Liebeskummer

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Es war als würde sie auf einen rasenden Zug zu rennen.
Es gab keine Hoffnung und dennoch konnte sie sich nicht dazu bewegen, sich von seinem Bann, seinem Anblick zu lösen. Als wünschte sie sich noch, Teil des Zuges zu werden und mit ihm an einen besseren, glücklicheren Ort zu fahren. Aber es war hoffnungslos, er würde sie ohne jeglichen Skrupel zerstückeln.
Trotzdem hörte sie nicht auf. Die Tränen flossen ihr Gesicht herunter, während ihre Füße immer weiter rannten. Alles brannte, sie verzog das Gesicht schmerzhaft, vergaß beinahe zu atmen und beschleunigte. "Bieg ab!", schrie eine Stimme in ihrem Kopf und erst jetzt nahm sie all die vielen Abzweigungen wahr, die ihr Leben bewahren würden.
"Bieg ab!" Aber sie wollte nicht.
Sie wollte den Zug und sie musste für ihn kämpfen. Bei jedem Schritt wurden die Schmerzen unerträglicher und ihr rasendes Unglück kam ihr immer näher.
"Bieg ab!" Sie schüttelte den Kopf. Vielleicht könnte sie den Zug überleben, vielleicht würde alles ganz anders werden. "Nein, das wirst du nicht. Bitte! Gib auf! Lass ihn zurück! Lass ihn wegfahren ohne dich! Du wirst auch so weiter kommen, du findest schon deinen Weg! Aber bitte, bitte, bitte! Bieg ab!" Sie atmete sein wunderbar tödliches Donnern ein und schüttelte dann verbissen den Kopf. Ein letzter Blick, dann verschwamm alles hinter ihren Tränen, Sie kreischte ihren Schmerz heraus, spürte wie etwas ihr Inneres zerriss und sprang in der letzten Sekunde in eine Abzweigung. Er raste an ihr vorbei ohne eine Sekunde des Zögerns. Er wollte sie nicht und er hätte sie getötet. Nun lag sie da am Boden, mit blutigen Schrammen übersäht, brennenden Gliedern, Tränen in den Augen und einem pochendem Herzen. Sie schaute nicht mehr zurück. Plötzlich spürte sie wie all diese Anspannung, all dieses Leid von ihrem Körper wich und sie lachte. Ein warmes, erleuchtendes Lachen, welches ihren ganzen Körper mit hellem Licht erfüllte. Sie hatte endlich losgelassen. Schließlich stand das Mädchen lächelnd auf und blickte ein letztes Mal auf die leeren Gleise und dann auf ihren neuen, unbekannten Weg. Sie würde der Abbiegung folgen, wohin auch immer ihre Reise führen würde.

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