Always on my mind (Elvis Presley)

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Nervös betrat Dean das Krankenzimmer. Cas lag im Bett. Das Kopfende war etwas aufgestellt.
Er hatte einen dicken weißen Verband um den Kopf. Neugierig und freundlich musterten ihn Castiels blaue Augen.
„Hi, Cas. Wie geht es dir?", fragte Dean mit rauer Stimme.
Fragend sah Cas seinen Bruder an. Es war offensichtlich, dass Castiel nicht die geringste Erinnerung an Dean hatte.
Wow. Dean fühlte sich als hätte ihm jemand direkt in den Magen geboxt.
Das schlimmste aber waren Cas Augen, die ihn musterten und irgendeinen Anhaltspunkt zu suchen schienen. Sie fanden aber nichts. Dean war ein Fremder für ihn.
„Das ist Dean. Dein Partner bei der Polizei. Du hast mit ihm zusammen an einem Fall gearbeitet, als du den Schlag auf den Kopf bekommen hast."
Cas nickte und streckte Dean die Hand hin.
„Hallo Dean. Haben wir wenigstens Erfolg gehabt?", wollte Cas höflich wissen.
„Ähem ... ja, der Mörder wurde gefasst", antwortete Dean.
Cas nickte und suchte mit den Augen wieder erfolglos nach irgendetwas Bekanntem.

Dean hielt es keine Sekunde länger in dem Zimmer aus.

„Entschuldige Mann, aber du brauchst sicher noch Ruhe. Ich werde dann mal wieder gehen", entschuldigte er sich und verließ rasch den Raum.

Draußen setzte er sich erstmal auf eine Bank und verbarg sein Gesicht in den Händen. Er hatte nicht mehr die Kraft die Tränen aufzuhalten.
„Darf ich mich zu dir setzen?"
Dean hatte gar nicht bemerkt, dass Lucius ihm gefolgt war.
Er rutschte etwas zur Seite, um Platz zu machen.
„Kann ich dich etwas fragen, Dean?", wollte Lucius nach einer Weile wissen.
Dean sah ihn fragend an.
„Du und Cas. Ihr wart mehr als Arbeitspartner, habe ich recht?"
„Ja", antwortete Dean ehrlich und ohne zu zögern. „Ja, das waren wir. Seit zwei Tagen und jetzt weiß er nicht einmal mehr meinen Namen."
Lucius klopfte ihm auf die Schulter.
„Ich möchte dich um einen Gefallen bitten, Dean."
Dean runzelte die Stirn.
„Was für einen Gefallen?"
„Ich bitte dich nicht aufzugeben. Niemand weiß, ob Castiels Erinnerungen je wieder kommen werden. Und falls sie es tun, dann kann man nicht sagen wann. Aber ich weiß, dass Castiel und du zusammengehören. Er wird sich noch einmal in dich verlieben, wenn du es zulässt. Da bin ich mir absolut sicher. Und ich weiß auch, dass mein Bruder im umgekehrten Fall niemals aufgeben würde."
„Wie kommst du darauf, dass Cas nicht aufgeben würde?", bohrte Dean nach.
„Weißt du Dean, Cas hat sich in dich verliebt, da war er noch auf der High School. Du hast ihn nie bemerkt, aber er war davon überzeugt, dass du es eines Tages tun wirst. Du warst damit beschäftigt jedes Mädchen der Schule abzuschleppen, aber Cas hat es ertragen. Du hast Scheiße gebaut und er hat seinen Kopf dafür hingehalten. Ich habe ihn immer für einen romantischen Spinner gehalten, aber inzwischen bin ich mir nicht mehr sicher, ob es nicht einfach Schicksal ist. Vielleicht wart ihr immer füreinander bestimmt. Castiel hat es nur viel früher erkannt als du."
„Cas war das damals...? Er ... er hat die Schuld wegen der verbrannten Sachen auf sich genommen? Warum?"
„So blöd kannst nicht einmal du sein Winchester. Ich habe doch gesagt, dass er in dich verliebt war.  Wie konnte er da zulassen,  dass du von der Schule fliegst."

