6. KAPITEL

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Gott sei Dank, es war Sonntag!! Und das hieß, ich müsste nicht in die Schule, müsste mich nicht vor allen Leuten blamieren... schon wieder. Wenigstens war ich alleine, da meine Mum auf einer Geschäftsreise in Chicago war.
Also begann ich erst einmal damit voller Elend im Bett liegen zu bleiben. Später würde ich damit auf dem Sofa weitermachen und abends dann abermals im Bett. Hörte sich doch nach einem perfekten Tag an, oder nicht?

Die Tränen flossen wie ein Fluss aus meinen Augen, welche sich anscheinend nie erschöpften. Jegliche Farbe war mir aus dem Gesicht gewichen (abgesehen von der verschmierten Schminke… ) und sogar meine Haare schienen mir blasser als sonst. Ich hatte kein Hunger, ich hatte keinen Durst, ich hatte auf nichts Lust!! Alles war einfach verdammt scheiße!

Niemand wollte was von mir wissen. Keiner meiner „Freunde“ hatte mal gefragt, wie es mir geht, nachdem ich den gestrigen Abend heulend in einer Ecke verbracht hatte. Womöglich hatten sie schon alle von Taylors... Spielchen gewusst. Und natürlich hatte keiner daran gedacht, es mir zu sagen!! Warum auch? Ich war ja nur die gewesen, die belogen und betrogen worden war!!
Wütend warf ich mein Kissen gegen die Wand, woraufhin ich schluchzend aufstand. Irgendetwas Alkoholhaltiges brauchte ich jetzt… Das hatte Mum nach der Scheidung von Dad auch getan und wie hieß es nochmal? Der Apfel fällt nicht weit von Stamm. Vielleicht sollte ich mich ja auch nur meiner Karriere widmen. Mich von allem abschirmen.

Schließlich fand ich den Whisky, welchen sie immer hinter den Chips versteckte. Und wenn ich schon dabei war, konnte ich auch gleich die 3 Packungen davon mitnehmen. Also schleppte ich mich ins Wohnzimmer und ließ mich auf die Ledercouch fallen. Ich öffnete die Flasche und roch erst etwas an ihr, sodass mir ein kleiner Jauchzer entfuhr. Sonst trank ich nur schwache Sachen wie Bier oder so. Whisky war Neu-Land für mich. Aber es gab ja immer ein erstes Mal!!
Ohne noch groß nachzudenken nahm ich einige Schlücke und ruhte meine schmerzenden Augen etwas aus.
DING DONG

Überrascht setzte ich mich auf und spürte, wie der Alkohol schon einsetzte.

Ich: Hereeein!! Ahja, i muss ja erst ufmache!

Mit der Whisky-Flasche in der Hand ging ich schwankend zur Tür und öffnete sie.

Ted: EMMA!! WEG DAMIT, VERDAMMT!!

Ohne Vorwarnung nahm er mir die Flasche weg und ein wütender Ted stürmte in die Wohnung, in welcher er wiederum geschockte stehen blieb. Hustend stellte ich mich neben ihn.

Ich: Was schaust 'n so entsetzt, Teddy Ted?

Ted: Machst du Witze?! Schau dir die Bude an!!

Verblüfft schaute ich mich um und musste feststellen, dass ich den ganzen Mittag in einer Müllhalde verbracht hatte!!! Bierflaschen, Essensreste, und jeglicher restlicher Abfall…

Ted: Komm ich helfe dir bei Aufräumen!

Ich nickte nur dankbar und besorgte das nötige Putzzeug. Sofort fing er an die Scherben aufzusammeln und rief jedes mal Vorsicht, wenn ich einer torkelnd zu Nahe kam.

Ich: Warum machst 'n du das?

Ted: Was?

Ich: Mir... mir helfen.

Ted: Weil ich weiß, dass du sonst niemanden hast...

Geschockt sah ich ihn an, doch er hatte Recht. Ich hatte niemanden...

Ted: ABER jetzt hast du ja mich, dass heißt: Es kann nur noch besser werden!

Ich lachte, wobei mir eine Träne über die Wange rann. Oh, man. Ich war eine totale Heulsuse!
Plötzlich machte Ted die Musik-Anlage an und das ganze Apartment begann zu beben. Augenblicklich fing er an zu tanzen, sah dabei jedoch eher aus wie ein umher gackerndes Huhn. Abermals musste ich laut lachen, sodass meine Laune sich gleich besserte.

Aufräumen mit Musik und Ted. Das würde ich nicht so schnell vergessen! Aber meine Gedanken waren immer noch ganz und gar bei Taylor… und Sophie. Die Bilder der beiden gingen mir nicht mehr aus dem Kopf. Ekelhaft...

Ted: Fertig!!

Ich: Es sieht besser aus wie vorher.

Ted: Achwas, das kommt dir nur so vor! Ich tippe, weil du auch noch etwas angetrunken bist.

Ich: Trotzdem... danke, Ted.

Ich stürzte mich mit ausgestreckten Armen auf ihn, während er bloß überrascht da stand. Schließlich umarmte auch er mich unsicher und tätschelte meinen Kopf leicht. Traurig vergrub ich mein Gesicht in seinem T- Shirt. Der Geruch von Männer- Parfüm kroch mir in die Nase. Wie süß, dass er sich sogar zu Recht gemacht hatte...

Ted: Emma? Du bist meine einzige richtige Freundin hier.. was sollte ich sonst an einem so langweiligen Sonntag tun?

Ich: Du zerstörst immer die schönen Momente!

Ted: Die Kitschigen, meinst du wohl mehr... Kitschig ist übertrieben und out! Der Humor ist, was zählt!

Ich: Red keinen Stuß!

Ted: Stimmt doch, schließlich kann vor allem Humor aufmuntern!

Ich: Gar nicht!

Ted: Warum lachst du dann ganze Zeit?

Ich: Tu ich gar nicht!!

Bemüht versuchte ich eine ernste Miene aufzusetzen und das Lachen zu unterdrücken, doch ich spürte schon, wie ich begann rot anzulaufen.
Aber plötzlich stürzte sich Ted auf mich und fing an mich zu kitzeln…

Ted: Komm, lach für mich!

Ich: NIEMALS!!

Jedoch war ich wehrlos gegen seine kräftigen Arme und so hörte ich auf mich zu wehren und ein lautes Lachen entfuhr mir, welches schon bald zu einem peinlichen Grunzen wurde. Erschrocken hielt Ted einen Moment inne und sah mich verwirrt an, aber ich lachte immer weiter. Schließlich stimmte auch er mit ein und wir beide lagen letzten Endes am Boden vor Lachen.
Als wir dann völlig außer Puste waren, blieben wir einfach dort liegen. Ich schaffte es einfach nicht mein Grinsen verschwinden zu lassen. Ich war auf einmal voller Glück erfüllt. Schwer denkbar, dass ich noch vor einer Stunde mich vor Trauer betrunken wollte.

Ich: Ich hab schon langer nicht mehr so gelacht.

Ted: Meinst du jetzt so viel oder mit diesem Gegrunze?

Ich: So viel, du Idiot!! Und hör auf so fies zu grinsen! Ich kann dafür nichts.

Ted: Ahja.

Lächelnd sah er mich an und blickte verträumt in meine großen Augen, sodass auch ich wieder gefangen von seinen war. Es schien mir, als würde ich ihn schon ewig kennen. Aber nein! Das durfte einfach nicht sein, das würde alles kaputt machen!! Sicherlich täuschte ich mich und meine Gefühle spielten mir bloß einen Streich... Stopp, Gefühle?!! Welche Gefühle, verdammt?

Naja, wir sind ja jetzt doch Freunde geworden, das konnte ich nicht leugnen, doch leider in einer Situation, in welcher mein Leben eine reine Katastrophe war. Doch vielleicht war es gut so. Vielleicht sollte es so sein. 

Der Schöne und das BiestWo Geschichten leben. Entdecke jetzt