11. Ich hasste es

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Rhythm Inside von Loic Nottet

Erschöpft fuhr ich mir durch meine Haare.

Die Spannung und das Adrenalin, welche sich in meinem Körper gebildet hatten lösten sich so langsam auf.

Je weiter weg ich vom Park kam, desto ruhiger wurde ich und mehr Kraft entfloh meinem Körper.

Ich hasste es.

Ich hasste dieses Gefühl.

Ich hasste Jack.

Ich hasste es, dass er unbewusst so viel Macht über meinen Körper hatte.

Es war nicht so, dass er die Macht hatte mich schwach zu machen, wie in jeder Liebesgeschichte, wo der Junge alles von dir zum Schmelzen bringt.

Es war so, dass er die Macht hatte mich zu schwächen.

Mich durch meine vergangenen Erlebnisse so traumatisiert zu haben, dass ich nicht mehr die starke Allis war, die ich in den letzten Jahren geworden war.

In seiner Nähe war ich zerbrechlich.

Ich hatte zu viel Angst davor, dass es wieder geschieht, dass ich wieder von ihm verletzt werde.

Sowohl körperlich als auch psychisch!

Nachdem wir umgezogen waren ging ich 1½ Jahre lang zum Seelenklempner.

Es half mir auch sehr.

Doch jetzt wo ich wieder mit meiner Vergangenheit konfrontiert wurde, halfen mir die ganzen Stunden nicht.

Im Fall eines Falles könnte ich ihn sogar verprügeln. Stärker als er war ich alle mal.

Doch wenn er seine Kumpels dabei hätte, wäre ich mir sicher, dass ich selbst dies nicht schaffen konnte.

Von meiner Vergangenheit weiß eigentlich niemand.

Niemand außer mir, dem Psychodoc und Jake und seine Spasten.

Meinen Eltern war es egal. Hauptsache ich bin halbwegs gut in der Schule.

Sie schickten mich auch nur zum Psychodoc, weil sie selber keine Lust hatten sich damit auseinander zu setzten.

Wir zogen auch nicht um, weil ich schikaniert wurde.

Wir zogen um, weil meine Eltern ein besseren Job bekamen.

Das einzige was sie je für mich gatan hatten war mir das Motorrad zu kaufen und mich für einen gewissen Zeitraum in unserer alten Wohnung leben lassen.

In der Zeit in der wir woanders wohnten, wurde diese Wohnung vermietet.

Doch wegen mir mussten die Mieter wieder ausziehen.

In Gedanken versunken schloss ich wieder meine Wohnung auf.

Ich brauchte definitiv irgendeine Ablenkung und eine Runde schlaf.

Und das obwohl ich heute schon gefühlte tausend Stunden geschlafen hatte.

Erschöpft ließ ich mich zum wiederholten Mal an diesem Tag ins Bett fallen.

Meinen Wecker stellte ich noch kurz auf 21:00 Uhr, damit ich am Abend noch wach sein konnte.

Meine Augen schlossen sich wie von alleine, als ich meine Decke über mich gezogen hatte.

Wie erwartet weckte mich mein Wecker um Punkt 21:00 Uhr.

Viel erholter fühlte ich mich nicht, dennoch war ich wach genug um aufzstehen.

Geblendet von der Helligkeit meines Handy-Displays kniff ich leicht schmerzvoll meine Augen zusammen.

Ich hasste es.

Neues gab es nicht.

Weder eine Nachricht, noch eine Benachrichtigung.

Minutenlang verbrachte ich damit auf Snapchat die ganzen Storys anzuschauen.

Dies tat ich nur, wenn ich überhaupt nichts zu tun hatte. An sich fand ich die Storys unnötig.

Doch heute war wenigstens eine Interessante dabei.

Party in der Halle. 22:00 Uhr Beginn.

Und wie es der Zufall doch so wollte, hatte ich heute noch nichts vorgenommen.

Beziehungsweise ich wollte eigentlich schlafen, aber so lange wie ich auf keiner Party mehr war lies ich es mir doch nicht entgehen.

Fertig gestylt stand ich um 23:00 Uhr vor der genannten Halle.

Von draußen hörte man leicht den Bass erklingen, doch da die Halle recht Schalldicht war, war es recht ruhig hier draußen.

Das letzte und erste Mal, dass ich die Halle betrat lag schon über 4 Jahre zurück.

Trotz der unwohlen Vergangenheit ging ich mit Freude auf den Eingang zu.

Endlich Feiern!

Drinnen angekommen liefen die Charts.

Erst Despacito, dann Shape of you und dann Heavy.

Schon nach dem ersten Becher Fernet con Coca lief ich auf die Tanzfläche und lies meine Hüften schwingen und meine Hände in die Höhe recken.

Plötzlich wurde ich von hinten angetanzt.
Ich drehte mich um und sah in ein Gesicht von einem Typen.

Von dem Typen der mich aufgegabelt hatte und heute mit Jack gesprochen hatte.

Noch fast nüchern legte ich meine Arme um meinen Nacken.

Langsam kam ich ihm Näher. Und je näher ich kam desto mehr roch man, dass er schon viel Intus hatte.

Abschrecken tat es mich nicht.

Nennt mich wie ihr wollt, doch ich ließ mich auf viele Typen ein.

Doch nur auf die, welche ich auch sonst heiß finden würde.

Also wieso nicht ein bisschen Spaß haben?

Kurz schaute ich ihm ihn die Augen, wie er auch mir. Keine Sekunde später lagen unsere Lippen aufeinander und wir knutschten rum.

Nicht wie frisch zusammen gekommene Pärchen, aber auch nicht, dass einem schlecht wurde, hätte man uns zugeguckt.

Immer weiter verzogen wir uns von der Tanzfläche.

Bis er irgendwann mit dem Rücken an die hinter ihm liegende Wand anstieß.

Ohne es richtig zu bemerken zog er mich weiter zu den Toiletten, wo immer mehr knutschende Menschen auffindbar waren.

Doch noch bevor wir in den Toiletten verschwanden ließ ich ihn abblitzen.

Mir war der Spaß vergangen.

Mir war der Spaß vergangen, nachdem ich ihn gesehen hatte.

Jack Rivers!

14.5.17
15.5.17

Falls Logikfehler anhand der Wochentage auftreten, tut es mir sehr leid und ihr könnt mich gerne daraufhin weisen.

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