10.Meine Zimmergenossin

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Ich reiße die Tür meines Zimmers auf und will mich grade in mein Bett stürzen als ich ein überraschtes "Huch" aus der hinteren Ecke des Zimmers wahrnehme. Ich drehe mich schlagartig um und entdecke ein Mädchen in ein großes Handtuch gewickelt, welches anscheinend verzweifelt versucht hatte, sich hinter einer der Schranktüren zu verstecken. Als sie mich erkennt, kommt sie wieder sichtlich erleichtert vorgekrochen.

"Mensch, hast du mich erschrocken. Ich dachte schon du wärst irgendein Kerl, der sich wieder den Spaß gemacht hat, Mädchen in ihrer Privatsphäre zu stören.", äußert sie äußerst amüsiert. "Aber da du ein Mädchen bist und wahrscheinlich das Neue Mädchen bist, welches ich in meinem schönen Stübchen begrüßen darf, bin ich erleichtert und komme auch gerne wieder aus meinem notbedürftigen Versteck heraus. Achso ich heiße übrigens Claire. Claire Baker wenn du es genau wissen willst.", redet sie weiter amüsiert auf mich ein. Sie hörte garnicht auf zu reden, aber das fand ich eigentlich ganz sympathisch.

So muss ich wenigstens mich nicht besonders viel am Gespräch beteiligen.

" Ich Rede schon wieder zu viel, es tut mir leid, aber ich bin manchmal einfach eine richtige Quasselstrippe. Wenn ich dich nerve musst du es mir einfach sagen. Ah da fällt mir was ein. Wie heißt du überhaupt? Mir wurde nur gesagt, das ich eine neue Zimmergenossin kriege." , daraufhin schaut sie mich fragend an.

"Mila. Mein Name ist Mila.", gebe ich ihr als Antwort.

" Ah Mila hey. Schöner Name, der klingt nicht amerikanisch. Du kommst nicht aus Amerika?"

"Nein. Ich bin Brittin."

"Omg. Großbritannien! Ich liebe Großbritannien. Ich will unbedingt mal nach Großbritannien.", schreit sie euphorisch.

Ich muss anfangen zu grinsen. Das Mädchen war wirklich einfach nur verrückt. Ich mache mich auf den Weg zu meinem Koffer, da er noch so unbeholfen auf meinem Bett herumliegt und ich fest davon ausging das Claire jetzt noch eine ganze Weile weiter reden wird und ich währenddessen wenigstens etwas machen könnte.

"Du musst mich unbedingt einmal mitnehmen nach GB. Warst du schonmal in Amerika?"

"Ja war ich.", antwortet ich ihr knapp.

"Oh, wo denn in Amerika? Hast du hier Urlaub gemacht? Und warst du schonmal in Florida?", überhäuft sie mich mit Fragen.

"In den größeren Städten Amerikas. Ich war mit meinen Vater unterwegs hier, und in Florida war ich mit ihm auch mal." Die Erinnerungen an meinen Vater, machen mich wieder traurig. Ich habe eigentlich keine Lust mehr mit Claire über so welches Zeug zu reden. Claire scheint zwar sehr nett zu sein, aber im Moment war sie mir einfach zu glücklich. Und ich für diese Glücklichkeit einfach zu kaputt und abgestumpft.
Claire bemerkt meine Stimmungsschwankung in den negativen Bereich nicht, da sie grade dabei war ihr rotblondes lockiges Haar zu bändigen. Ich betrachte sie nochmal genauer. Sie ist sehr hübsch, hatte eine schöne Figur,  aber war scheinbar etwas kleiner als ich. Doch ihre hellblauen Augen lassen sie temperamentvoll und stark aussehen. Im allgemeinen sieht sie sehr frech aus aber ihr freundlichen Grinsen überwiegte alles.

"Mit deinen Vater unterwegs? Du musst einen tollen Vater haben, dass er die so welche Reisen ermöglicht hatte. Oder ist er aufgrund seiner Arbeit in Amerika gewesen?"

"Er war auf Tour und ich bin mitgefahren.", antwortet ich jetzt deutlich genervter. Es reicht mir, ich will nicht mehr über meinen Vater reden.

"Auf Tour?. OMG ist dein Vater ein Rockstar?"

"Ist das nicht egal. Können wir bitte nicht mehr über meinen Vater reden?", zicke ich sie jetzt an.

"Okay, wow. Ganz ruhig. Anderes Thema. Wie weit bist du mit auspacken? Gleich ist Abendessen und ich würde dir zeigen wie das hier abläuft. Natürlich nur wenn du willst." , fragt sie mich jetzt vorsichtiger.

Ich war ihr dankbar für ihren Themawechsel. Ich packe noch die letzen Kleidungsstücke in die Schränke und schiebe meine Koffer danach unter mein Bett.

"Ich bin fertig, wir können also.", sage ich zu Claire.
Auch Claire hatte währenddessen sich fertig umgezogen und ihre noch nassen Haare provisorisch in einen Dutt hochgesteckt.

Sie geht vor mir aus dem Zimmer und ich ihr hinterher. Dann wartet sie auf mich, bis ich neben ihr stehen blieb.

"Marylin hat dir wahrscheinlich schon die Wichtigsten Teile der Akademie gezeigt. Für mich steht die Cafeteria ganz oben auf der Liste. Essen ist meine Lieblingsbeschäftigung neben dem Reiten.
Komm mit, wir müssen uns beeilen, bevor schon das beste Essen und die besten Plätze
weg sind."
Und schon läuft sie mit einem sehr zügigen Schritt los, sie überspringt bei der Treppe fast jede zweite Stufe, sodass ich erstens ein wenig Angst bekam, das sie jeden Moment den Boden unter den Füßen velor und zweitens fast nicht hinter ihr herkam.

Dieses Mädchen muss einen Bärenhunger haben.

Wir kamen unten im Foyer (zum Glück lebend) an. Die große Holztür, die mir schon vorhin bei der Führung aufgefallen ist, war auf beiden Seiten geöffnet und der Geruch von überbackenen Käse kommt mir bereits in die Nase.

"Lasagne, yeah!!", schreit Claire neben mir begeistert und stratzt schon los Richtung Theke. Ich habe Mühe sie nicht in der Menge von Jungen und Mädchen zu verlieren, da die Cafeteria bereits sehr gefüllt war, doch dann entdecke ich sie nicht weit entfernt von mir wieder und mache mich auf dem Weg zu ihr. Mein Bauch grummelt auch bereits.

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