„Fuck, Lucius. Soll es mir dadurch besser gehen? Cas war all die Jahre in mich verliebt und ich habe nichts mitbekommen. Oh Gott. Das macht alles nur noch schlimmer."
„Mach dich nicht fertig, Dean. Cas ist nicht nur zu Hause gesessen und hat auf dich gewartet. Er hatte ja auch einige Beziehungen."
Dean wusste, dass es irrational war, aber es gab ihm einen Stich in der Brust, als Lucius Castiels Beziehungen erwähnte.
"Was soll ich also deiner Meinung nach tun?", wollte er wissen.

"Sei für ihn da. Besuch ihn, unternimm etwas mit ihm. Keine Ahnung. Aber Dean bitte, zieh dich nicht zurück. Versprich mir das." Lucius sah Dean ernst an.
Nach kurzem Zögern nickte Dean.
"In Ordnung."

Dean hielt sich an das Versprechen. Jeden Tag fuhr er nach Jefferson City um Cas zu besuchen und jeden Tag hoffte er vergeblich, dass Castiels Erinnerung wiederkehren würde . Nach zwei Wochen durfte sein Partner endlich wieder nach Hause und Dean besuchte ihn dort. Für Dean wurde es immer schwerer zu ertragen, dass Cas ihn nicht mehr ansah wie früher. Zwar schien Cas  sich jedes Mal zu freuen, wenn er Dean sah, aber seine Blicke hatten jegliche Intimität verloren. Mehr als einmal fragte Dean sich wie Casstiel es damals in ihrer High School Zeit ausgehalten hatte, Dean nichts von seinen Gefühlen zu erzählen. Ihn brachte es im Moment fast um.
Aber irgendwie ging das Leben trotzdem weiter. Sams Hochzeit kam immer näher und langsam wurde es Zeit seinen Junggesellenabschied zu planen. Er beschloss Cas bei der Planung helfen zu lassen. So hatten sie wenigstens gemeinsam etwas zu tun.

Cas war auch gleich begeistert von der Idee. Den ganzen Abend feilten sie an dem Vorhaben. Sie konnten nicht ins Roadhouse, weil Jo dort die Feier für Ruby geplant hatte. Also reservierten sie ein Nebenzimmer im „Birdys". Dean wollte natürlich die obligatorische „Stripperin-hüpft-aus-der-Torte"-Nummer für seinen Bruder. Schließlich bekam Ruby auch einen heißen Polizistenstrip.
„Wo willst du denn eine Stripperin herbekommen?", wollte Cas wissen.
Dean zückte unbekümmert sein Handy.
„Ach, kein Problem. Ich rufe einfach Macie an.", meinte Dean achselzuckend und wählte ihre Nummer.
Cas legte seine Stirn in Falten und für den Bruchteil einer Sekunde erkannte Dean in seinen Augen wieder jene Sehnsucht, die ihn vor dem Vorfall so um den Verstand gebracht hatte.
„Kennst du diese Macie sehr gut?", wollte er wissen.
Mit einem Mal sah Cas verwirrt aus.
„Erinnerst du dich an irgendetwas, Cas?", schöpfte Dean Hoffnung.
„Ich weiß nicht. Für einen kurzen Moment war da so etwas wie eine Erinnerung, aber ich konnte sie nicht halten."
Bevor er realisierte, was er tat, hatte Dean Cas schon umarmt.
„Cas, das ist ein gutes Zeichen!"
Es fiel Dean unendlich schwer die Umarmung in einer angemessenen Zeit wieder zulösen.

 Er räusperte sich und klopfte Cas auf die Schulter.
„Hast du Lust zum Junggesellenabschied mitzukommen?", fragte Dean nach einer kurzen Weile.
„Ich kenne deinen Bruder doch gar nicht."
„Das macht ihm sicher nichts aus. Er freut sich immer meine Freunde kennen zu lernen", versuchte Dean Cas zu überreden. 

„Also gut, ich komme mit. Vielleicht kommen durch diese Macie ja irgendwelche Erinnerungen zurück", meinte Cas.
Dean hoffte das nicht und verwünschte sich selbst, dass er Cas das Angebot gemacht hatte mitzukommen.      

Can't fight this feeling (Destiel AU)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt