1. "Der Tag"

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(Am Bild ist Eden)

Ich lauschte.Wartete auf das Wunder von meiner Mutter von dem sie seit sieben Monaten sprach.Diesmal fiel es mir besonders schwer,da ich wusste,wenn dieses Wunder diesmal nicht kam,bekam es und somit auch mein Vater keine zweite Chance.Ich hielt seine Hand fest in meiner und setzte mich noch ein letztes Mal auf sein Krankenbett.Das Herzfrequenzgerät piepste leise und gleichmäßig.Vor lauter Aufregung und Hoffnung bemerkte ich nichtmal,dass ich wie ein Wasserfall weinte.Ich zitterte,da ich wusste ich würde meinen Vater für immer verlieren.Es war still im Raum und außer mein Schluchzen und das Piepsen war nichts zu hören.Ich hielt die kraftlose Hand meines Vaters in meinen und streichelte seine weiche Haut.Ich erzählte ihm Geschichten aus meiner Kindheit.Von der Schaukel,die wir zusammen bauten,vom Baumhaus wo wir uns immer zusammen mit ihm und meinem Bruder vor meiner Mutter versteckten.Ich konnte mich noch ganz genau daran erinnern wie mein Bruder mein Mund zuhielt damit ich nicht laut loslachte...
Ein leichtes Lächeln schmückte mein Gesicht doch es wurde von den schweren Tränen schnell wieder unterdrückt.Viele Gedanken liefen mir durch den Kopf,und die letzten Wörter meines Vaters hallten mir in den Ohren..."Motocross-Weltmeisterschaft".
"Dad,ich verspreche dir,dass ich dein Wunsch erfülle.Koste es,was es wolle." Versicherte ich ihm  leise mit fester Stimme,und vergrub mein Gesicht in der Innenseite seiner Hand.

In dem Moment wurde Die Tür laut aufgerissen so,dass ich aufschreckte und mein Kopf erschrocken zur Tür drehte.Der Arzt.Ich drehte mich panisch zurück zu meinem,im Koma liegendem Vater und krallte meine Finger in die weißen Polster. "Papa bitte!" Schrie ich verzweifelt doch es passierte nichts.Sein Brustkorb hob und senkte sich in einem ruhigen Takt.Mein Bruder hob mich vom Bett runter und ich prallte mit den Rücken gegen seinen Bauch.Er schloss mich in eine Umarmung und drückte mich immer fester gegen sich.Er hat nie Schwäche gezeigt,als es um meinem Vater ging doch diesmal hatte selbst mein Bruder seine Tränen nicht unter Kontrolle.Die kalten Tränen meines Bruders tropften auf meine Schulter.Ich war so auf meinem Vater fixiert,dass ich nur noch mitbekam wie das Piepsen immer leiser und seltener wurde bis nichts mehr zu hören war...

"Eddy ist alles gut?"
Die beruhigende aber mittlerweile auch besorgte Stimme meines Bruders riss mich aus meinen Gedanken und ich hob abwesend meinen Kopf.Die Besorgnis war in sein Gesicht geschrieben.Ich hob meine Augenbrauen und schaute ihm ungläubig an.Ich hätte am liebsten garnichts gesagt,aber auch wenn er es nicht zugab,wusste ich dass es ihm nicht besser ging als mir.
"Kyle,du weißt,dass heute 'der Tag' ist.." krächzte ich leise und senkte meinen Kopf.Heute vor zwei Jahren wurden die Geräte abgeschaltet und mein Vater ist von uns gegangen.Zu wissen,dass ich Schuld daran bin wird mich ein Leben lang verfolgen.

Er wollte an der Motocross-Weltmeisterschaft teilnehmen und wir unterstützten ihn.Mein Vater war unübersehbar,an seinem Helm war sein Name 'Sebastian' eingraviert und seine Schutzbekleidung war schwarz.Er hatte den einzigen Helm wo auch Kopfhörer mit eingebauten wurden,damit man ihm jederzeit Tipps geben konnte.Natürlich war ich so blöd,kindisch,naiv,dumm...dass ich ihn gerufen habe und er sich zu uns drehte.Mit einer Hand ließ er den Lenker los um und zu winken,nicht lange aber sogar diese kurze Zeit reichte,dass er das Gleichgewicht verlor und ausrutschte.Er lag am Boden,im Schlamm und niemand half ihm hoch.Sein Crossmotorrad lag auf seinem linken Bein,er war gefangen zwischen Boden und Motorrad.Da sich niemand bewegte wollte ich hinlaufen und ihm helfen,doch am Zaun Angekommen überfuhren ihn mindestens fünf Fahrer.Vor meinen Augen...

"Hey Ich weiß,für mich ist es auch schwer.Aber wenn er dich so traurig sehen würde,glaub mir,es würde ihm das Herz brechen." Sagte Kyle und hob meinen Kopf mit seinem Zeigefinger.Ich blickte ihm in seine Augen und schluckte den Kloß in meinem Hals runter.Ich wollte nicht weinen.Nicht jetzt.
"Und jetzt iss was Eddy,ich weiß wie ich dich aufmuntern könnte."

Er klatschte sich in die Hände und stellte eine Schüssel mit Müsli vor mich,zwinkerte mir lächelnd zu und verließ pfeifenden die Küche.Ich muss zugeben mein Bruder bemühte sich wirklich damit es mir gut geht und das wusste ich sehr zu schätzen,also hörte ich auf ihn und aß mein Müsli.

Nach fünfzehn Minuten tauchte er wieder,mit dem Helm meines Vaters und einem breiten Grinsen in der Küche auf.

"Na hast du Lust Eddylein?"

Promi$e - a Fight between Heart and HeadWo Geschichten leben. Entdecke jetzt