15.Sie war den Tränen nahe

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Ciao Adios - Anne-MarieEindringlich schaute ich in ihre Augen.

Sie hielt dem Augenkontakt kurz stand, bevor sie beschämt ihren Blick auf den Boden sank.

Sie war den Tränen nahe.

Leicht überfordert mit der Situation schnappte ich wider ihren Arm und zog sie behutsam zu einer Bank.

Von alleine setzte sie sich.

Sie ließ den Kopf nach vorne fallen, sodass ihre Haare die herunter laufenden Tränen verdeckten.

Aus Angst ihr zu Nahe zu kommen, setzten ich mich an das eine Ende der Bank.

Meines Erachtens nach brauchte sie einen Moment für sich.

Ich wollte ihr Mut zureden, sie trösten, und ihr sagen, dass ich immer für sie da bin.

Doch etwas hielt mich davon ab.

War es die Ungewissheit, dass alles zu schnell für sie ging? Oder der Gedanke, dass sie mich eventuell doch nicht mag?
Oder weil ich nicht wusste, ob sie mich lang genug kannte, um so etwas von mir zu hören?

Mitleidig schaute ich sie an. Garantiert wollte sie kein Mitleid, doch ich konnte es nicht unterdrücken.

Ich fühlte mich in die Zeit zurück gezogen.

Da ich nicht wusste, was ich hätte tun können, blieb ich sitzen und wartete.

Auf was ich wartete, wusste ich nicht genau. Vielleicht ja darauf dass sie aufhörte zu weinen, dass sie irgendwas sagte, ja vielleicht wartete ich sogar auf eine Reaktion von mir.

Mir war es nicht gleichgültig, dass sie direkt neben mur saß und weinte, nur wusste ich nicht, wie weit ich gehen durfte.

Letztendlich stoppte ihr weinen nach gewisser Zeit, was ihr im Nachhinein sehr peinlich war.

Mit der Ausrede, dass sie noch zu Hause etwas vergessen hatte und deshalb noch mal weg musste, verabschiedete sie sich und verschwand so schnell es ging.

Nach diesem Ereignis setzte ich meinen Weg nun alleine fort und kam pünktlich zum Pausenbeginn, nach dem verpassten Block, auf dem Schulgelände an.

Weil ich nicht wusste, was ich hätte tun sollen, setzte ich mich mit Kopfhörern in den Ohren in einen Schatten von einem Baum.

Rhythmisch bewegte ich meinen Kopf hin und her zu dem Takt der Musik.

In voller Lautstärke dröhnte Strip that down in meine Ohren.

Lange saß ich nicht alleine in dem Schatten, denn 2 Mädchen meines Alters setzten sich zu mir.

Da ich gedanklich der Musik in meinen Ohren folgte, merkte ich auch nicht, dass sie mich angesprochen hatten.

Erst als die blonde von den beiden mich antippte und mich mit einem Lächeln anguckte.

Aus Höflichkeit gegenüber den beiden machte ich meine Musik leiser und nahm den rechten Kopfhörer aus meinem Ohr.

"Ja?" fragte ich leicht verwirrt.

"Ähm, hey.

Ich wollte fragen, ob du deine Musik etwas leiser machen könntest."

Schulterzuckend erwiderte ich:" Ja kann ich machen."

Die Musik stellte ich noch etwas leiser und stopfte daraufhin auch wieder den Kopfhörer ins Ohr.

Doch auch dies mal blieb ich nicht lange ungestört, denn dad Mädchen tippte mich wieder an.

"Äh, ich wollte fragen, woher du deine Jacke hast, die ist total schön."

Verwundert über das Kompliment schaute ich an mir runter auf meine Jacke.

Es war eine alte Oversized-Jeansjacke in einem hellen blau Ton.

"Sorry, aber die war von einem Flohmarkt, ich habe leider keine Ahnung, woher die stammt."

Antwortete ich höflich.

Leicht enttäuscht schaute sie mich nun an.
"Achso okay, schade. Naja ich bin übrigens Jess." stellte sie sich vor und reichte mir ihre Hand hin.

Kurz darauf folgte ein interessantes Gespräch zwischen ihr, ihrer Freundin, welche sich als Max vorstellte, und mir über Gott und die Welt.

Mit dem Klingeln am Ende des Schultag es stürmte ich mitsamt meiner Tasche und Jacke aus dem Raum und flitzte auf mein Motorrad zu.

Der Fahrtwind kühlte meine Haut leicht ab von der Hitze die in dem letzten Block über die Kleinstadt her gefallen war.

Mit Vorfreude auf Freizeit fuhr ich nach Hause.
Meine verschwitzen Haare befreite ich, direkt nach dem ankommen zu Hause, von dem Helm, unter dem es gefühlte 50°C warm geworden waren.

Geschafft von der Hitze schleppte ich mich mühsam die Treppen zu meiner Wohnung hoch, bevor ich die Tür auf schloss.

Das erste was ich tat, als ich meine Tasche abgestellt hatte, war mich von meinen Klamotten zu befreien und eine kalte Dusche zu nehmen. So kalt, dass ich danach frierend auf dem Sofa saß, duschte ich, was in gewisser Weise auch sehr entspannend war.

Der restliche Tag verging nebenbei und sehr unspektakulär.

Mir war es auch bewusst, dass mein Leben des Todes uninteressant war und egal wie gerne ich es ändern würde, es würde nie passieren.

Mit der ungehaltenen Vorfreude, Achtung Ironie, auf den nächsten Montag Morgen ging ich letztendlich ins Bett.

Total schlaftrunken und nicht ganz bei der Sache haute ich auf die Stelle wo der Wecker normalerweise stand, um ihn ruhig zu stellen, weil er mich aus meinem Schlaf gerissen hatte.

Verwirrt bemerkte nun auch mein definitiv zu langsam arbeitendes Gehirn, dass der Wecker nicht an seinem normalen Platz stand, sondern aus einer anderen Ecke meines Zimmers klingelte.

Während des zu meinem Wecker auf dem Boden hinrobbens, verfluchte ich innerlich mein gestriges Ich, da ich den Wecker extra weiter weg gestellt hatte, um zu vermeiden dass ich verschlafen.

F*** dich altes Ich!

Noch unmotivierter als sonst stieg ich in den überfüllten Bus ein, weil ich Angst hatte, wegen meiner Müdigkeit einen Unfall mit dem Motorrad zu bauen.

Und hätte das Schicksal es gut mit mir gemeint, hätte ich mich nicht neben Brandon gesetzt, was leider meiner Müdigkeit zuzuschreiben war.

10.06.17
14.06.17
17.06.17

Hab mir überlegte, dass ich jetzt regelmäßig mindestens jeden Samstag ein Kapitel poste, um Regelmäßigkeit einzuführen.

Comeback GirlWo Geschichten leben. Entdecke jetzt