Folge 7 - Volpina

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Prolog

Langsam öffnete sich das Fenster und ließ das Licht auf meine Schmetterlinge fallen, die leichtfüßig um mich herum aufstiegen, weiß, wie leere Blätter, die darauf warteten, beschrieben zu werden.
»Nutzlos... Multimask war absolut nutzlos. So wie alle meiner Champions es waren.«, sagte ich mit heiserer Stimme. »Mehr noch, sie war völlig außer Kontrolle! Wie konnte das passieren?«
»Ihr... Ihr werdet stärker, Meister.«, antwortete Nooroo's zittrige Stimme. Seit ich gelernt hatte, telepathisch mit ihm zu kommunizieren, schien mein Kwami so etwas wie... Zuneigung zu mir zu entwickeln. Wahrscheinlich konnte Nooroo die Reue in meinen Gedanken hören, wann immer ich ihn ängstigte. Ich tat es nicht gerne. Aber ich musste mir seiner Unterstützung sicher sein. Sonst würde ich mein Ziel nie erreichen können. »Stärker? Das sieht aber ganz und gar nicht danach aus!«, sagte ich mit beißender Schärfe in der Stimme. »Wieso können mir Ladybug und Cat Noir dann jedes Mal entkommen?« »Nun ja, s-sie werden ebenfalls stärker, wachsen zusammen. Und Dragon ist sehr mächtig, auch, wenn seine Kräfte recht einseitig sind. Wenn... wenn Ihr Eure Akumas mit... weniger aggressiven Fähigkeiten ausstattest, könntet Ihr... besser die Kontrolle behalten.« Hm... Das war das erste Mal, dass Nooroo mir etwas hilfreiches Mitteilte. Sonst versuchte er nur, an mein Gewissen zu appellieren. »Multimask's Fähigkeiten waren alles andere als aggressiv, trotzdem hat sie meine Befehle einfach missachtet.« Ich hielt meine Stimme etwas ruhiger, damit ich ihn nicht zu sehr einschüchterte. Nicht, dass es etwas genutzt hätte, ihn zu manipulieren. Solange ich verwandelt war konnte er jeden Hintergedanken sofort sehen. Wie so häufig fragte ich mich, warum er mir überhaupt gehorchte. Ich hatte gelesen, dass Kwamis rein theoretisch in der Lage waren, sich ihrem Meister zu widersetzen, wenn sie dessen Ziele und Ideale als falsch ansahen. War er wirklich nur hier, weil ich ihn einschüchterte? Oder weil er mich bemitleidete? Ich schnaubte. Hawk Moth brauchte kein Mitleid. »Zwar waren ihre Fähigkeiten nicht auf den direkten Angriff zugeschnitten, aber die negativen Gefühle in ihr waren Wut, Schmerz und Trauer. Vor allem Wut, auf Ladybug. Wütende Menschen sind nie die besten Kandidaten für Akumas, die die Emotionen ihrer Träger ja noch verstärken. Das war bereits bei dem Bubbler so, genau wie bei Timebreaker. Beide waren enorm wütend und haben deshalb voreilig gehandelt. Viel besser sind traurige Menschen geeignet, oder solche, die besonders viel mitfühlen.« Nooroo's Stimme wurde mahnend. »Immerhin steht das Schmetterlings-Miraculous für Mitgefühl und Hoffnung! Für Einfühlsamkeit! Nicht für Gewalt und Terror!« Ich rieb mir die Stirn. Es ging schon wieder los... »Spar dir die Predigt. Ich stehe kurz vor meinem Ziel... Da werde ich sicher nicht aufgeben.«

Kapitel 1

Marinette

Seufzend setzte ich mich auf meinen Platz und holte meine Sachen heraus. Ich war gerade noch pünktlich, seltsamerweise war Alya nirgends zu sehen. »Sie hat wahrscheinlich verschlafen.«, meinte Lila auf meinen fragenden Blick hin. »Gestern Abend hat sie noch jede einzelne Kamera in der Nähe des Jahrmarkts ausgelesen und ein Video für ihren Blog zusammengeschnitten. Ihr Engagement in allen Ehren, aber das grenzt langsam an Sucht!« Da konnte ich ihr nicht widersprechen. »Glaubst du, Hawk Moth gibt bald auf? Es ist immerhin schon fast ein ganzes Jahr um und kein Akuma hat wirklich funktioniert.« Abrupt drehte sich Adrien zu mir um und mir stockte der Atem. Er war so umwerfend... »Ein ganzes Jahr schon?«, fragte er überrascht. »M-hm...«, brachte ich hervor und nickte hastig. Hach, Adrien... Ein Gesprächsthema musste her, und zwar schnell! »Äh, also... Wie geht's dir? Du hast bei dem Akuma gestern ja ganze Arbeit geleistet!« Adrien zuckte bescheiden mit den Schultern. »Ach, ich habe eigentlich gar nichts gemacht. Ladybug hat uns gerettet, ich habe Multimask nur hingehalten.« »Nur hingehalten? Das war unglaublich! Der Akuma hat seinen Einfluss auf Mireille fast völlig verloren. So etwas habe ich noch nie gesehen! Du musst wirklich zu ihr durchgedrungen sein, dabei ist das eigentlich unmöglich.« Adrien legte den Kopf schief. »Unmöglich? Wieso?« »Na ja... weil...« Oh Gott, was wollte ich noch mal sagen?! »...weil Ladybug es auch noch nie geschafft hat!«, rief eine Stimme von der Tür aus und Alya stürmte in die Klasse. »Ich bin sämtliche Akumas durchgegangen aber nie hat sich dieser Effekt eingestellt. Ich bin beeindruckt, Adrien! Oh, Nino hat einen Arzttermin und kommt erst heute Nachmittag, aber Marinette würde liebend gern neben dir sitzen!« »Was?!«, platzte es aus mir raus und Alya zwinkerte mir zu. »Klar! Lila sitzt heute auf deinem Platz.« Bevor ich richtig begreifen konnte, was vor sich ging, hatte mich Alya neben Adrien bugsiert und die verärgerte Lila zu sich gezerrt. »Hey, Blondie!«, fauchte diese meinen neuen Sitznachbarn an. »Ich behalte dich im Auge.« Arg!

Miraculous - eine eigene 2. StaffelWo Geschichten leben. Entdecke jetzt