Zuhause angekommen gehe ich davon aus, dass meine Eltern noch auf Arbeit sind und gehe erst mal in mein Zimmer. Erleichtert mache ich die Tür hinter mir zu und schließe mein Zimmer von inne ab. Niemand soll mich stören, Ich will alleine sein. Ich setze mich auf meine Couch und schließe meine Augen. In meinem Geiste sehe ich die Bilder des Tages vorbeihuschen und es fällt mir schwer nicht aufzuschreien. Nichts ist heute so gelaufen wie ich es mir vorgestellt habe. Vor meiner Umwelt abgeschottet hüte ich mein Geheimnis. Ein Geheimnis, das niemand erfahren darf.Ich öffne die Augen, weil ich es nicht mehr aushalte. Eine erste Träne fällt von meiner Wange auf meinen Schoß und ich vergrabe mein Gesicht in meine Hände und fange an zu weinen. Nach einer Weile lichten sich die Tränen und die Trauer.Nur noch blanker Hass. Immer wenn die Trauer nachlässt kommt er. Immer und immer wieder. Ich hasse diesen Hass gegen alles und vor allem gegen mich selbst. Ich hasse mich. Alles an mir. Mein Körper... Mein Haar... Mein Gesicht... Mein Arm... Und vor allem meine Narben... Sie sind immer wieder Zeuge von den Momenten, wo ich an mir selbst verzweifele und am verletzlichsten bin. Ich hasse es verletzlich zu sein. Meine Narben und Wunden geben mir die Kraft und sind Ausdruck meines Innersten. Doch der Schmerz sitzt tiefer als ich schneiden kann. Ich will ihn aber erreichen und den Schmerz zerstören. Ich bekämpfe Feuer mit Feuer... Schmerz mit Schmerz... Deshalb suche ich verzweifelt nach Dingen, mit denen ich mich jetzt verletzen könnte. Ich gehe runter in die Küche und schnappe mir das größte und schärfste Küchenmesser, das ich finden kann. Und schließe mich wieder in mein Zimmer ein.
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Ich sitze da, alleine auf meinen Teppich. Um mich herum Blut. Überall Blut. Es rinnt mir aus zwei Wunden an meinem Handgelenk, genau dort, wo die Adern lang laufen. Mittlerweile, mache ich nicht mehr den Fehler, den viele Anfänger machen, und schneide mit der Ader und nicht senkrecht dazu, wie früher. Ein Klopfen an meiner Zimmertür reißt mich aus meinen Gedanken. Scheiße! Das kann nur meine Mutter sein. Die sollte doch heute erst gegen 18:00 kommen. Ein Blick auf die Uhr verrät mir, das ich mich total in der Zeit geirrt habe und wir es bereits 19:25 hatten. Wenn sie mich, und vor allem meinen Teppich in diesem Zustand sieht, werde ich in die Klapse eingeliefert. Das hat sie mir das letzte mal gedroht, als ich mich wieder geritzt hatte. So ein Mist. Das Klopfen wurde energischer."LEONIE JETZT MACH DIE TÜR AUF"schrie meine Mutter. Ich denk gar nicht daran. Ich will nicht in die Geschlossene. Ich will nicht."FLEUR LEONIE LUX! MACH SOFORT DIE TÜR AUF! ICH TRETE DIE TÜR EIN! LEONIE!"Meine Mutter ist auf 180. Wenn sie mich so sieht, bin ich Tot... gar nicht mal so eine schlechte Idee. Ich rappel mich auf und wische mir mir einem Taschentuch den Arm ab, um das Blut weniger auffällig zu machen und gehe Richtung Tür. Wieder wildes Klopfen... "Ich komm ja schon, Mama!" Ich schließe die Tür auf und stecke meinen Kopf durch die Tür, damit sie ja nicht den Teppich sieht. "Was ist?", brülle ich sie förmlich an. Was ich im Nachhinein echt hätte lassen sollen. "Fräulein Lux, hätten sie wohl die Güte zu erklären, warum du verdammt nochmal deine Tür abschließt und Stunden brauchst um sie zu öffnen!" Hmm. Was antworte ich jetzt? Ich kann ja schlecht sagen, ich wollt mir den Schmerz aus Körper und Seele schneiden oder ja Mom ich wollt mich gerade fast Umbringen, du störst gerade leicht! Ich beruhige mich und antworte:"Ich wollte halt meine Ruhe haben. Mom"Meine Mutter versucht sich vorbei an mir in mein Zimmer zu drängen, doch ich versperre ihr den Weg. "Was willst du Mom?""Ich will wissen, was du die ganze Zeit hier oben getrieben hast.""Schule?, Mom. Es ist ja nicht so als ob ich nicht für Arbeiten lernen muss. " "WAS HAST DU DA AM ARM?"Unbewusst verstecke ich diesen Arm hinter der Tür und versuche diese weiter mit meinem Körper zu versperren. "LEONIE, WIR HATTEN EINE KLARE ABMACHUNG, ZEIG MIR SOFORT DEINEN LINKEN ARM!!!"Widerwillig strecke ich meinen linken Arm entgegen, mit der Gewissheit, jetzt bekomme ich ärger. Ich greife mit der anderen Hand, nach meiner Jacke, die an einem Haken an der Tür hängt. Mein Entschluss steht fest. Ich werde mich an meiner Mutter vorbei quetschen, wenn sie von meinen Wunden abgelenkt ist. Jetzt oder nie. Sie schreit auf, als ich meinen Linken Arm drehe und gleichzeitig meine Flucht antrete. Ich renne die Treppe runter, schnappe mir meine Schuhe im vorbeigehen und lass die Tür hinter mir zuknallen
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Schwarz wie die Nacht
Ficción GeneralMein Ich ist ein bloßer Scherbenhaufen, eine Ansammlung verkrüppelter Einzelteile über einer schwarzen zerstückelten Seele, ein Nichts. Ich trete vor meinen Schrank der überquoll vor farbenfrohen Anziehsachen: Röcke, Hosen, T-Shirts und Jacken. Doch...