Mission 1:: Schnitzeljagd

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Ein Haus in einer Reihe von anderen Häusern.
Genau in diesem Haus klingelte ein Telefon auf einem Schreibtisch.
Es klingelte und klingelte und plötzlich stürmten drei Männer auf einmal darauf zu. Sie alle hatten silbernes Haar und markante Gesichter. Und anscheinend eine Vorliebe für lange Mäntel.
Der Kleinste ergriff den Hörer als erstes: „Devil May Cry?!", er verzog das Gesicht, „Nein, wir wollen keine Tupperware" Dann knallte er den Hörer auf die Gabel.
Die anderen beiden sahen ihn enttäuscht an.
„Was? Die ganzen Schränke in der Küche sind schon voll! Wie wär's zur Abwechslung mal mit Essen?"
„Och nee, dann müssen wir ja einkaufen fahren", nörgelte der Mittlere, „Ich bestell einfach mal 'ne Pizza"
Er wollte nach dem Hörer langen, da trat ihm der Älteste auf die Hand. „Pfoten weg, Dante, du schuldest Luigi massenhaft Geld"
Dante riss die Hand weg und meinte schroff: „Es kommt ja auch kein Geld rein. Nur Tupperware", er blickte den Jüngsten böse an.
„Also, der Pizzaservice ist zu teuer, was machen wir dann? Wie wär's mal mit einer schlauen Idee von dir, Vergil?"
„Du hast es doch vorhin schon erwähnt! Wir fahren einkaufen!", stolz blickte der Kleine in die Gesichter seiner älteren Brüder.
„Nero hat Recht", seufzte Vergil und ging in sein Zimmer um den geheimen Geldvorrat zu holen, natürlich nicht, ohne peinlichst genau darauf zu achten, das keiner seiner Brüder ihn beobachtete. Er barg eine Geldtasche, voll bis zum Rand mit erspartem. „Mein Schatz..."
„Vergil!"
Er drehte sich um und rief zurück: „Komme!" Er nahm einen Hunderter und gesellte sich zu den anderen beiden, die schon bereit waren für den Aufbruch.
Vergil fuhr sie in dem neuen Auto zu einem Supermarkt. Dante saß auf dem Beifahrersitz und schmollte, weil er jetzt wieder diese Fertigpizza essen musste. Und Nero saß auf dem Rücksitz und sang zur Musik und Vergil umfasste das Lenkrad fester, nuschelte: „Er kann nicht singen, nein, er kann nicht singen..."
Doch das war dann nicht das einzige, was Vergil auf die Nerven fiel: er musste auch noch einen Parkplatz finden! Immer und immer wieder fuhr er im Kreis.
„Da is' keiner frei!"
„Muss aber mal, ich krieg gleich 'nen ordentlichen Drehwurm", bemerkte Dante, der sich schon ans Armaturenbrett klammerte.
15 Minuten später...
„Da! Da is' einer frei!", Dante drückte seinen Finger gegen die Windschutzscheibe.
„Geht nicht, der BMW will da schon rein!", rief Nero vom Rücksitz.
Doch Vergil drückte das Gaspedal durch und mit einer Höllengeschwindigkeit raste er die Straße entlang.
„Du fährst falsch, das ist eine Einbahnstraße!"
„Egal, die Lücke krieg ich noch!"
EEEEEEEEEEEEEEK!!!!!!!!
Mit quietschenden Reifen parkte er doch noch gerade so in der Lücke und das kurz bevor der BMW dies tun konnte.
Dante hatte sich fester ans Armaturenbrett geklammert und schaute mit aufgerissenen Augen auf seine Hände. Als er merkte, das es vorbei war stieß er die angehaltene Luft aus. Vergil selbst umklammerte auch immer noch das Lenkrad und Nero erhob sich vom Autoboden, meinte: „Einparken kann er"
Sie sprangen aus dem Wagen und schauten kurz zu dem BMW aus dem eine alte Frau ausgestiegen war. Okay, richtig alt war sie wahrscheinlich nicht, aber sie sah so aus. Immerhin bekam sie schon graue Haare. Aber zurück zum Thema. Vergil nahm sich einen Einkaufswagen und die drei machten sich auf zum Eingang.
Sie traten durch den Eingang und sofort schnappten sie sich Nero und brachten ihn zum Kinderparadies.
„Das könnt ihr doch nicht maaaaacheeeeen!!", rief er und klebte an der Scheibe, nur auf der falschen Seite. Als er die beiden nicht mehr sehen konnte, drehte er sich um und verschränkte beleidigt die Arme. Da huschte plötzlich ein schwarzer Schatten vorbei. Was war das?

Vergil schob den Einkaufswagen durch die Gemüse- und Obstabteilung und nahm ein paar Äpfel in Augenschein. Doch heimlich beobachtete er Dante, der sich auf der gegenüberliegenden Seite an diversen Zeitschriften zu schaffen machte. Sein kleiner Bruder drehte die Zeitschrift mal so, mal so. Entweder versuchte er ein schweres Bilderrätsel zu lösen oder er hatte gerade den Playboy in der Hand. Na ja, Vergil packte ein paar Äpfel ein und wog sie ab, bevor er sie in den Wagen legte. Und da die Äpfel so alleine waren warf er noch ein paar Bananen und Gurken und Pfirsiche und Kirschen und Erdbeeren rein, nein, Erdbeeren wieder raus. Nachher will der da hinten auch noch einen Strawberry Sundae. Aber dann müssen die Kirschen auch wieder raus, oder? Ich meine, wenn ich keine Erdbeeren kaufe wundern die sich, warum ich Kirschen kaufe, aber eben keine Erdbeeren. Total in Gedanken versunken bemerkte er nicht, wie Dante mit einem Stapel Zeitschriften ankam und sie in den Wagen legte.
„Cool, Erdbeeren. Dann kannst du auch gleich Strawberry Sundae machen", sagte er und packte zwei Schachteln Erdbeeren ein. Da fing Vergil an zu grummeln.
„Was? Willst du etwa deine eigene Schachtel? Wir haben doch nicht so viel Geld", Dante zog am Wagen, er wollte weiter. Unterwegs packte er noch ein paar Kuchen und Brötchen ein, bevor er wieder verschwand und sich in der Drogerieabteilung zu schaffen machte. Vergil suchte Eier, Milch und so was zusammen, bevor er weiter zu den Theken ging, an denen Käse, Fisch und Fleisch auslagen, da wurde ihm plötzlich schwarz vor Augen.

Da! Da war er schon wieder! Der schwarze Schatten huschte durch die Gegend.
Nero sah sich um. Nur einige Kinder spielten, der Rest saß ganz ruhig im Ballbecken und schaute panisch umher. Das war bestimmt ein Dämon! Langsam erhob er sich und war bereit zum Sprung, wenn der Schatten abermals auftauchen sollte.
DA!

Nero machte einen Satz und... rutschte auf einem Ball aus. In hohem Bogen flog er durch die Luft und landete auf einer Klötzchenburg neben zwei schreienden Kindern. „Aaaaah, verdammt"
„He, das war unsre Burg und du hast sie kaputtgemacht"
„Genau, wir bringen dich jetzt zu unserem Anführer"
Noch ganz benommen von den Rückenschmerzen wurde er von den beiden an den Armen zu einer Art Podest mit Rednerpult an der Seite gezogen.
Die Kinder knieten sich hin: „Oooooh großer Herrscher des Kinderparadieses, dieser Junge hat unsere Bauklötzchenburg kaputtgemacht"
Da tauchte der schwarze Schatten auf und enthüllte sich endlich.

„Vergil~~, Vergil~~", Dante wedelte mit einer Flasche teurem Shampoo vor der Nase seines Bruders rum.
Vergil öffnete langsam die Augen und sah seinem kleinen Bruder entgegen, seine Nase tat weh. „Was is los?", er stand auf und stützte sich sofort wieder auf den Einkaufswagen. „Du bist umgekippt"
„Aber..."
„Warum? Ich glaub den Gestank von Käse, Fisch und Fleisch gleichzeitig verträgst du nicht"
„Aber wie kommen wir dann hier vorbei?", fragte er noch ganz benebelt.
„Ich hab dir 'ne Klammer auf die Nase gesetzt"
Das erklärte die Nasenschmerzen. Dante fing an zu prusten. „Was?"
„Das sieht echt dämlich aus" Vergil nahm die Klammer ab und wollte sie auf Dante werfen, doch dann drohte er wieder umzukippen. „Schnell, die Klammer, die Klammer...", nuschelte er und setzte sie wieder auf. Wenigstens lebe ich dann nachher noch um dir eine zu kleben!, dachte er und schielte verstohlen zu Dante, der sich bereits aufmachte zu den Tiefkühlpizzen.
Vergil ging indes schnell weiter zu den Konserven, damit er nachher nicht beim aussuchen mithelfen musste.
Er hielt ein Glas Bohnen in der Hand, als ein gellender Schrei durch das Geschäft hallte. Vor Schreck lies er das Glas fallen, auf seine neuen Schuhe!
„Na toll!"

„AAAAAAAAAAAH!!!!!!"
„Nehmen sie ihr Griffel weg, das ist meine!"
In der Tiefkühltruhe lag nur noch eine Pizza. Und Dante hatte sie sich gegriffen, gleichzeitig eine ältere Frau. Okay, sie ist wahrscheinlich nicht wirklich alt, aber wir kennen das ja jetzt schon.
„Das ist MEINE", zischte Dante und zog die Pizza in seine Richtung.
„Nein, ich hatte sie zuerst", antwortete die Frau fies und zog die Pizza in ihre Richtung.
„Nein, ich hatte sie als erstes", Dante zog sie wieder in seine Richtung.
„Diese Pizza gehört mir, sie haben schon den Parkplatz als erstes gekriegt"
„Oh bitte", fauchte er sarkastisch, „dann werden sie doch wohl kein Problem damit haben auch hier zweiter zu sein"
„Hab ich aber"
„Außerdem war das mein Bruder"
„Was interessiert mich das?"
„Keine Ahnung"
„Na also"
„Aber vielleicht möchten sie sich bei ihm beschweren. Da vorne kommt er schon!", Dante lies mit einer Hand los und deutete hinter die (nicht ganz so) alte Frau (die aber irgendwie alt aussieht). Diese lies sofort die Pizza los und drehte sich um. Doch da war niemand. Als sie sich wieder umdrehte sah sie, wie ein irrelachender Dante triumphierend mit einer Pizza in der Hand wegrannte.

Der schwarze Schatten war aber ziemlich klein, bemerkte Nero, und warum großer Herrscher des Kinderparadieses?
Flatter!
Ein schwarzes Cape wehte durch die Luft, angeheftet an den Schultern eines kleinen Typen mit blonden Wuschelhaaren und einem irren Blick.
„Oooooh, großer Herrscher", die Kinder verbeugten sich.
Der Zwerg schaute sich seine Untertanen an.
„He, wer bist du?", fragte Nero.
„Wer hat dir erlaubt einfach zu sprechen?", der Kleine stampfte auf den Boden, „Das darfst du nicht"
„Oooooh, großer Kyo. Der Typ hat unsere Bauklötzchenburg kaputt gemacht"
„Du hast was?", fragte der Typ namens Kyo entsetzt, „Die Bauklötzchen mag ich doch am liebsten"
Ein Moment herrschte Stille und der Blick des Kleinen wurde noch irrer.
„Zum Kampfgelände!", rief er und streckte seinen Zeigefinger gen Himmel. Von den gesamten kleinen Kindern war nur ein „O-oh" zu vernehmen.
Und schon sprang der Capejunge mit drei großen Hüpfern rüber zu einem kleinen Fernsehgerät. Die kleinen pieksten Nero und zwangen ihn dem Capejungen zu folgen. Dieser hatte bereits zwei Stühle in Richtung Ballbecken aufgestellt. Die anderen Kinder legten ein langes Brett über das Becken und holten zwei lange Stäbe mit Watte am Ende.
Kyo fing an irre zu kichern. Dann trat ein kleiner Junge mit einer riesen Brille nach vorne und verlas eine Rolle Klopapier: „Da der Neue die Bauklötzchenburg kaputtgemacht hat und dies das Lieblingsspielzeug von Herrscher Kyo ist, werden die beiden nun gegeneinander antreten"
Nero schaute verdutzt als plötzlich ein Lichtshow losging und sich Nebel auf dem Boden ausbreitete. Kyo stand auf und warf lässig das Cape beiseite und steig dann auf das Brett über dem Ballbecken. Nun warteten sie nur noch auf Nero.
Missmutig stieg auch dieser auf das Brett und die beiden bekamen die mutierten Q-Tipps in die Hand gedrückt.
„Kämpft bis zum Tod!"
„WAS?!"

„Dante, geb der Frau doch die Pizza. Wir haben ihr schon den Parkplatz genommen, da musst du nicht auch noch die Pizza nehmen und sie psychisch verletzen", Vergil riss Dante die Pizza aus der Hand und gab sie der (...) alten Frau (...).
„Danke", sie rümpfte die Nase und ging mit erhobenem Haupt davon.
„Das konntest du doch nicht machen", der jüngere schaute der Pizza traurig nach.
„Doch. Und weißt du was ich noch kann? Du kriegst Pizzaverbot, das Zeug macht dich ja irre"
„Nein, macht es nicht", sagte er und rieb sich die Hände, „Und mit dem Pizzaverbot kannst du gar nichts ausrichten"
„Doch"
Sie kamen an den Süßigkeiten vorbei und Dante schnappte sich eine Tüte Chips mit Pizzageschmack, er packte sie in den Wagen und Vergil packte sie sofort wieder aus. „Ich beobachte dich"
„Oh mein Gott", Dante würde kreidebleich, der meinte das wirklich ernst.
Vergil schleifte den in Schockstarre gefallenen Dante zur Kasse und wollte die Sachen aufs Fließband legen, just in diesem Moment ertönte eine Durchsage: „Vergil und Kaoru bitte ins Kinderparadies. Vergil und Kaoru bitte ins Kinderparadies. Vergil und Kaoru, bitte"
„Der Zwerg wird ärger kriegen...", er schob den Wagen durch die Kasse und wiederholte, „Der Zwerg wird ärger kriegen..."
„Sie müssen noch bezahlen!"
„... nachdem ich bezahlt habe", er zog den Wagen wieder zurück und bezahlte.
Dann hetzte er zum Kinderparadies.
Dort stand Nero, neben ihm ein kleiner Junge mit blondem Wuschelkopf, beide hatten ein mutiertes Q-Tipp um die Hüfte gewickelt. Im nächsten Moment kam ein anderer Typ auch nicht wirklich größer als der kleine mit dem Wuschelkopf und nahm diesen gleich mit. War wahrscheinlich dieser Kaoru.
Ein hysterisch Frau mit zerlaufener Schminke und zerfetzten Klamotten kam humpelnd aus dem Kinderparadies und schrie: „Dich will ich hier nie wieder sehen! Und dich erst recht nicht ‚Herrscher des Kinderparadieses'!!!" Der Wuschelkopf streckte ihr die Zunge raus und machte dann eine unanständige Geste.
Dante immer noch schockgefroren erblickte neben dem Kinderparadies einen Stand an dem neue Pizzasorten angeboten wurden. Ein Wink des Himmels. Er schlich los um wenigstens ein Stück zu ergattern.
Vergil sah gerade noch so, wie Dante gerade nach einem Stück greifen wollte, da riss er den Q-Tipp von Nero und warf ihn um Dante.
„Ich will aber Pizza!", rief dieser als er in seiner zweiten Schockstarre aus dem Supermarkt gezogen wurde.
Sie verstauten die Einkäufe und fuhren dann wieder nach Hause. Mittlerweile war es auch spät geworden. Nero war schon längst schlafen.
Dante schaute sich die letzte Pizzawerbung an und Vergil ermahnte ihn noch: „Und mach ja keine Anstalten Luigi anzurufen um 'ne Pizza zu kriegen"
„Was? Ich doch nicht!", er hob die Arme und gemeinsam gingen sie hoch in ihre Zimmer um endlich schlafen zu gehen.

Gegen Mitternacht:
„Hallo? Kummerkasten? Mein großer Bruder will mir keine Pizza geben..."
„Wer spricht den da?"
„Aber ich mag doch die Pizza!"

Devil May SmileWo Geschichten leben. Entdecke jetzt