3.Kapitel

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(Bild: Inspiration Iben)

3.

„Ich habe dir die Chance gegeben, ich habe ein Augen zugedrückt wegen den neuen Tabletten die dir der Arzt verschrieben hatte und ich hoffe dir ist bewusst wie ich normalerweise mit so einem Regelverstoß verfahren wäre." Ich saß auf dem Gänsehautstuhl, schwer darauf bedacht, dass meine Arme nicht die Lehne streiften.

Ich hatte meine Hände unter meine Oberschenkel geschoben und bemühte mich nicht unruhig auf dem Stuhl, dessen Kälte sich unangenehm durch meine Strumpfhosen fraß, unter den stierenden Blicken von Mrs. Nolan und den Marzipanschweinchen, deren Anzahl sich von Besuch zu Besuch vergrößert und mittlerweile eine stolze Marzipanschweinchenarmee gebildet hatte.

„Du bist sechzehn Jahre alt und benimmst dich immer noch wie eine zehnjährige. Ich muss doch nicht den Doktor anrufen das er dir stärkere Tabletten verschreibt Alice?"

Ich schüttelte den Kopf. Ich hatte nur einmal diese Tabletten genommen und ich würde eher vom Dach springen als jemals wieder diesem trüben Nebel ausgesetzt zu sein der alles in mir betäubte und mich mehr schlafen als wach sein ließ.

Ich war wehrlos gewesen, konnte nicht schreien egal wie sehr ich mich gegen diese regungslose Hülle die mich gefangen hielt wehrte. Mein Blick konnte sich nicht fokussieren und meine Zunge war schwer und trocken.

Wenn man die richtigen Leute kannte gab es Möglichkeiten die Tabletten durch Ticktacks zu tauschen, denn lange Finger hatten wir hier genügend.

Die wenigsten brauchten Tabletten, aber ich konnte mich nicht daran erinnern, dass ich mal keine zu meinem Frühstück gestellt bekommen hatte.

Wenn man nach Leuten suchte die die Fäden hier in der Hand hatten dann wandte man sich an Colin Clay.

Im Gegenzug, dass sie meine Tabletten tauschten, hatten Colin und seine Handlanger einige Gefallen bei mir gut.

„Das will ich auch nicht hoffen, dein Kantinendienst wird um eine Woche verlängert."

Ich unterdrückte nur schwer einen Seufzer.

Mrs. Nolans Blick lag immer noch durchleuchtend auf mir „Heute gibt es kein Mittagessen für dich. Und denke daran, ich scheue nicht davor dich mal wieder eine Woche einweisen zu lassen weil du auffällig wirst, du willst doch nicht noch mal in dein Wunderland fallen." Der Ton war heuchlerisch und ich wusste, dass es bloß eine rhetorische Frage gewesen war.

Ich saugte mit gesengtem Blick meine Unterlippe ein und wünschte nichts mehr als aus diesem Zimmer zu fliehen.

„... Es sei denn du sagst mir wieso du Mittwoch nach Ausgangssperre draußen gewesen warst Alice."

Ich zwang mich den Kopf zu heben und ihr in die Augen zu sehen als ich den Kopf schüttelte.

Sie zuckte die Schultern und in ihren Augen konnte ich den Frust sehen, der sich durch sie hindurch fraß.

Als ich mich von meinem Stuhl erhoben hatte, hatte sich Mrs. Nolan schon wieder einem Blatt Papier vor sich gewidmet und schien vergessen zu haben, dass ich überhaupt da gewesen war.

Schweigend streckten sich meine Finger nach der Türklinke aus und als die Tür aufschwang, wurde Mrs. Nolans Geruch nach muffigen Lavendelkugeln von einem fast angenehmen Geruch von Putzmittel verdrängt.

So schnell wie möglich zwang ich meine Füße zum Laufen. Nur weg von hier.

Der Kellerflur war wie immer verlassen und nur durch die schmalen niedrigen Fenster fiel das fahle Licht von draußen.

Als man Alice das Wunderland nahmWo Geschichten leben. Entdecke jetzt