Kapitel 6

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,,Dann erkläre ich euch hiermit zu Mann und Frau"
, ertönte die Stimme der Pfarrers in meinen Ohren.

Ich konnte es nicht fassen.

Wollte es nicht wahrhaben.

,,Ihr dürft die Braut nun küssen"
Moresion wandte sich mir zu.
Wenn Blicke töten könnten wäre er jetzt gegrillt und in Säure gebadet worden.

,,Wenn ihr eure Zunge behalten möchtest würde ich euch empfehlen, die Lippen von mir zu lassen"
, giftete ich.
Niemals, niemals würde er mich küssen.

,,Ach Laia. Denk doch an die arme Erde"
, meinte er schon fast bedauernd.

Ich hasste mich dafür zu kapitulieren.

,,Ich wünsche mir einen innigen Kuss.Das wird live auf die Erde übertragen. Du willst doch nicht etwa dafür sorgen, dass sie alle sterben. Also küss mich.
So, als wäre es das einzige, was du je gewollt hättest."

Ben, ich liebe dich.

Und dann trat ich näher an Moresion, hob den Kopf und legte meine Lippen langsam auf seine.

Mehr tat ich nicht.
Mehr komnte ich nicht.

Gegen meinen Willen löste dieser Kuss ein Gefühl in mir aus. Ein tiefes Gefühl, dass etwas in mir regte, was ich davor noch nicht gekannt hatte.

Moresion schlang seine Arme um mich.
,,Ich will eine überzeugende Show, wenn ich deinen Planeten verschonen soll"
, hauchte er an meinen Lippen.
Der Kuss wurde intensiver.

Doch als seine Zunge in meinen Mund wollte löste ich mich überstürzt von ihm.

Ich schnappte nach Luft, wollte würgen, erinnerte mich jedoch an die Kameras. Ich funkelte Moresion hasserfüllt an und setzte dann ein gekünsteltes Lachen auf.

Ich grinste in die Kameras, sein Arm um meine Hüfte. Die Hitze seiner Hand bekam ich selbst durch den Stoff des Kleides zu spüren.

Dann hob er mich hoch und trug mich den Mittelgang zurück. Ich war damit beschäftigt, mein künstliches überglückliches Grinsen aufrecht zu erhalten.

Sobald sich die metallene Tür hinter uns geschlossen hatte, begann ich so heftig zu strampeln, dass er gezwungen war, mich loszulassen.

Ich landete hart auf dem Boden und meine Beine gaben nach, so dass ich zu Boden ging.

Moresion betrachtete mich herablassend und schritt über mich hinweg.
,,Folge mir"
, befahl er mir.

Nicht besonders elegant erhob ich mich wieder, richtete mein Kleid und machte mich daran, ihn einzuholen. Er war bereits durch eine weitere Tür verschwunden.

Als ich in den Raum trat, der sich hinter der Tür befand, fand ich ihn vor einem Panoramafenster auf.

Dahinter erstreckte sich weitläufig das Universum.

Wie ein kleines Kind rannte ich an das Glas, um meine Hände darauf zu pressen. Moresion beobachtete mich emotionslos.

,,Wow"
, hauchte ich.
Wir bewegen uns in beachtlichem Tempo zwischen Kometen und Meteoriten hindurch, die in der Nähe des Raumschiffes zu verglühen schienen.

Ich sah gerade aus, versuchte, einen Horizont auszumachen, vergeblich.

,,Es ist unglaublich"
, staunte ich fassungslos. Moresion winkte ab.
,,Nur eines von unendlich vielen Sonnensystemen."

Jetzt wurde mir bewusst, was ich da eigentlich tat und ich setzte wieder meine eiskalte Miene auf.
,,Wohin fliegen wir? Was tun wir hier?"

Er wandte sich wieder dem Fenster zu.
,,Siehst du das?"
Er deutete auf einen kleinen blauen Punkt, der zunehmend größer wurde.

,,Ist das - Ist das die Erde?"
, riet ich.
,,Genau. Das ist die Erde. Dorthin sind wir unterwegs. Immerhin soll dich doch deine Familie beglückwünschen können."

Er macht eine kurze Pause

,,Und wir sind hier, auf unserem Zimmer, um das zu tun, was frischgebackene Ehepaare tun, wenn sie erstmals alleine gelassen werden.

Crying Stars- Eine Liebe quer durch das Universum #SunsetAward18 #CA19Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt