Leseprobe - QUiNN

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Prolog

Es war dunkel in den Gängen der Basis. Das Licht der wenigen Lampen schien von den metallenen Lampen verschluckt zu werden und ließ alles wie in einem Schwarz-Weiß-Film wirken. Tageslicht gab es keins, da die Basis viele Meter tief im Erdreich versteckt war, ein Bunker aus Stahl und Beton, immun gegen sämtliche Arten von Angriffen. Zumindest gegen Angriffe von gewöhnlichen Aggressoren. Doch die übrigen potentiellen Gegner waren kein Problem, auch sie waren nur Menschen, die die ein oder andere Schwäche hatten. Nur deshalb existierte diese Basis, diese Festung, diese ganze Organisation. QUiNN. Tief im stahlgrauen Herzen der Basis versammelten sich die Führungspersönlichkeiten dieser Organisation, sogar ihr Direktor war heute hier. Im schummrigen Licht war sein Gesicht kaum zu erkennen, nur die Spiegelungen in den Gläsern seiner Brille deuteten an, das sich eine Person im Schatten dieses Sessels verbarg. Die übrigen Generäle im Raum warteten schweigend, bis er das Wort erhob. »Wieder einmal... Wieder einmal gibt es eine Bedrohung. Für die unschuldigen Zivilisten, die sich so vertrauensvoll in Sicherheit wiegen...«, sagte der alte Mann mit seiner krächzenden Stimme, kaum mehr als ein Flüstern. »Sie schlafen friedlich, im Wissen, dass sie sicher sind... dass sie beschützt werden. Wie sie sich doch irren!« Er lachte leise und selbst seinen Generälen lief es kalt den Rücken hinunter. Der Direktor von QUiNN war niemand, mit dem man gern in einem halbdunklen Raum Rat hielt. »Ah, sie sind so leichtgläubig... Vertrauen auf Helden, die ihr Gesicht nie zeigen, ihre Identität geheim halten... Um zu verhindern, dass sie verantwortlich gemacht werden können. Vielleicht, für ihr Versagen, denn wir alle wissen, früher oder später versagen sie alle. Vielleicht, für die Leben, die sie nicht retten konnten - oder wollten! Denn wer sagt uns, dass sie Helden bleiben werden? Wir haben gesehen, was in Paris geschehen ist. Die »Miraculous«, wie sie genannt werden, sind nichts weiter als eine Bedrohung. Und QUiNN existiert, um eben diese Bedrohungen auszuschalten.« Ein Bildschirm hinter dem Direktor flackerte auf und zeigte Satellitenaufnahmen von Paris. Die geheimen Aufnahmen. Die, des 26. Junis. Dieses Datum war weltbekannt, und doch gab es keine Bilder über die Nacht, in der ganz Paris den Atem anhielt. Keine öffentlichen zumindest. Das Bild wurde vergrößert, bis man glasklar erkennen konnte, worüber viele Pariser nur raten konnten. Es zeigte eine junge Frau, fast noch ein Mädchen, das mit Flammen in den Händen gegen einen maskierten Mann kämpfte. »Das ist sie... Quinn's vielversprechendste Auserwählte. Die Welt kennt sie als Ladybug, doch wir wissen, dass dieser Name nur eine Farce ist, ein Deckname, nichts weiter.« Eine digitale Akte füllte den Bildschirm aus, über ein Mädchen mit schwarzen Haaren. »Marinette Dupain-Cheng, fünfzehn Jahre alt. Eine durchschnittliche Schülerin, nichts besonderes. Zweifellos unqualifiziert für eine Arbeit, bei der es um Menschenleben geht. Und doch hat sie es nicht nur geschafft, bei klarem Verstand und ohne ein Miraculous zu transformieren, sondern auch noch die absolute Transformation zu erreichen, die Alpha-Omega-Konvergenz.« Ein Raunen ging durch den Raum. »Sie ist nicht unversehrt geblieben, ihre Vitalität ist schwer angeschlagen. Aber sie ist der endgültige Beweis, dass Quinn nicht unerreichbar ist. QUiNN kann mit diesem Kind als Köder endlich sein Ziel erreichen, und Quinn das abverlangen, was sie uns ohnehin schuldig ist.« Einer der Generäle, Fünf, erhob sich. »Sie ist nicht die einzige »Heldin« aus Paris. Was ist mit dem Agreste-Jungen?« »Cat Noir. Zweitrangig. Bis jetzt hat er keinerlei besondere Fähigkeiten gezeigt, die über die Norm hinausgehen. Sein Vater, Gabriel Agreste alias Hawk Moth, ist vor wenigen Wochen mit ihm und dem Mädchen in China eingetroffen. Die Gelegenheit könnte nicht günstiger sein.« »Wie ist die Lage in Paris? Der Dritte ist noch dort, nicht wahr?« »Darum kümmert sich unsere Verbündete. Auphelia wird in einigen Tagen nach Frankreich aufbrechen, mithilfe ihres Siegels dürfte der Junge kein Problem sein. Das Ziel ist Nahe, Fünf. Bereite die westliche Festung vor. Bald müssen wir einen Käfer sezieren.« Der Bildschirm erlosch und der alte Mann stand auf. »Es liegen glorreiche Tage vor uns. Quinn für die Menschheit! Quinn für die Zukunft! Quinn für QUiNN!«

Miraculous - eine eigene 2. StaffelWo Geschichten leben. Entdecke jetzt