Kapitel 19

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Trish und ich sahen uns über den Tisch an, total geschockt. Als ich nach einer gefühlten Ewigkeit auf die Idee kam, dass es nur eine Übung wäre, fragte ich einen Lehrer.

Dieser schrie uns an, dass wir das Schulgebäude sofort verlassen müssten. Da realisierte ich langsam, dass es keine Übung war und ich mich in Lebensgefahr befand. Da wir im Speisesaal waren, verschanzten wir uns nicht in einem Klassenraum, sondern suchten nach dem schnellsten Weg raus, was in diesem Falle das bodentiefe Fenster auf der gegenüberliegenden Seite der Tür war.

Es ist zwar sehr gefährlich, der Tür den Rücken zuzukehren, aber immer noch besser, als durch die Tür hinauszurennen und möglicherweise auf den Amokläufer zu treffen. Also schlug ich das Fenster ein, mit einer ungeahnten Kraft. Das waren wahrscheinlich die 17% der Kraft, auf die man nur zugreifen kann, wenn man sich wirklich in Lebensgefahr befindet.

Die Scherben massakrierten zwar meine Arme, trotzdem spürte ich keinen Schmerz. Es war einfach zu viel Adrenalin in meinem Blut. Wir rannten quer über den Schulhof zu dem Zaun, der das Schulgelände von der Straße trennte.

Das Risiko angeschossen oder sogar erschossen zu werden, war ziemlich hoch, weil sich auf den 50m kein Baum oder Strauch befand, nur Gras. Während ich zum Zaun sprintete, hörte ich hinter mir Schreie.

Es war wie in einem Horrorfilm.
Schreie.
Überall.

Ich machte einen großen Fehler und drehte mich um. Ich sah den Amokläufer.

Komplett in schwarz. Mit einem schwarzen Tuch vorm Gesicht. Er starrte mich an. Richtete die Waffe auf mich. Ich stand da, wartend auf den Schuss. Die Zeit stand still. Doch er kam nicht. Stattdessen rannte Trish zu mir und zerrte mich weg.

Da lief die Zeit schneller als je zuvor. Die folgenden Ereignisse passierten so schnell nacheinander, ich realisierte sie erst Stunden später. Ich zog mich auf den Zaun. Oben wollte ich auf der anderen Seite herunterspringen.

Hinter mir hörte ich einen verzweifelten Schrei. Ich blickte nach unten und sah Trish. Sie kam den Zaun nicht hoch. Ich half ihr, sich hochzuziehen.

Doch dann folgte ein Schuss.
Trish riss die Augen auf und starrte mich an.
Sie fasste sich an den Hinterkopf.
Ihre Hand war mit Blut bedeckt.
Sie starrte ihre Hand an.
Dann mich.
Ihre Augen füllten sich mit Tränen.
Sie sah mir in die Augen und flüsterte: Räche mich!
Ich wollte sie noch den letzten Meter hoch ziehen.
Auf die andere Seite, zu den Krankenwagen.

Doch sie fiel.

Warum ich hier bin...Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt