Maneater (Hall & Oats)

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Mit einem entnervten Seufzen, schob Dean die Unterlagen zur Seite. In letzter Zeit hatte er immer öfter Schwierigkeiten sich zu konzentrieren. Dafür gelang es ihm deutlich zu oft sich lächerlich zu machen.
Das Problem war, dass er selber nicht wusste, was er von sich denken sollte.

Cas, der seinen Seufzer gehört hatte und aufsah, versuchte ihn zu trösten.
„Wir werden irgendeinen Anhaltspunkt finden, Dean."

Cas musterte ihn wieder einmal mit diesem merkwürdigen Blick. Dean versuchte das Kribbeln zu ignorieren, das dieser Blick jedes Mal in ihm auslöste.
Er braucht dringend frische Luft.
„Will jemand etwas vom Hotdogstand?", fragte er in die Runde. Die Kollegen waren hellauf begeistert. Er schrieb sich alle Bestellungen auf einen Zettel und machte sich auf den Weg.

Währenddessen beendete Charlie gerade ihr Telefonat. Freudig rieb sie sich die Hände. Das würde ein riesiger Spaß werden. Charlie hatte alles sorgfältig geplant. Heute nach der Arbeit würden alle noch ein Bier trinken gehen. Die größte Schwierigkeit würde es werden Dean davon zu überzeugen, dass er mitkommen musste. Nach der Sache mit dem Filmabend stellte sie sich das nicht ganz so einfach vor. Aber irgendwie würde ihr das gelingen.
Nach kurzer Zeit würde Meg dort auftauchen und sich als Cas Freundin ausgeben. Was sie ja schließlich auch war. Nur eben nicht  s e i n e   Freundin. Ihr Hoffnung war es, dass Dean sich endlich bewusst wurde, was er für Cas empfand. Denn dass er sich in Castiel verliebt hatte, stand für sie außer Frage. Er wusste es nur noch nicht. Charlie hatte Cas nicht in den Plan eingeweiht. Er würde es sowieso versauen. Sobald Dean in der Nähe war, konnte man ihn getrost vergessen. Aber Meg war eingeweiht. Gleich nachdem Dean gegangen war, hatte sie mit ihr telefoniert und sie auf den neuesten Stand gebracht. Schließlich war sie eine der ältesten Freundinnen von Cas und von Anfang an live dabei. Meg hatte vor Begeisterung gekreischt und sich natürlich sofort bereit erklärt mitzumachen.

Als Dean wieder in dem Polizeidepartment ankam, wurde er schon sehnsüchtig von den anderen erwartet. Er verteilte die Hotdogs und setzte sich zu seinem Schreibtisch.
„Hat wer Lust nachher noch auf ein Bier mitzukommen?", fragte Charlie unschuldig in die Runde.
„Ja klar, allerdings trinke ich bestimmt kein Bier", antwortete Donna.
Kevin, Pam und Cas sagten auch zu. Nur von Dean bekam sie, wie erwartet, einen Korb. Aber wie sie gehofft hatte, konnte man sich auf Donna verlassen.
„Ach komm schon, Sonnenschein. Das wird bestimmt lustig. Wenn wir ins >Birdy< gehen, ist vielleicht mein Ex dort. Der Arsch hat mich verlassen, weil ich ihm zu dick bin. Er soll ruhig sehen, dass es für mich ein Leben nach ihm gibt. Bitte komm mit", bettelte sie.
Dean seufzte.

„Okay, weil du es bist."
„Du bist ein Schatz!", rief sie begeistert. Bevor er sich versah, zog sie ihn zu sich herunter und drückte ihm einen Kuss auf die Wange. Dean lachte überrascht auf.
Wie durch Zufall wanderte sein Blick zu Cas, der die Szene mit einem Grinsen beobachtet hatte. Automatisch lächelte Dean zurück und wunderte sich über das tiefe, warme Gefühl, das sich in seinem Magen ausbreitete.

Kurz vor Dienstschluss sprachen sie noch mit Kevin. Er war sich sicher, dass er an etwas dran war. Morgen würden sie es noch einmal zusammen durchgehen.

Dann ging die ganze Truppe ins „Birdy".

Donnas Exmann war nicht da, aber der Abend war ja noch jung, wie sie meinte.

Dean ertappte sich dabei, dass er enttäuscht war nicht neben Cas zu sitzen. Die ganze Sache nahm langsam bedenkliche Züge an. Sie bestellten ihre erste Runde und sprachen über den Fall. Kevin hatte eine kleine Spur. Er wollte ihnen aber noch nicht zu viel versprechen. Es sah so aus, als hätte es einen ähnlichen Fall schon einmal vor zwei Jahren in San Diego gegeben. Das Opfer war damals ein zweiundvierzigjähriger Mann. Auch er wurde zuerst von hinten niedergeschlagen und dann wurde ihm noch mehrmals in den Brustkorb gestochen. Das war zumindest eine Spur. Gemeinsam wollten sie morgen nachforschen, ob es noch mehr Fälle gab.

Sie waren noch keine halbe Stunde dort, als Dean eine attraktive Blondine entdeckte, die direkt auf ihren Tisch zusteuerte. Ihre Haare waren lang und gewellt. Sie trug ein eine enge schwarze Hose, eine Lederjacke und Stiefel. Sie sah heiß aus. Noch vor einigen Wochen, hätte er sicherlich versucht sie auf einen Drink einzuladen. Aber seit der Pleite in der Bar, hielt er sich erstmal zurück. Mit einem fröhlichen Hallo in die Runde quetschte sie sich neben Cas und küsste ihn auf den Mund.
„Hallo Clarence!", flötete sie.
Cas wirkte überrascht.
„Meg! Was machst du denn hier?", wollte er wissen.
„Charlie hat mich angerufen. Sie meinte, dass ihr alle hier seid. Ich war neugierig und wollte mir deinen neuen Kollegen ansehen.", antwortete sie.
Sie streckte Dean die Hand über dem Tisch entgegen.
„Hallo, ich bin Meg. Ich freue mich wirklich dich kennen zu lernen", stellte sie sich vor.
„Hi, ich bin Dean."
„Ich weiß. Du wirst dich nicht an mich erinnern, aber wir waren an der selben Schule."
Cas sah schockiert aus.
„Schau nicht so schockiert Clarence. Wahrscheinlich erinnerst du dich genauso wenig an Dean, wie er sich an dich. Das ist nicht weiter verwunderlich. Schließlich war er ein paar Jahre unter uns. Aber ich erinnere mich noch genau an ihn. Du hast damals einige Herzen gebrochen, mein Freund. So viele Tränen auf der Mädchentoilette. Soweit ich noch weiß, konnte aber keine der Damen dein Herz erobern", schmunzelte sie. Dean erinnerte sich verschwommen an Meg. Sie hatte damals dunkle Haare und trug immer schwarz.
„Wer weiß, vielleicht habe ich ja gar kein Herz", antwortete Dean herausfordernd.
„Das glaube ich nicht. Du hast wohl eher die Gebrauchsanleitung noch nicht gefunden. Was meinst du Clarence?" Liebevoll tätschelte sie Castiels Hand und verschränkte ihre Finger in seine.
„Wieso nennst du Cas eigentlich Clarence?" Dean war irritiert.
„Ach, das ist nur ein so ein Ding zwischen uns?", meinte sie geheimnisvoll.
Cas hatte also eine Freundin! Dean hatte keine Ahnung warum, aber mit einem Mal schmeckte sein Bier warm und abgestanden. Außerdem fand er es plötzlich furchtbar anstrengend eine normale Unterhaltung zu führen. Es gab Dean einen Stich, als er sah, wie vertraut Cas und Meg miteinander umgingen.
„Könntest du wohl deinen Arm um meine Schulter legen und so tun, als hätten wir zwei etwas miteinander?" Diese unerwartete Frage kam von Donna.
Verwundert sah Dean sie an.
„Warum?", wollte er wissen.
„Dort drüben ist mein Exmann Doug."
Dean folgte ihrem Blick und verstand. Er legte seinen Arm um sie und war sogar dankbar für die Ablenkung. Nur wenige Augenblicke später kam Donnas Ex tatsächlich zu ihrem Tisch.
„Hallo Donna. Wie geht's?" Unsicher stand Doug vor ihnen.
„Mir geht es hervorragend, wie du siehst. Und dir?", antwortete sie selbstbewusst.
Lange musterte er Dean, als könnte er nicht glauben was er sah. Dean drückte sie näher zu sich heran und musterte den hochgewachsenen Mann ebenfalls von oben bis unten.
„Du bist also Donnas Exmann."
„Sieht wohl so aus", meinte Doug und begegnete trotzig Deans Blick.
„Schön, dass du dumm genug warst eine Frau wie Donna gehen zu lassen." Dean strahlte Doug an. Dieser schien genug zu haben. Schnell verabschiedete er sich wieder.
„Wir sehen uns Donna", meinte er.
„Wenn es sich nicht vermeiden lässt", antwortete sie.

Als er gegangen war schüttelte Dean den Kopf.
„Du willst diesen Idioten doch nicht zurück, Donna?", wollte er wissen.
Sie überlegte einen Moment.
„Eigentlich hätte ich nur gerne, dass er mich zurück will und ich nein sagen kann", gestand sie.
Dean zog sie noch einmal zu sich heran und gab ihr einen Kuss auf die Schläfe.
„Du bist eine unglaubliche Frau, Donna. Wirklich. Sei so nett und ändere dich ja nicht für irgend so einen Arsch."
Er sah in die Runde und blieb natürlich wieder einmal bei Cas Augen hängen. Aber Meg, die neben ihm saß, erinnerte ihn schmerzhaft daran, dass er sich die Spannung zwischen ihnen nur eingebildet haben konnte.
Er musste aufhören an ihn zu denken. Am besten sofort.

Can't fight this feeling (Destiel AU)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt