Kapitel 29

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Lautes Murmeln breitete sich im Raum aus, was aber der Mann im hohen Stuhle mit Klopfen seines Hammers beendete. Ich setzte mich wieder hin.

Doch der Richter ließ nicht locker und fragte mich, wie ich sie umgebracht hätte. Ich erzählte ihm alles, vom Amoklauf bis zum Abdrücken. Ich saß zusammengesunken auf meinem Stuhl, als der Richter fragte, warum ich mich schuldig bekennen würde.

Ich antwortete ihm, dass ich eigentlich geplant hatte, in Kanada für ein paar Jahre unterzutauchen, bis die Tat vom Tisch war. Doch dann wurde ich angefahren und die Polizei verdächtigte mich bereits, weswegen ich auch nicht das Land verlassen könnte. Also entschied ich mich, meine Strafe abzusitzen.

Mein Urteil hieß: lebenslang. Ich würde also 15 Jahre oder mehr im Knast verbringen, alles nur wegen Trish, beziehungsweise, wegen Tim. Die Polizei kam zu mir und legte mir Handschellen an. Als ich abgeführt wurde, sah ich nochmal zu meinen Eltern.

Mein Vater sah mich geschockt an. Seine Augen brannten sich in mein Fleisch, doch schmerzhafter war die Reaktion meiner Mutter: sie würdigte mir keines Blickes. Es gibt nichts schmerzhafteres, als zu sehen, wie man von der eigenen Mutter verstoßen wird.

Ich muss es schließlich wissen, ich habe die Extreme psychischen und physischen Schmerzes erlebt. Am eigenen Leib. Das traurigste daran war nicht, dass ich meine Mutter nicht mehr ansehen konnte, sondern dass sie mich nicht mehr ansehen konnte.

Ihr eigenes Fleisch und Blut. Das Mädchen, das irgendwann mal aus ihr rausgeflutscht ist.

Die Polizisten nahmen mich mit und brachten mich hierher. Die ersten Tage habe ich mich in meiner Zelle verkrochen, unfähig, jemand anderes oder mich selbst anzusehen.

Nach zwei Wochen traute ich mich, nach draußen zu gehen und mich allen vorzustellen. Keiner hatte aber Angst vor mir, ich war auch nicht wirklich furchteinflößend.

Ich war 14, hatte keine Ahnung, was jetzt passierte und habe ständig angefangen, zu heulen. Dann klingelte zum ersten Mal das Telefon. Mein Dad rief mich an.

Es sollte eigentlich ein fröhlicher Anlass sein, doch Dads Anruf hatte einen Grund:

Mom war tot.

Warum ich hier bin...Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt