Hey little girl (Icehouse)

282 35 22
                                    

Die Fahrt durch den Vormittagsverkehr dauerte länger als gedacht. Es war halb elf Uhr, als sie den Kaw Point Park erreichten. Der Tatort war bereits gesichert und es herrschte rege Betriebsamkeit. Dean erkannte sofort, dass er sich nicht am eigentlichen Tatort befand. Es gab keine Kampfspuren und auch keine Blutspuren. Doch das Mädchen wurde seiner Einschätzung nach höchstwahrscheinlich durch mehrere Messerstiche in den Brustkorb getötet. Er ging in die Hocke um sich das Opfer näher anzusehen ohne es jedoch zu berühren und die Spuren zu verwischen. Sie trug ein rotes kurzes Kleid, das wie eine Star Trek Uniform aussah. Ihre Haare hatten alle Farben eines Regenbogens. Das passte allerdings nicht zu der Science Fiction Serie, soweit er wusste.

"Bitte nichts anfassen!"
Ein junger Mann in einem weißen Overall beeilte sich zu ihnen zu kommen.
Dean hob die Arme als würden sie >Hände hoch< spielen.
"Nein Mann, keine Sorge. Das ist nicht mein erster Tatort", erwiderte Dean ein wenig ärgerlich.

"Ach, du bist es Cas. Und das ist wohl dein neuer Partner. Hallo. Ich bin Kevin und versuche hier die Spuren zu sichern."
Der junge Forensiker nickte ihnen zu.
"Hi Kevin. Das ist Dean mein neuer Partner."
Er deutete auf Dean.
"Was hast du für uns, Kevin?", wollte Cas wissen.
"Bei der Toten handelt es sich um die einundzwanzigjährige Molly Hopper. Wir haben ihren Studentenausweis gefunden. Die Tote wurde eindeutig nicht hier umgebracht. Jemand hat sie in den Park gelegt, nachdem sie bereits Tot war. Wahrscheinlich waren die Messerstiche die Todesursache, aber Genaueres wird Charlie euch später sagen. Wir haben Reifen- und Fußspuren gefunden. Hinweise auf einen Kampf gibt es hingegen nicht und bis jetzt haben wir die Tatwaffe noch nicht. Wahrscheinlich war es ein Täter. Wir haben Fußspuren gefunden. Dort dürfte die Leiche aus dem Kofferraum gehoben und hier abgelegt worden sein. Wir haben es allem Anschein nach mit einem Mann zu tun. Die Abdrücke stammen von Schuhen mit ausgeprägtem Profil, wie bei Wanderschuhen. Ich schätze mindestens Größe fünfundvierzig."

"Weiß jemand warum sie verkleidet als hätten wir Halloween? Wir haben April."
Er konnte sich wirklich keinen Reim darauf machen.

"Ich nehme mal an, du hast Charlie noch nicht kennen gelernt, sonst wüsstest du was Menschen dazu bringt sich zu verkleiden auch wenn nicht Halloween ist. Das Opfer war sicher auf der Comic Con, die an diesem Wochenende im Convention Center stattgefunden hat. Die Verkleidung ist ein Cosplay. Ich wäre auch gerne hingegangen, aber ich hatte leider Dienst. Charlie war dort, soweit ich weiß. Ihr solltet dringend mit ihr reden. Vorher müsstet ihr allerdings zu den Eltern fahren. Laut ihres Ausweises wohnte sie in der Brocklyn Ave. Das ist eine Familienwohngegend. Ich nehme also an, dass sie noch bei ihren Eltrn wohnt."

Dean hasste es Todesnachrichten zu überbringen. Vor allem seit damals die Polizei vor ihrer Haustür gestanden hatte. Er war damals sechzehn gewesen. Seine Mutter war bereits ein Jahr nach Sams Geburt an Leukämie gestorben. Die Brüder hatten also nur noch ihren Vater. John Winchester war auch Polizist. Allerdings nicht Special Agent, wie Dean, sondern Streifenpolizist. Er und sein Partner waren bei einem häuslichen Streit zur Hilfe geholt worden. Eigentlich war schon alles vorbei. Es sah so aus, als würde der Mann freiwillig mit ihnen mitkommen. Dann ist er aber im letzten Moment doch noch durchgedreht, hatte wie aus dem Nichts eine Waffe und erschoss ihren Vater. Dean wusste sofort, dass etwas Schlimmes passiert war, als er die Polizisten vor der Tür sah. Aber er und sein Bruder hatten Glück. Bobby und Ellen nahmen die beiden auf. Sie waren die besten Freunde ihres Vaters und sahen es als ihre Pflicht sich um die zwei Jungen zu kümmern.
Castiel schien mit der Situation nicht solche Schwierigkeiten zu haben. Einfühlsam unterrichtete er die weinende Mutter über die Geschehnisse. Er schaffte es eine professionelle Mischung aus Mitgefühl und Sachlichkeit an den Tag zu legen und die arme Frau auch gleich noch über alles Wichtige auszufragen. Dean sah seinen neuen Partner in einem völlig anderem Licht. Castiels Stärkten lagen also dort, wo seine größte Schwäche war. Vielleicht würden sie ja bessere Partner abgeben als er zunächst gedacht hatte.

Nach dem Besuch bei der Mutter des Opfers stiegen Dean und Cas wieder in den Wagen. Dean war gedanklich so mit dem Fall beschäftigt, dass es ihm zuerst gar nicht auffiel. Castiel hatte die Musik geändert. Keine Ahnung was das war, aber es klang verdächtig nach Synthesizer-Pop.

"Was soll das, Mann? Wir waren uns doch vorhin einig, dass wir Musik hören und nicht ... sowas."
Dean wusste gar nicht wie er diese Musik benennen sollte.
"W i r haben gar nichts beschlossen, sondern d u. Aber ich sehe nicht ein, dass wir nur deine Musik hören. Ich stehe auf die 80er und 90er Jahre. Wir werden also abwechseln. Um deinen Horizont zu erweitern, das ist >Icehouse< mit >Hey little girl<",  erwiderte Cas entschlossen.
Dean stöhnte verzweifelt.
"Ich habe nichts gegen die 80er. Bon Jovi, Aerosmith...", versuchte es Dean noch einmal.
"Mein Musikgeschmack ist ein wenig anders", kam es von Cas zurück.
"Heißt das ich muss mir Alphaville und solchen Schrott anhören. Alter, das kann doch nicht dein Ernst sein. Syntheseizer sind doch nicht einmal richtige Instrumente, also echt." Ärgerlich schlug Dean auf das Lenkrad.
Castiel musste lachen.
"Quid pro quo. Das heißt übrigens ..."
"Ich weiß was das heißt. Fuck, du kannst einem vielleicht auf die Nerven gehen."

Dean ignorierte das amüsierte Funkeln in Castiels Augen und noch mehr ignorierte er die Gänsehaut, die dieser Blick in ihm auslöste.

"Wenn du Pet Shop Boys spielst, schmeiß ich dich aus dem Wagen. Das ist mein voller Ernst, Novak", schimpfte er um seine unerwünschten Gefühle zu überspielen. Damit war das Thema erledigt. Fürs erste zumindest.

Can't fight this feeling (Destiel AU)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt