ich blieb stehen, während Moresion in ein fliegendes Boot stieg, dass anstatt über Ruder über glühend blaue Motoren verfügte.

,,Und denk dran, Laia, brüllte Moresion über den Lärm der startenden Maschine hinweg.
,,Falls du nicht kommen solltest..."
Er deutete mit den Händen eine Explosion an und ich wusste genau, was er meinte.

520 zog mich wortlos durch eine weitere Tür, hinter der sich, zu meiner Überraschung, eine blühende Sommerwiese befand.
,,Was tun wir hier?"
, fragte ich verwirrt.
Zur Antwort pfiff 520 laut.
Eine hohe Frequenz, die zwischen zwei schrillen Tönen wechselte.
Ich musste mir beide Hände auf die Ohren pressen, um es aushalten zu können.

Plötzlich stuppste mich etwas Weiches von hinten an. Erschrocken machte ich einen riesen Satz nach vorne und wirbelte herum. Vor mir stand ein Pferd! Korrektur:
Ein geflügeltes weißes Pferd, dessen Mähne aus blauen und lilanen Flammen bestand. Wieder stupste es mich fröhlich an. 520 staunte.

,,Wow. Das macht er sonst nie. Er lässt niemanden an sich ran, geschweige denn auf sich reiten, bis auf Moresion!"

Ich konnte meinen Blick nicht von dem wundersamen Geschöpf losreißen.
,,Wer ist er?"
,,Vaneur ist der Patron des Königs, naja, er hat ihn jetzt dir geschenkt, was ihn zu deinem macht."

Misstrauen weckte sich in mir, als ich vorsichtig über das weiche Fell des Patrons strich. Als er laut wiehrte, offenbarte er eine Reihe messerscharfer Fangzähne.

Vorsichtig nahm ich wieder etwas Abstand, doch Vaneur überbrückte ihn sofort und rieb seinen Kopf an meiner Schulter.

,,Was genau ist ein Patron?"
, wollte ich wissen.
,,Ein Beschützer. Wenn du keinen hast, musst du dich auf ihren Planeten begeben und einer wird dich aussuchen. Sie kommen zu dir, wenn sie vom Wesen her gleich sind wie du und eine unbeschreiblich tiefe Verbindung zu dir fühlen. Sie sind unsterblich und begleiten dich bis zu deinem Tod. Außerdem besitzen sie die Fähigkeit, ihre Erinnerungen dir zu zeigen. Der König hatte zwei. Jetzt hat er nur noch einen.

,,Diesen abscheulichen Mörder hat so ein süßes Tier erwählt? Das glaube ich nicht!"

520 rümpfte bei meiner Formulierung die kaum vorhandene Nase.

,,Ihre Majestät hatte zwei Patronen, doch dieser scheint sich ihrer erbarmt zu haben. Er hat sie auserwählt. Also, wenn ich bitten darf, schwingt euch auf seinen Rücken, zieht eure Schuhe an und folgt Moresion!"

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