Bild(Inspiration:Colin)
5.Kapitel
„Vermissen sie ihre Eltern manchmal?" der hagere Mann lugte hinter seiner Drahtgestellbrille hervor und fixierte mich während er meine Reaktion abwartete.
Ich saß auf der Kante des ledernen Sofas und wagte mich nicht weiter zu bewegen, aus Angst ich könnte ihm eine Chance zu geben mir weitere Tabletten zu verschreiben, dabei war dieser Psychologe um einiges freundlicher als seine Vorgänger.
Er hatte seine Beine überschlagen, so dass sein Fuß fast den Glastisch zwischen uns berührte, in der einen Hand einen Stift und ein Klemmbrett auf seinem Schoß ruhend.
Ich spielte kurz mit dem Gedanken die verzweifelte Waise raushängen zulassen, die hatte die meisten Chancen, dass er mich einfach gehen ließ weil er mit heulenden Mädchen überfordert war.
Aber ich räusperte mich und entschied mich für meinen guten alten Freund die Wahrheit „Meine Eltern die ich nie kannte und deren einziger Ersatz jemals auch nur ansatzweise meine Entführer waren die wiederum meine Eltern allen Anschein nach getötet haben weil sie Psychos waren?"
Kurz dachte ich der Mann mir gegenüber würde sich unwohl fühlen, bevor er den Kopf sengte und etwas auf das Klemmbrett kritzelte.
Nur zu gerne hätte ich gewusst was er da schrieb.
„Also vermissen sie sie nicht. Sind sie wie Fremde für sie?"
„Wie soll man etwas vermissen von dem man nie die Chance hatte es zu vermissen?" ich sog meine Lippen ein und begann auf ihnen herum zu kauen.
„Sie tun es schon wieder." Meinte der Psychologe und deutete mit seinem Stift auf meine Lippen „Sagen sie mir worüber sie nachgedacht haben, was sind ihre Eltern für sie. Definieren sie es mir."
Ich hatte die Worte in meinem Kopf gehabt, schon immer waren sie dort gewesen, aber sie jetzt auszusprechen war als würde ich endgültig zugeben, dass mit mir etwas nicht stimmte.
„ Ich spüre vielleicht manchmal in mir eine Leer von der ich nicht weiß wie sie zu füllen ist. Es macht mich wahnsinnig, das die Leute die mir alles genommen hatten, gleichzeitig die einzigen sind die mir jemals eine Familie waren. Ich werde Wahnsinnig weil ich mich nicht mal wirklich an dieses Leute erinnern kann da meine Fantasy sie in ein Wunderland verpackt hat."
Keine Ahnung wieso mir gerade diese Erinnerung durch den Kopf schwirrte als ich mit zusammengepressten Knien an der Bushaltestelle vor dem schweren Tor des Waisenheims mit den anderen wartete.
Mr. Monroe war einer der einzigen, vielleicht sogar der einzige Psychologe gewesen, der einfach nur nett gewesen war. Bei ihm hatte ich das Gefühl ich würde mit meinem Großvater reden. Nicht mit einem Arzt der mich von einer Sekunde auf die andere mit Tabletten vollpumpen lassen könnte, wenn ich auch nur die Stimme erhob.
Es hätte mich nicht überraschen dürfen als er plötzlich ersetzt wurde. Vielleicht weil er eine bessere Stelle bekommen hatte, vielleicht aus privaten Gründe, wir hatten immer nur über mich geredet und ich hatte überhaupt nicht nachgedacht was passieren würde wenn ein neuer Psychologe kam. Denn es war schließlich die ganze Zeit so gewesen das die Psychologen gewechselt waren. Nur bei Mr. Monroe hätte ich mir so sehr gewünscht, dass er mich nicht alleine lassen würde.
Aber natürlich hatte er es getan. Genauso wie all die anderen Kinder, die für kurze Zeit in dem anderen Bett in meinem Zimmer geschlafen hatten bevor auch sie wieder verschwunden waren.
DU LIEST GERADE
Als man Alice das Wunderland nahm
Teen Fiction„Alice, komm schon." Schrie er und ich pressten meine Hände auf die Ohren während mir die Tränen in die Augen traten. „Lass mich los, ich will hier weg, ich will nach Hause." „Du hast kein zu Hause Alice."