Folge 8, das Finale - Hawk Moth

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Prolog

»Tian-Lóng, du bist ein Idiot!«, jammerte ich in mein Kopfkissen, während mein Kwami beleidigt eine Chili-Schote verputzte. »Wieso das denn, Menschling?!« »Weil ich ein Idiot bin! Und du mich ausgesucht hast! Du Trottel!« Gelangweilt verdrehte er die Augen. »Menschlinge! Immer so melodramatisch!« »Bitte?! Du bist derjenige, der so viel Wert auf seinen Auftritt legt!« »Na und? Das ist was anderes.« Genüsslich schluckte er sein Essen herunter und setzte sich auf meinen Nachttisch. »Was genau ist jetzt eigentlich dein Problem?« Ich seufzte schwer und drehte mich auf den Rücken. »Punkt Eins: Ich habe Cat Noir verraten, dass ich sein Geheimnis kenne. Jetzt rennt er garantiert zu Ladybug und petzt! Das ist alles deine Schuld! Du machst mich zu impulsiv!« »Pah! Ich nenne das willensstark! Und ich kann sowieso nur das zum Vorschein bringen, was sowieso schon in dir steckt, Menschling! Also gib nicht mir die Schuld.« Ich setzte mich auf und strich genervt über meinen kohlschwarzen Ring. »Dann Punkt Zwei: Ich habe KittyCat Marinettes Geheimnis quasi direkt unter die Nase gerieben! Was, wenn er es durchschaut hat?« »Dann hast du deinen Vorteil verspielt. Und damit wahrscheinlich auch deine gesamten Chancen. Pech gehabt.« Ich schnaubte beleidigt. »Dein Mitgefühl rührt mich wirklich zutiefst.« Er hob den Kopf und sah mich achselzuckend an. »Falls es dich beruhigt: Wenn ich wirklich denken würde, du hättest verloren, würde ich es dir garantiert nicht sagen.« »Danke, das stärkt mein Vertrauen in dich ungemein!«, bemerkte ich sarkastisch. Seufzend stand ich auf und griff nach meiner Schultasche. »Glaubst du, Marinette kommt heute wieder zur Schule?«, fragte ich hoffnungsvoll, aber mein Kwami ignorierte mich einfach. Tse, sollte er doch! Ich brauchte ihn nicht! Meine Gedanken wanderten zu Marinette. Zweifellos hatte sie jetzt eingesehen, dass Adrien nichts für sie empfand. Und sie hatte gesagt, der Abend mit Dragon wäre lustig gewesen... »Ich... Ich denke, ich werde ihr sagen, dass ich sie liebe! Noch heute!« Tian-Lóng verschluckte sich abrupt an seinem Chili. »W-Was?!«, hustete er entsetzt. »Spinnst du? Das ist noch viel zu früh!« »Ach, sei still! Wenn nicht jetzt, wann dann?« »Wann anders! Irgendwann! Später! Viiiiel später! Du weißt doch noch gar nicht, ob sie auch in dich verliebt ist!« »Deswegen sage ich ihr ja auch, was ich für sie empfinde! Wenn ich will, dass sie mich mag, muss sie wissen, dass ich sie auch mag.« Tian-Lóng schwirrte um mich herum wie ein aufgescheuchtes Huhn, während ich die Treppe hinunter lief. »Das ist doch Schwachsinn!« »Pah, halt die Klappe! Ich habe mich entschieden, und damit Basta!«

Marinette

»Tikki, versteck dich!«, sagte ich meiner kleinen Freundin und sie huschte artig in meine Tasche, während ich zu meinem Platz im Klassenraum schlich. Chloé und Sabrina brachen sofort in Gekicher aus, aber ich ignorierte sie und setzte mich. Der Raum war schon zur Hälfte gefüllt, aber Adrien war noch nicht da. Gut so. Es war besser, ich sah ihn so wenig wie möglich. »Kommst du klar?«, fragte Alya besorgt und ich lächelte schnell. »Natürlich! Alles prima!« Das war meine Strategie. Nichts anmerken lassen. Dann würde Adrien meine Reaktion von vorgestern hoffentlich als Missverständnis einordnen. Auch Lila wimmelte ich mit meinem Pokerface ab, dann kam nach einer schieren Ewigkeit Adrien herein. Als er mich sah, breitete sich abrupt Überraschung auf seinem Gesicht aus, gefolgt von Unsicherheit. Ich wandte schnell den Blick ab und setzte mein Pokerface auf. »Marinette!«, hörte ich Adriens klare Stimme rufen und drehte mich schnell wieder zu ihm um. »Ich... Ich wollte mit dir reden.« Ich biss mir auf die Unterlippe. Ruhig bleiben! Ruhig bleiben! Ruhig bleiben! Ohne mein Zutun breitete sich ein unbekümmertes Lächeln auf meinem Gesicht aus. »Wieso das denn?«, hörte ich mich fröhlich fragen. Er fühlte sich sichtlich unwohl. »Es... es geht um gestern. Ich-« »Marinette, da bist du ja! Ich brauche dringend deine Hilfe, hast du kurz Zeit?«, unterbrach ihn Nataniël, der wie aus dem nichts neben mir aufgetaucht war. Dankbar nickte ich. »Klar! Sicher, sofort!« Ich sprang hastig auf und mied Adriens Blick. Er wirkte völlig verunsichert. »Tut mir leid, aber ich muss jetzt ganz dringend... äh... helfen.«, zog ich mich aus der Affäre und folgte Nataniël aus dem Raum. Kaum schloss sich die Tür hinter uns, atmete ich auf. »Puh... Danke. Das war echt... seltsam.« Nataniël lächelte mich erleichtert an. »K-Kein Problem! Ich dachte mir, dass du nach der Sache vorgestern lieber nicht so schnell mit Adrien reden willst.« Ich ließ den Kopf sinken. »Ich hab mich wohl echt blamiert.«, murmelte ich bitter. »Bin ich armselig.« »Nein! Tut mir leid, ich wollte dich nicht dran erinnern!«, sagte Nataniël schnell. »Ich finde, Adrien ist es, der sich schäbig verhalten hat. Und dass er sich jetzt, nach drei Tagen, entschuldigen will, ist auch mies.« Ich seufzte und richtete mich auf. »Es ist nicht seine Schuld. Er mag einfach jemand anderen.« »Ladybug. Ich finde das oberflächlich. Ich meine, sie hat mich schon mehrfach vor meinem Akuma gerettet, und ich weiß, wie beeindruckend sie ist, aber Adrien kennt sie ja nicht mal. Im normalen Leben.« Ich nickte. »Was, wenn sie total ungeschickt und tollpatschig wäre...« »Dann wäre sie immer noch eine Heldin.«, sagte Nataniël schnell. »Stärke oder Geschick machen einen noch nicht zu einem guten Menschen.« Verwundert sah ich ihn an und er wurde rot.
»Ich... eigentlich wollte ich nur...« Er atmete tief durch. »Marinette, also... Ach, es ist nichts.« Er sah auf seine Uhr. »Der Unterricht fängt jeden Moment an, da ist für ein Gespräch mit Adrien keine Zeit mehr. Gehen wir wieder rein?« Ich nickte und öffnete die Tür. Ich bin ruhig und selbstbewusst, sagte ich mir selbst, ich bin total cool. Zeig Adrien, wie viel Ladybug in dir steckt.


Miraculous - eine eigene 2. StaffelWo Geschichten leben. Entdecke jetzt