10.Kapitel

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Wie genau es geschehen war, hätte ich im Nachhinein nicht sagen können.

Es war eine Kettenreaktion von winzigen Ereignissen, Menschen und Worten gewesen, die so gar nicht mal aufgefallen waren. Vielleicht hatte Erik sowas auch schon öfter getan und wusste wie man sowas einfädelte.

Aber ich hatte es einfach geschehen lassen, fest entschlossen heute nicht mehr zu denken, war es eine angenehme Abwechslung gewesen, zumindest sich einzureden man würde ihm vertrauen.

Denn Vertrauen, so wie es mir Menschen berichtete hatten und ich vielleicht etwas gegenüber Colin empfand, schien wohl das Schönste in einem unsicheren, wackligen Leben zu sein.

Und wie ich fand sehr beneidenswert.

Wie auch immer es also Erik oder der Zufall geschafft hatte, befand ich mich nun, mit dem Rücken an einen Posten der Scheune gedrückt, fröstelnde Kälte, die von dem heißen Atem Eriks auf meinen Lippen und seinen Händen auf meiner Taille, vertrieben wurde, und Hitze blieb.

Mein Herz pochte, stetig und doch mit viel zu langen Pausen, dann wieder als würde ich einen Marathon laufen.

Obwohl ich mir vorgenommen hatte nicht zu denken, überschlugen sich meine Gedanken und brachen meinen Vorhaben das Genick.

Falsch!

Er kam immer näher, ich wusste, dass es nun an mir war die Augen zu schließen und ihm entgegenzukommen.

Falsch!

Sei still, ich wollte mich treiben lassen.

Nein, das ist falsch!

Die Stimmen in meinem Kopf, rebellierten und jaulten wütend auf, als ich mir einen Ruck gab und den Zentimeter zwischen uns überbrückte.

Was hätte geschehen sollen? Vielleicht hätte die Musik leiser werden sollen, die immer noch laut über uns dröhnte.
Die Stimmen in meinem Kopf verstummen oder vielleicht sogar das Gefühl als würde man fliegen.

Den einzigen Kuss den ich bisher bekommen hatte war von Josh, Ostern letztes Jahr war irgendetwas seltsam zwischen uns gewesen, damals war Peter reingeplatzt.

Seit dem hatte Josh mich nicht mehr angesehen und irgendwann, war die Anspannung gewichen, sowie die Gefühle die nie zu welchen werden konnten.

Also wie fühlte sich ein richtiger Kuss an?

Hatte ich zu hohe Erwartungen?

Die Stimmen wurden lauter, bis sie unerträglich wurden.

„Was ist?" ich hatte nicht mal bemerkt das ich Erik von mir gestoßen hatte.

Keuchend und den Tränen nahe fuhr ich mir über das Gesicht.

„Tut mir leid... ich..." Eriks Blick schmerzte schon fast.

Ich wünschte mir die Wirkung des Alkohols zurück, so dringend.

„Das ist falsch" sprach ich die Worte aus die in meinem Kopf randaliert hatten.

Kurz öffnete er den Mund, um ihn dann wieder zu schließen und einen Schritt nach vorne zu machen „Ist das dein Ernst?"

Es tat weh.

„Macht dir das Spaß oder so?" er lachte freudlos auf und sein Kiefermuskel trat gefährlich hervor.

„...nein..." ich, mir fehlten die Worte, einfach weg und meine Gedanken auch „es tut mir einfach leid, ich hätte nicht..."

Als man Alice das Wunderland nahmWo Geschichten leben. Entdecke jetzt