7

898 74 39
                                    

Tucy af

×××

Schweigend sitzen wir hinten im Lkw, während Ardy das riesige Ding in Bewegung setzt.
Meine Gedanken sind bei den Kindern, die ohne uns bei Ardy verbleiben müssen. Mir tut es weh. Mir tut alles irgendwie weh. Jeder Knochen. Jetzt wo ich sitze, und das Blut durch meinen Körper fließen spüre. Wie mein Puls pocht und mein Herz schnell schlägt, bis sich alles etwas beruhigt.

Ich sehe zu ihm rüber, neben mir, und er sieht zu einer der Öffnungen, die sich oben an den Seiten des Lkws befinden. Durch der Licht zu uns hinein scheint.

"Wir fahren eine Weile.", kommentiert er irgendwie nachdenklich. Sein Mund steht leicht offen, sein Arme stützen sich an der Kiste unter ihm ab.

"Ardy wird bei der nächste Tankstelle anhalten...Beide sind hungrig und haben Durst..."

"Du nicht?"

Ich sehe mich um. Der Lkw schwankt hin und her. Fährt um einige Kurven, bis er sich dann auf einer geraden Strecke befindet.

"Irgendwie schon", antworte ich und reibe meine Augen, "Manchmal unterdrücke ich den Wunsch nach menschlichen Bedürfnissen wie Essen und Trinken automatisch."

Er öffnet seinen Mund, um etwas zu sagen, doch schließt ihn schnell wieder und blinzelt einige Male. Ich lehne meinen Kopf an der Kiste hinter mir an, lasse meine Augen auf der Tür viele Meter vor mir verweilen.
Thaddeus nimmt meine Hand in seine, streicht mit seinem Daumen über all die Knöchel, die er erreichen kann.

Meine andere Hand legt die Rose auf den Boden, wo sie hin und her wackelt, als der Lkw erneut eine Kurve fährt. Ich höre das Geräusch von fahrenden Autos und Autohupen. Ich höre den Verkehr. Irgendwie kommt mir alles so viel lauter vor, da ich auf nichts anderes achten kann.
Ich wäre gern bei den Kindern. Gern wäre ich einfach nur da und würde sie beruhigen.

"Ich hab Avery angelogen.", spreche ich zusammen mit einem Atemzug aus, schließe meine Augen für einen kurzen Moment, bis ich T ansehe.

Er verzieht seine Brauen, neigt seinen Kopf etwas und rutscht ein Stück näher an mich heran. Legt mir seinen Arm um die Schultern. Drückt seine Wange an meinen Kopf, weshalb ich ihn deutlich atmen hören kann. Jedes Einatmen und Ausatmen.

"Ich hab ihr gesagt, wir würden hier hinten sein, da vorn kein Platz ist. Es ist Platz zwischen den Kindersitzen und auf dem Beifahrersitz. Wir hätten vorn sitzen können.", setze ich langsam fort, "Ich hab sie angelogen."

"Du hast sie angelogen, um sie vor der Wahrheit zu beschützen, und das ist okay.", gibt er von sich. Die Tiefe seiner Stimme hallt in dem Großraum umher.

"Wir sind hier hinten nur, damit uns niemand sieht. Wir verstecken uns hier hinten, und lassen unsere Kinder genau ins Feuer rennen. Sie haben keine Ahnung, dass es keinen Urlaub geben wird. Man fährt nicht mit einem alten Lkw in den Urlaub."

Seine Lippen drücken einen langen Kuss auf meine Schläfe. Ich atme angestrengt aus. Lasse die schlechte Luft hier drinnen durch meine Lunge ziehen.

"Sie wissen nicht einmal, dass ihr echter Nachname nicht Summers ist, sondern Tjarks. Beide sind so ahnungslos, dass es mir schon Schmerzen bereitet."

"Es ist besser so, und das weißt du auch.", sagt er mit einer angenehm ruhigen Stimme.

Ich seufze leise, lasse meinen Kopf etwas hängen und sehe zu unseren Händen, wo sein Daumen noch immer über meine Knöchel fährt. Auf seiner Hand ist die Narbe, die mich und ihn immer ans Gefängnis zurück erinnert, ebenfalls wie die Narbe an seiner Schläfe.

Runaways. Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt