Kapitel 22

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Ich starrte Logan an. Er starrte zurück aus seinen eisblauen Augen. Ich fragte ihn, warum er hier sitzen würde.

Er antwortete, er hatte auf mich gewartet, weil er wusste, dass ich in Kanada war. Als ich ihn fragte, warum, sagte er, er wolle es, erstens, nicht vor meiner Mutter besprechen und zweitens, nicht hier draußen, weil ich durchnässt wirkte und er nicht wollte, dass ich mich erkältete.

Im Nachhinein fiel mir auf, dass er wahrscheinlich nur reinwollte, weil er bestimmt eine Stunde im Regen bei 6°C gesessen hatte und mal davon abgesehen, werde ich nicht krank. Das hat aber nichts mit der Geschichte zu tun. Wir gingen also rein und auf mein Zimmer.

Wir setzten uns auf mein Bett und schwiegen für eine gefühlte Stunde. Doch dann brach Logan das Schweigen, indem er mir sagte, er hätte einen Fehler gemacht. Er hätte gewusst, ich wäre in ein tiefes Loch gefallen und als mein Freund wäre es seine Pflicht gewesen, mir herauszuhelfen und mich nicht noch tiefer einzugraben.

Daraufhin fragte ich, ob wir Schluss gemacht hätten. Logan sah mich an und fragte mich, ob ich scherzte. Ich sah zurück und verneinte. Danach fing ich an zu lachen. Logan fiel mit ein, sah mir in die Augen und sagte mir, ich wäre eine unglaubliche Schauspielerin. Dann küsste er mich.

In dieser Nacht verlor ich auch meine Jungfräulichkeit. Aber nicht an Logan... Nur ein Scherz, die verlor ich schon viel früher, ich glaube, ich war 12 oder so. Du darfst mir nicht trauen, weil du niemals weißt, ob dass, was ich gesagt habe, wirklich der Wahrheit entspricht. Aber dabei darfst du mir glauben: ich bin noch Jungfrau. Glaube ich zumindest.

Zurück zur Geschichte. Das war der Tag, an dem ich die Trauer über Trishs Ableben überwunden hatte (mehr oder weniger, eher weniger) und Logan und ich wieder zusammen waren.

Die folgenden Wochen sollten zu den Schönsten in meinem Leben werden, bis ich zu einem allesveränderten Abendessen bei Logan zu Hause eingeladen wurde. Es war eigentlich kein großer Deal, ich kannte seine Eltern schon.

Es war ein frühes Weihnachtsessen. Doch ich sollte Logans Bruder kennenlernen. Ich wusste nicht viel über ihn, nur, dass er 24 war und dass er Tim hieß.

Weil Logan nicht so oft von ihm erzählte, schlussfolgerte ich, dass sie ein sehr schlechtes Verhältnis zueinander hatten. Aber er kam zu spät. Als wir schon am Tisch saßen, um zu essen, ging plötzlich die Tür auf und da stand ein Typ.

Gleiche Haarfarbe wie Logan, vielleicht etwas größer, aber auch sportlich. Eigentlich ganz normal, wie ein großer Bruder eben.

Doch als ich die Augen betrachtete, bekam ich einen Schock: Er hatte blau-graue Augen mit einem braunen Rand um die Iris. So wie ihr Mörder.

Mein Erzfeind.

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